Kiffen bei Depressionen?

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frenchboy
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Registriert: 26. Apr 2006, 16:56

Kiffen bei Depressionen?

Beitrag von frenchboy »

Hallo!

Ich will mich zunächst mal kurz vorstellen:
Männlich, 26 Jahre. Ich habe vor ca. 2 Jahre eine Therapie gemacht, die mir half meine Kindheit aufzuarbeiten, soweit das halt möglich ist... Ich habe gleichzeitig mein Abi nachgeholt und bin trotz meines Alters mittlerweile auf der Uni. Leider läuft es nicht ganz so wie es müsste, weshalb meine depressiven Anflüge wieder stärker werden.


Ich bin KEIN typischer Kiffer: Ich habe mein Abi neben einer 42-Std-Woche (inkl. Samstagsarbeit) und gleichzeitiger Therapie nachgeholt, das war absolut an meiner körperlichen Leistungsgrenze. Und auch sonst kriege ich mein Leben ganz brauchbar auf die Reihe. Ich lebe also aktiv, solange ich etwas zu tun habe. Aber lasst mich nicht allein...
Und ganz wichtig: Alle depressiven Eigenschaften also Grubbeln bis der Arzt kommt, Selbstzerstörung, früher Suizidgedanken, das Gefühl von mit-angezogener-Handbremse-fahren, hinter seinen eigenen Fähigkeit zurück zu bleiben, nie richtig dazu zu gehören, und nur 'stumpfe' Gefühle zu kennen, etc, etc, habe ich bereits seit meiner frühesten Kindheit, eigentlich seit ich denken kann. Ich habe also definitiv keine durchs Kiffen ausgelöste Depression! Auch meine Therapeutin sagte mir wortwörtlich: "Sie kriegen Ihr Leben doch auf die Reihe, oder?" Sie fand es nicht schlimm...
Ich habe nie den Drang verspürt andere Drogen zu nehmen, habe sogar Angst davor! Auch Alk wirkt (in grösseren Mengen) sehr kontraproduktiv. Trinke im Monat vielleicht zwei Bier.

Wie weit aber die Depression dadurch beeinflusst wird würde mich hier mal interessieren, man liest ja ständig darüber...

Deshalb meine Frage: Ist es möglich, dass Kiffen vielleicht sogar hilft? BITTE erspart mir dieses generalisierte 'Drogen sind Sch...!', solche hohlen Phrasen nämlich auch.

Zum einen hilft es mir beim Einschlafen! Ich konnte früher nie richtig einschlafen, hatte einen dünnen Schlaf und üble Albträume (als Kind!). Jetzt schlafe ich gut ein, bin aber halt morgens gerädert. Zum anderen aber habe ich das Gefühl, dass das Rauchen mich meinen Gefühlen näher bringt. Ich fühle mehr Liebe, weniger Schmerz. Klar, das ist auch ein ganzes Stückweit Verdrängung, aber es macht den Höhen weniger hoch und die Tiefen weniger tief. Es macht mich entspannter und (vermeintlich?) ausgeglichener.
ODer bilde ich mir das alles nur ein und mir ginge es ohne noch besser? Ich will aber nicht verhehlen, dass ich abhängig bin! Das weiß ich und ich bin nicht stolz drauf!

Trotzdem würde ich mich für die medizinische Seite interessieren? Kann Kiffen evtl. helfen oder ist es NACHWEISLICH!! ausschliesslich schädlich?
Chiron
Beiträge: 2006
Registriert: 14. Feb 2005, 15:45

Re: Kiffen bei Depressionen?

Beitrag von Chiron »

Hallo frenchboy,

ich finde es nicht gut, dass Du so über das Kiffen schreibst.
Es sind und bleiben Drogen. In meinen Augen könnte sich jemand dazu animiert fühlen es auch mal mit dieser Art von Drogen zu probieren und es ist dann vielleicht nur ein Einstieg.

Deshalb hoffe ich, Dein Posting wird wieder gelöscht, bevor es Unheil anrichtet.
Ist meine persönliche Meinung, zu der ich stehe.

Liebe Grüße von
Chiron, die Dich zum Thema: Umgang mit Depris, herzlich willkommen heißt.

Aber eine Verharmlosung jeglicher Art von Drogen ablehnt.
"Was mich nicht umbringt, macht mich noch stärker."
frenchboy
Beiträge: 5
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Re: Kiffen bei Depressionen?

Beitrag von frenchboy »

Hallo!

Ich wollte die Droge (DAS IST SIE!!) nicht verharmlosen. Sollte ich den Eindruck geweckt haben, so bitte ich um Entschuldigung!

Allerdings gelten viele dieser sooft zitierten Eigenschaften nicht für mich, bzw. waren schon vor dem Kiffen existent...

Hey, ich mach grad ne Pause um zu sehen wie es 'ohne' ist und ich sage nicht umsonst, dass ich ABHÄNGIG bin, ok?

Allerdings kann ich deiner Aussage auch nicht viel abgewinnen, weil du leider auch ins Horn der generellen Verteufelung stösst, anstatt vielleicht mit Fakten zu glänzen... Soll kein Angriff sein, aber ich brauche Fakten, Fakten, Fakten keinen erhobenen Zeigefinger...

grüße
frenchboy
Beiträge: 5
Registriert: 26. Apr 2006, 16:56

Re: Kiffen bei Depressionen?

Beitrag von frenchboy »

Weiterer Edit:

Ich frage mich übrigens wirklich, ob ich mir diese Verbesserung durch Kiffen nur einbilden, oder ob es möglicherweise sogar so ist. Was ich, selbst wenn es so sein sollte, nicht als Animation für Andere sehen möchte. Ein guter Freund ist in die Geschlossene gekommen, wegen Drogen.... Und ehrlich gesagt kriege ich eine ziemlichen Hass wenn ich die 'Druppen' mit Ihren Riesen-Pupillen aus der Disco torkeln sehen. Aber bin ich mit meinen schweren, roten Augen vielleicht besser? Ich denke wohl nicht...

Ich bin also zur Selbstkritik durchaus bereit...

grüße
BeAk

Re: Kiffen bei Depressionen?

Beitrag von BeAk »

Ehrlich gesagt, nehme ich lieber Antidepressiva.
Chiron
Beiträge: 2006
Registriert: 14. Feb 2005, 15:45

Re: Kiffen bei Depressionen?

Beitrag von Chiron »

Lieber frenchboy,

o.k. ich glaube Dir, dass Du niemanden zum Drogenkonsum animieren wolltest.
Google mal zu dem Thema unter der Frage:
"Wirkung von Haschisch"
Du wirst einige Antworten dazu finden.
Zum Beispiel las ich, dass es zu einer psychischen Abhängigkeit kommt.
Am Anfang fühlst Du Dich befreit und nicht mehr so ängstlich.
Nach einer gewissen Zeit löst es Depris aus oder erhöht latent vorhandene Ängste und Depressionen.
Das hört sich nicht gut an. Vielleicht solltest Du doch einen Entzug wagen und Dich auf Antidepressivas einstellen lassen, die machen nicht abhängig und verstärken die Depris auch nicht.

Liebe Grüße,
Chiron
"Was mich nicht umbringt, macht mich noch stärker."
heute
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Registriert: 4. Nov 2005, 11:31

Re: Kiffen bei Depressionen?

Beitrag von heute »

Hallo Frenchboy,

ich kann dir keine Fakten liefern, da ich keinerlei Erfahrung mit Drogen welcher Art auch immer habe.

Aber ich kann verstehen, dass du dich mit deiner Abhängigkeit auseinandersetzt, dass du eben auch eine gewisse Hilfe durch deine Droge siehst und dir überlegst, ob sie nicht auch - wie chemische Antidepressiva - nützliche Seiten haben könnte. Doch, ich kann deine Überlegungen und Fragen ganz gut nachvollziehen, auch wenn ich dir sicher, falls du in meinem Freundeskreis wärst, immer wieder sagen würde, dass du aufhören solltest zu kiffen.

(Ich tue mich sehr schwer, solche Drogen und Süchte nachzuvollziehen... und würde mich sicher deshalb auch nie durch deinen Beitrag zum Konsum animieren lassen. Andererseits habe ich sicher auch mein Suchtpotential... auf anderem Gebiet eben.)

Schöne Grüße

Nene, die leider nicht weiterhelfen konnte
"So many things I would have done, but clouds got in my way." Joni Mitchell (Both sides now)
nina*tina

xxx

Beitrag von nina*tina »

winnie
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Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Kiffen bei Depressionen?

Beitrag von winnie »

Hallo Frenchboy,

das Problem beim Kiffen ist in diesem Fall, sehr global ausgedrückt, vergleichbar mit Alkohol.

Beides wirkt entspannend, man fühlt sich erst mal besser, leichter, "getröstet", die Probleme scheinen vorübergehend weiter weg zu sein. Insofern könnte man Cannabis und Alkohol wohl sehr vereinfachend als "akutes Sofort-Antidepressivum" betrachten.

Allerdings ist das genau die Gefahr dabei. Eben WEIL es vordergründig so schön funktioniert, neigt man dann gerne dazu, es weiter zu konsumieren. Und öfter. Und immer mehr.
Und irgendwann stellt man dann fest, daß es ohne nicht mehr geht. Und daß jetzt das Kiffen (bzw. der Alk) zum neuen eigentlichen Problem geworden ist.

Über die Gesundheitsschädlichkeit von Alkohol brauchen wir ja nicht mehr zu diskutieren.
Aber auch das Kiffen ist nicht ganz so harmlos, wie es in bestimmten Kreisen gerne dargestellt wird. (Wobei ich selbst zu denen gehöre, die es nicht in Ordnung finden, daß von Gesetzes wegen Cannabis und harte Drogen so einfach über einen Kamm geschert werden. Da sind ja wohl wirklich noch Welten dazwischen!)
Allerdings darf man sich auch den Tatsachen nicht verschließen. Cannabis ist nun mal eine Droge, die psychogen wirkt (auch in der Medizin setzt man es ab und zu ein, seine entspannende und schmerzlindernde Wirkung ist ja bekannt). Auch wenn eine körperliche Abhängigkeit dabei eher selten ist, darf man allerdings die psychische Abhängigkeit nicht unterschätzen.

Und wie Alkohol oder andere Drogen hat auch Cannabiskonsum auf die Dauer körperliche und besonders geistige Schädigungen zur Folge, das ist bekannt und erwiesen.

Im Zusammenhang mit Depressionen sollte man außerdem eins beachten: Cannabis verstärkt i.d.R. genau die Stimmung, in der man sich gerade eh befindet. Wenn man gut drauf ist, wird man dadurch noch glücklicher. Aber wenn's einem eh scheiße geht, kann es passieren, daß das Kiffen einen in diesem Moment erst recht noch so richtig runterzieht. Und weil einem mit Cannabis in der Birne ja ohnehin alles wurscht ist, kann das schlimmstenfalls bis zum Suizidentschluß führen.

Vorsicht ist daher dringend angebracht.

Gruß,
Winnie
frenchboy
Beiträge: 5
Registriert: 26. Apr 2006, 16:56

Re: Kiffen bei Depressionen?

Beitrag von frenchboy »

Hi!

Danke für euren vielen Antworten.

Ich habe bei Google auch etwas gesucht, aber keine IMO unabhängige Site gefunden, die sich wissenschaftlich mit dem Thema beschäftigt. Entweder die waren mir zu sehr pro oder zu sehr contra. Das merkt man sehr deutlich an den aufgegriffenen Argumenten.
Ich muss aber sagen, dass auf der Pro-Seite mit den besseren Argumenten gekämpft wird, schon alleine, weil diese Site auf jede Menge Studien verweisst inkl. Quellenangaben. Das hab ich bei keiner Contra-Site gefunden. Da wurde ausschliesslich unbewiese Binsen-Weisheiten vertreten.
Dadurch hab ich aber ein Buch zu dem Thema gefunden, dass ich mir wohl demnächst zulegen werde.
Was die körperliche Abhängigkeit von Hasch angeht: Das Hasch selbst gilt als nicht abhängig machend (REIN körperlich!!!!), aber da man ja das Zeug meist mit Tabak raucht, können dadurch Sekundär-Süchte auftreten. Ganz zu schweigen davon, dass man ja ohne jeden Filter raucht, was dann ja echt einen Nikotin-Hammer darstellt. Und das kann ich nur bestätigen! Ich hab nicht das Gefühl, jetzt einen Joint zu 'brauchen' (immerhin!), aber dafür rauche ich jetzt normale Kippen, wenn auch nur in kleinen Mengen, aber den 'Bedarf' spüre ich! Da ich aber Kippen auf Dauer nicht mag, werde ich das auf kurz oder lang ebenfalls absetzen.
Ist vielleicht auch Gewohnheit immer irgendwas im Mund zu haben...?

Ich werde mich mal über einen längeren Zeitraum beobachten und mal sehen was passiert, was sich ändert.

grüße
fb

p.s.: Auch wenn ich die Nachteile und die Gefahren sehe: Ich bin trotzdem FÜR eine Legalisierung. Schon allein, weil ich nicht ans Saufen gekommen bin, weil man ständig diese ganzen Alkis auf den Bank pennen sieht. Das fand ich dermassen abstossend, dass ich mich äusserst selten hab volllaufen lassen. So wollte ich nie, nie, nie werden! Hätte ich als Kind auch Kiffer (und deren abstossende Eigenheiten) angetroffen, so wäre ich wohl eher nicht ans Rauchen gekommen.... Dadurch dass Kiffer aber kriminalisiert werden und somit Ihre Tätigkeiten im Verborgenen durchziehen (wie passend!), habe ich das erste Mal geraucht, ohne mir die Folgen so drastisch vor Augen zu führen. Ausserdem war es doch cool, etwas verbotenes zu tun, wobei dieses Argument für alle illegalen Drogen gilt. Aber das ist rein hypothetisch und somit auch nur eine persönliche Einschätzung ohne jede Grundlage.
winnie
Beiträge: 1683
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Kiffen bei Depressionen?

Beitrag von winnie »

Hallo Frenchboy,

eins vorweg: ich bin genau wie Du FÜR die Legalisierung von Cannabis. Aus mehreren Gründen, die Du sicher ebenfalls kennst, und die wir hier an dieser Stelle nicht mehr näher auszuführen brauchen.

Doch die Frage, die Du aktuell gestellt hattest, ging ja nicht um's Pro und Contra der Legalisierung "weicher" Drogen etc., sowas gehört ohnehin nicht in ein Depressionsforum.
Sondern um die Wirkung von Cannabis mit und auf Depressionen.

Und genau DARAUF nur bezog sich auch meine obige Antwort, die da summa summarum besagte:
"Eher abzuraten".

Gruß,
Winnie
tommich
Beiträge: 385
Registriert: 28. Dez 2005, 21:59

Re: Kiffen bei Depressionen?

Beitrag von tommich »

Hallo zusammen,

ich möchte an dieser Stelle mal kurz bei Winnie einhaken:

Drogen fast aller Sorten haben die dumme Eigenheit, dass sie von der Beschaffenheit her den körpereigenen Glücklichmachern ähneln. Nimmt man also Drogen zu sich, gaukelt man dem Stoffwechsel vor, es sei ausreichend von allem vorhanden. Er verringert daraufhin die Produktion bis hin zur kompletten Einstellung. Daraus folgt der Effekt, dass man wieder die Droge benötigt, um die negativen Folgen, sprich: das Down, abzufangen. Was dann die Produktion der körpereigenen Stoffe wieder verringert u.s.w.

Noch ein Aspekt ist hier bisher nicht erwähnt worden: Alle Menschen sind nicht gleich!
Der eine reagiert kaum auf Hasch, der nächste bekommt eine Psychose von dem Zeug. Ich glaube es gibt sogar Fälle, bei denen eine latente Schizophrenie zum Ausbruch gebracht wurde.
Beim Alk ist es übrigens ähnlich: ich selbst werde ruhig und schläfrig, viele Menschen die ich kenne aber agressiv und unangenehm.

Thesis: Hasch (und Alk) übertünchen das wahre Problem lediglich, bestenfalls bleibt der Status wie er ist, schlimmstenfalls verschlechtert sich das Krankheitsbild sogar.
Beseitigt wird das Problem jedenfalls nicht.
(Und jetzt warte ich auf einen Poster der sagt er habe sich durch Hasch o.ä. selbst geheilt...)

AD jedenfalls haben das Potential, den Kopf klar zu machen statt ihn zu vernebeln.

Ach ja, wenn die Wahl wäre, Cannabis zu erlauben oder Alkohol zu verbieten, würde ich letzteres vorziehen. ABER: da Alk erlaubt ist, ist das Verbot von Hasch verlogen! So meine politische Meinung dazu.
Ich habe noch nie gekifft...

Klare Grüße

Thomas
Thomas



Man kommt nie an, wenn man immer nur den halben Weg geht.



Zum Plaudern und mehr: http://www.depriforum.de.tt
S84
Beiträge: 10
Registriert: 14. Feb 2006, 18:17

Re: Kiffen bei Depressionen?

Beitrag von S84 »

Hm. also ich habe die Erfahrung gemacht, dass kiffen immer die Gefühlslage verstärkt, in der ich mich befinde. Sprich, wenn ich gut drauf bin, kann so ein Joint was Feines sein. Bin ich allerdings eh gerade depri, wird das Loch dadurch umso tiefer. (Weswegen ich auch schon seit Ewigkeiten nicht mehr gekifft hab, will da kein Risiko eingehen im Moment.)

Naja, das ist halt jetzt nur eine persönliche Erfahrung, weiß nicht, inwieweit das wissenschaftlich belegt ist.

Ich kann aber den Leuten nicht zustimmen, die sagen, Drogen überdecken generell die normalen Gefühle und sorgen dafür, dass man sich besser fühlt. Sonst würde ja auch das allseits 'beliebte' Frustsaufen nicht zu teilweise derben emotionalen Abstürzen fühlen.

Bei mir ist es jedenfalls sowohl mit Gras als auch mit Alkohol so, dass ich genau auf meine Ausgangsstimmung gucken muss, bevor ich es konsumiere.
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