Wie soll ich damit umgehen?

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Becks
Beiträge: 1
Registriert: 24. Apr 2006, 20:33

Wie soll ich damit umgehen?

Beitrag von Becks »

Hallo!
Ich bin ganz neu hier im Forum!
In der letzten Zeit habe ich mich über Depressionen informiert, weil es mir schon seit längerer Zeit ziemlich schlecht geht. Ich fühle mich immer schuldig und drücke meine eigenen Bedürfnisse sozusagen zur Seite, damit ich anderen keine Umstände mache. Außerdem habe ich so ziemlich überhaupt kein Selbstbewusstsein und das Interesse an sämtlichen Dingen verloren.
Ich habe mein Leben/meine Gefühle mal mit den typischen Symptomen eines Depressiven verglichen und festgestellt, dass ungefähr 3/4 auf mich zutreffen.
Die einzige die bis jetzt von meinen Problemen weiß ist meine beste Freundin und auch ihr habe ich das nicht gerne erzählt. Ich bin immerhin erst 14 Jahre alt... ich weiß nicht wie/ob ich meinen Eltern davon erzählen sollte, weil wir haben uns schonmal vor längerer Zeit über eine Therapie unterhalten. Es hat in diesem Fall nicht mich betroffen (zu dieser Zeit war ich mir auch noch nicht bewusst wie "kritisch" mein Zustand sein könnte) sondern es war eher allgemein. Und meine Eltern standen diesen Dingen nicht gerade positiv gegenüber. Also, das verständnis für die Leute die wirklich suizid gefährdet waren/sind war schon da, aber für die Leute die an "einfachen" Depressionen litten zeigten sie weniger Verständnis. Erst seitdem ich gemerkt hab, dass sich viele Symptome bei mir bestätigen, denke ich ganz anders über solche Sachen.
Ich habe Angst mit meinen Eltern darüber zu reden, weil ich (unter anderem) auch denke, dass sie das nicht Ernst nehmen... gerade wegen meinem Alter!
Wie soll ich jetzt mit der Situation umgehen, besser gesagt, wie kann ich meinen Eltern davon erzählen?
Ich habe auch irgendwie Angst zu einem Psychologen oder Therapeuten zu gehen... diese Angst verstehe ich aber selbst nicht, weil diese Leute ja (fast) täglichen mit Depressiven Menschen zu tun haben.
Wenn ich mit anderen leuten unterwegs/ zusammen bin, fühle ich mich auch schon besser, weil ich vielleicht abgelenkt bin, aber wenn ich alleine bin, denke ich zu viel über mein Leben und meine Zukunft nach und dann sehe ich nur noch schwarz, werde traurig und weine auch öfters in letzter Zeit!
Das einzige was mir in solchen Momente hilft ist eigentlich Musik... ich höre viel Musik bei deren Texte es sich auch um solche Dinge wie Depressionen/ Tod und Trauer/Angst handelt. Ich kann mich ein wenig damit indentifizieren und fühle mich schon irgendwie erleichtert...
fg Becks
Chiron
Beiträge: 2006
Registriert: 14. Feb 2005, 15:45

Re: Wie soll ich damit umgehen?

Beitrag von Chiron »

Liebe Becks,

willkommen im KND.
Es ist schwer mit seinen Eltern über Depressionen zu sprechen. Trotzdem gibt es diese Krankheit auch schon in jungen Jahren.
Bei mir fing sie etwa im Alter von 12 Jahren an.
Vielleicht habt Ihr einen Hausarzt, der Dich und Deine Familie kennt. Dem könntest Du Deine Beschwerden schildern. Er würde dann Deine Eltern darüber informieren und gemeinsam könntet Ihr eine Lösung für Deine Probleme finden.
Oder es gibt an Deiner Schule einen Vertrauenslehrer, dem Du Dich anvertrauen könntest.
Es kann auch der/die Klassenlehrer/in sein, wenn Du zu denen Vertrauen hast.
In manchen Städten gibt es Beratungsstellen für Erwachsene/Kinder und Jugendliche (stehen in den Gelben Seiten) die sich auch mit Depressionen auskennen und Dir bestimmt weiterhelfen können.

Ansonsten lade ich Dich ein, hier zu schreiben, sobald Dir danach ist, es wird sich immer jemand finden, der Dich versteht und Dir gerne zuhört.

Alles Liebe und Gute für Dich,
Chiron
"Was mich nicht umbringt, macht mich noch stärker."
BeAk

Re: Wie soll ich damit umgehen?

Beitrag von BeAk »

Liebe Rebecca,

die Angst vor eimem Psychiater u. Therapeuten ist verständlich, aber unbegründet.
Du kennst doch bestimmt einen Arzt und wie er arbeitet hast Du doch auch schon erlebt. Er fragt Dich wie es Dir geht, du erzählst von deinem gesundheitlichen Problem und der Arzt fragt noch mal genauer nach speziellen Sachen. Genau so arbeitet auch der Psychiater, zudem will er noch wissen wie Du lebst und was Du so tagsüber machst.
Tja und der Therapeut macht es ähnlich, nur sind die Gespräche länger.
Also habe keine Angst.
gm1076
Beiträge: 142
Registriert: 15. Feb 2006, 14:15

Re: Wie soll ich damit umgehen?

Beitrag von gm1076 »

Liebe Becks,

ich verstehe Deine Angst sehr gut! Aber sie ist gerade in Bezug auf Therapeuten wirklich nicht nötig. Du hast doch sicher einen Hausarzt (-ärztin) zu dem Du Vertrauen hast - sprich doch als erstes mit ihm, er kann Dir dann vermutlich auch schon Adressen geben, an die Du dich wenden kannst und Dir eine Überweisung schreiben.

Wenn nicht, kannst Du Dir z.B. hier eine Liste von Therapeuten anzeigen lassen:
http://www.psychotherapiesuche.de/Suchen.asp
Vielleicht ist diese Seite auch so interessant für Dich...?

Ich kann nur aus meiner Erfahrung sprechen - mir ging es genauso wie Dir, nur leider waren Depressionen damals mehr als "tabu", und ich kam damals gar nicht auf die Idee, daß ich unter Depris leiden könnte - falls ich überhaupt schon gewusst habe was das ist, daran kann ich mich leider nicht mehr erinnern.

Bei mir ging es auch ungefähr im Alter zwischen 11 und 12 los, und es ging mir sehr viele Jahre unendlich schlecht. Ich konnte nie mit Jemand darüber sprechen. Meine Eltern haben mich sowieso oft als nicht ganz dicht, schwierig, bockig, launisch und somit als "böses" Kind hingestellt, nie hat jemand begriffen daß es mir unheimlich schlecht ging.

Mit 14 (kurz vor meinem 15. Geburtstag) habe ich es nicht mehr ausgehalten und wollte meinem Leben ein Ende bereiten, was aber nicht geklappt hat. Mitbekommen hat es niemand, damals dachte ich "zum Glück", heute denke ich "leider". Hätten sie es mitbekommen, hätten sie vielleicht begriffen wie schlecht es mir ging und ich hätte vielleicht die dringend nötige Hilfe bekommen...

Aber so habe ich noch viele Jahre mit Depris mehr schlecht als recht gelebt, bis ich irgendwann komplett zusammen gebrochen bin und gut ein halbes Jahr in der Klinik war. Ich denke, wenn ich damals Hilfe bekommen hätte, wäre mein weiteres Leben wesentlich besser gelaufen.

Du bist schon sehr weit, wenn Du erkennst, was mit Dir los ist, und daß Du Hilfe brauchst! Also hab auch den Mut und hol sie Dir.

Eine Möglichkeit wäre auch, Dir Infos über Depressionen auszudrucken und ganz in Ruhe Deinen Eltern zu geben, mit der Bitte das zu lesen, und ihnen zu sagen daß es Dir sehr wichtig wäre. Und wenn sie es gelesen haben, sich mit ihnen zusammen zu setzen und ganz in Ruhe darüber zu reden wie es Dir geht.

Wichtig ist, daß Deine Eltern begreifen, daß eine Depri eine Krankheit ist, und daß man sie nicht einfach abstellen kann. Und vor allem daß einem Sätze wie "reiß Dich doch endlich mal zusammen" oder Ähnliches überhaupt nichts nützen; im Gegenteil - sie schaden eher noch.

Viele liebe Grüße und viel Mut wünscht Dir
Gina
heute
Beiträge: 405
Registriert: 4. Nov 2005, 11:31

Re: Wie soll ich damit umgehen?

Beitrag von heute »

Hallo Becks,

prima, dass du hier beschrieben hast, wie es dir geht! Ich weiß nicht, ob ich das mit 14 Jahren geschafft hätte. (Aber damals gab's ja leider auch kein Internet.) Wie Gina finde auch ich es bemerkenswert, dass du dich mit deinen Stimmungen, Gedanken, Befindlichkeiten auseinandergesetzt hast und dich über Depressionen informiert hast.

Falls du keinen Hausarzt (den du vielleicht schon deine ganze Kindheit hindurch kennst und der deine Entwicklung schon ein Stück weit begleitet hat - zumindest aus medizinischer Sicht) hast, fällt mir noch das Sorgentelefon des Kinderschutzbundes ein. "Die Nummer gegen Kummer" heißt das doch. Hast du das schon mal probiert? Da kannst du sicher auch erfahren, welche Möglichkeiten es in deiner Umgebung gibt und kannst mit den Beratern/Beraterinnen dort besprechen, wie du dich am besten deinen Eltern mitteilen kannst. Kann ja auch sein, dass es in deinem Ort auch eine persönliche Anlaufstelle des Kinderschutzbundes gibt, dann kannst du dir vor Ort Hilfe holen. (Heißt zwar Kinderschutzbund, ist aber auch für Jugendliche noch zuständig!)

Alles Gute auf deinem Weg!

Nene
"So many things I would have done, but clouds got in my way." Joni Mitchell (Both sides now)
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