Endlich Hilfe suchen...

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Beekeeper
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Endlich Hilfe suchen...

Beitrag von Beekeeper »

Hi zusammen. Ich schreibe heute hier mehr um mir selber Mut zu machen und um mir selber endlich einzugestehen, dass ich mit meinen Problemen wahrscheinlich nicht mehr alleine fertig werde. Manchmal ist die Anonymität des Internets sehr tröstlich, wenn man seinem Gegenüber nicht in die Augen sehen muss.
Zu mir und meiner Geschichte... depressive Phasen habe ich schon seit meiner Jugendzeit (ok, die ist mit 27 ja noch nicht ganz rum), nur wusste ich nie so recht damit umzugehen. Das was ich durch den prägenden Teil meiner Familie gelernt habe, ist, dass ich mit meinen Problemen selber fertig werden muss und das Schwäche etwas ist, das besonders diejenigen die einem nahe stehen, immer gerne ausnutzen. Daher gibt es von mir zwei Versionen. Die eine ist stark nach aussen, jemand der auch beruflich einmal die Führung übernehmen kann. Doch die andere ist das Gesicht, das ich im Spiegel sehe und das ich an manchen Tagen so abgrundtief hasse, das ich meinen Blick senken muss um mich nicht selber zu sehen. Ich bin ein sehr kreativer Mensch (Musiker), studiere, arbeite nebenbei und mein Diplom ist vielleicht nur noch ein halbes Jahr entfernt, aber ich bin am Ende meiner Kräfte angekommen.
Aus depressiven Phasen wurden manchmal Wochen und Monate. Dann kam die Leere und das Gefühl nicht mehr am Leben teilzunehmen. Das Bedürfnis wenigstens irgend etwas zu fühlen und wenn es nur Schmerz ist. Anfangs waren es nur kleine Verletzungen, dann Schnitte, Verbrennungen oder mal eine gebrochene Hand (man kann ja schließlich doch mal hinfallen, Unfälle passieren...). Und immer aufpassen, dass es nie jemand mitbekommt, man könnte ja Schwäche zeigen. Tränen die ich über Jahre zurückgehalten habe wurden zu Wut und Hass auf mich selber.
Seit über 15 Jahren höre ich mir von meinem Vater an, was für ein dummes Arschloch (entschuldigt die Wortwahl) ich bin. Ich bin Schuld an seinem Herzinfarkt, ich bin Schuld an seinen Problemen mit meiner Mutter, daran, dass er wegen der Familie ja immer nur an seine Karriere gedacht hat und jetzt selber nur noch vor sich hin vegetiert. Ich bin Schuld an seinem Bruch mit dem Rest der Familie, daran dass er keine Freunde hat und vor allem bin ich Schuld an seinem Neid auf mein Leben. Ein Schuh, den man sich nicht anziehen sollte? Sicher, an Tagen, an denen ich klare Gedanken fassen kann tue ich das auch nicht. Doch er hat ein untrügliches Gespür dafür die Augenblicke zu erwischen an denen ich am verwundbarsten bin.
Vor etwa anderthalb Jahren habe ich einen wundervollen Menschen kennen gelernt, der mir gezeigt hat, dass sich Vertrauen doch auszahlen kann und ich habe angefangen mich zu öffnen. Das hat mir im letzten Moment meine Beziehung gerettet, die ich beinahe kaputt gemacht hätte. Doch hat es mir auch immer mehr gezeigt, das ich alleine nicht mehr weiter weiß, das meine Ausreden für Verletzungen und Narben einfach nur so dumm waren, dass es nur noch viel blauäugigere Menschen hätten glauben können.
Vor einer Woche dann hatte ich einen wahnsinnig schönen Moment. Ich bin Musiker mit Herz und Seele, es hat was mit Musik zu tun, mehr möchte ich aus Gründen der Privatsphäre nicht erzählen. Das ganze währte eine Nacht und einen halben Tag, dann wurde mir durch jemanden sehr deutlich zu verstehen gegeben, dass ich mit dem bedeutungslosen Kram den ich da mache doch besser aufhören soll, dass ich an dem Wochenende doch lieber bei meiner Großmutter im Krankenhaus hätte sein sollen. Man muss dazu sagen, dass ich von dem Krankenfall erst am Tage des Vorwurfes erfahren hatte... Und alles war weg, die Freude, die Gelassenheit und der innere Frieden. Wenn ich jetzt mein Instrument in die Hand nehme fühle ich nur noch Trauer und Wut, auch auf mich selber, weil es wieder zugelassen habe, dass mich jemand so verletzt. Da ist nicht mehr das tröstlich, vertraute Gefühl, dass mir immer so viel bedeutet hat. Und das ist der Punkt an dem ich mir endlich Hilfe suchen möchte. Ich habe nur schreckliche Angst, das mich wie so viele Male vorher schon wieder der Mut verlässt. Es gab Gelegenheiten, da hätte ich sehr dringend Hilfe gebraucht weil ich da nicht mehr bei mir war, doch immer wieder hat mich der Mut verlassen. Doch jetzt wo ich Angst habe, dass ich durch meine eigene Schuld das Schönste und Beste in meinem Leben verlieren könnte weiß ich keinen anderen Ausweg mehr als mir Hilfe zu suchen.
Vielen Dank fürs "zulesen", ich bin kein sonderlich begabter Schreiber, besonders nicht in so emotionalen Momenten.
Jadis

Re: Endlich Hilfe suchen...

Beitrag von Jadis »

Sebastian schrieb:
>Das was ich durch den prägenden Teil meiner Familie gelernt habe, ist, dass ich mit meinen Problemen selber fertig werden muss und das Schwäche etwas ist, das besonders diejenigen die einem nahe stehen, immer gerne ausnutzen.


Hallo, Sebastian!

Willkommen im Forum!

Ich wüsste gern, wie das geschah, dieses Ausnutzen von Schwäche.


>Daher gibt es von mir zwei Versionen. Die eine ist stark nach aussen, jemand der auch beruflich einmal die Führung übernehmen kann. Doch die andere ist das Gesicht, das ich im Spiegel sehe und das ich an manchen Tagen so abgrundtief hasse, das ich meinen Blick senken muss um mich nicht selber zu sehen.
Dazu besteht wirklich kein Grund!


>Aus depressiven Phasen wurden manchmal Wochen und Monate. Dann kam die Leere und das Gefühl nicht mehr am Leben teilzunehmen. Das Bedürfnis wenigstens irgend etwas zu fühlen und wenn es nur Schmerz ist. Anfangs waren es nur kleine Verletzungen, dann Schnitte, Verbrennungen oder mal eine gebrochene Hand (man kann ja schließlich doch mal hinfallen, Unfälle passieren...).
Da muss der Fachmann ran, so leid es mir tut!


>Seit über 15 Jahren höre ich mir von meinem Vater an, was für ein dummes Arschloch (entschuldigt die Wortwahl) ich bin. Ich bin Schuld an seinem Herzinfarkt, ich bin Schuld an seinen Problemen mit meiner Mutter, daran, dass er wegen der Familie ja immer nur an seine Karriere gedacht hat und jetzt selber nur noch vor sich hin vegetiert. Ich bin Schuld an seinem Bruch mit dem Rest der Familie, daran dass er keine Freunde hat und vor allem bin ich Schuld an seinem Neid auf mein Leben. Ein Schuh, den man sich nicht anziehen sollte?
Keinesfalls!
Als mein erster Psychotherapeut von der Lebenseinstellung meines Vaters hörte, sagte er: "Ja, das sind die Herzpatienten!"

Er stand in leitender Position und beschäftigte sich tagaus, tagein mit seiner Arbeit, gedanklich im Hobbyraum bestimmt genauso intensiv wie faktisch im Betrieb.

Er führte seine Familie nach kaufmännischen Gesichtspunkten: Er gab das Kapital, er gab die Richtung vor, "und drinnen waltete die züchtige Hausfrau", und alles, was so vorfiel, diente ihr dazu, die Kinder auf seine Linie zu trimmen.

Er wäre nie darauf gekommen, dass Kinder etwas anderes zu geben haben könnten als die tumbe Sonntagsausflugs-Seligkeit. Dass gar ER von UNS etwas lernen könnte!

Kann es sein, dass Dein Vater vor 10, 15 Jahren Gesundheitsvorsorge für weichlich / weibisch gehalten hätte?

Er wollte Dich auf seine Linie trimmen ("dummes A..."), Du bist ausgeschert und HATTEST RECHT! Das muss unglaublich schwer zu verknusen sein!

- Was wirft Deine Mutter dem Vater denn heute vor oder er ihr? -

Mein Tip: Hör´ Dir doch bitte mal den "Logical Song" von Supertramp an sowie "She`s leaving home" von den Beatles!


>dass ich mit dem bedeutungslosen Kram den ich da mache doch besser aufhören soll,...
Toll! Ein Argument!!! ( )


>dass ich an dem Wochenende doch lieber bei meiner Großmutter im Krankenhaus hätte sein sollen. Man muss dazu sagen, dass ich von dem Krankenfall erst am Tage des Vorwurfes erfahren hatte...
Das entbehrt jeder Grundlage!


>Ich habe nur schreckliche Angst, das mich wie so viele Male vorher schon wieder der Mut verlässt. Es gab Gelegenheiten, da hätte ich sehr dringend Hilfe gebraucht weil ich da nicht mehr bei mir war, doch immer wieder hat mich der Mut verlassen. Doch jetzt wo ich Angst habe, dass ich durch meine eigene Schuld das Schönste und Beste in meinem Leben verlieren könnte weiß ich keinen anderen Ausweg mehr als mir Hilfe zu suchen.
Hier wären bestimmt einige, die gern nachhaken würden, wenn sie binnen 7 Tagen nichts mehr von Dir hören. Daher mein Vorschlag: Mach Dein Profil öffentlich, und wenn Du Dir dafür eine extra Mailbox anschaffen musst!

Alles Gute!
Mathilde
zwerg174
Beiträge: 270
Registriert: 21. Mär 2006, 10:54

Re: Endlich Hilfe suchen...

Beitrag von zwerg174 »

Lieber Sebastian,

nachdem ich Deinen Hilferuf gelesen habe kocht ein Gefühl, nein kochen drei Gefühle in mir wirklich über: Betroffenheit, Wut und Ohnmacht.

Betroffenheit über Deine Lage und Deinen Hilferuf.

Wut über Eltern die so unverantwortlich, dumm und eigennützig mit ihren Kindern umgehen.

Noch wütender macht es mich, dass mich jedes Mal wieder die Ohnmacht überfällt, die ich selbst als Kind gespürt habe, wenn ich von diesen und ähnlichen wirklich miesesten Verhaltensweisen einiger Eltern lese und höre.

Ich habe mir nicht selbst Schaden zugefügt, dafür hat mein Vater schon immer gesorgt (zu meiner Mutter: Gib mir mal die Lederhandschuhe, damit ich ihr nicht die Kinnladen kaputt schlage. Da war ich 14 Jahre alt. Oder: Geschlagen, geschlagen, geschlagen mit dem Wutschrei: Jetzt schrei endlich, dann könnte ich mir überlegen aufzuhören).

Wirklichen echten Trost gibt Dir das in Deiner momentanen Situation auch nicht, ich weiß. Vielleicht hilft es Dir jedoch ein ganz klein wenig zu wissen, dass Du nicht alleine bist. Hier im Forum findest Du alle Unterstützung die wir Dir geben können.

Aber:

Du brauchst ganz dringend fachliche und qualifizierte Hilfe!

Wenn ich Dir schreibe, dass es möglich ist bei den meisten Therapeuten ein paar so genannter Probestunden zu vereinbaren um festzustellen, ob eine Vertrauensbasis da ist, hilft Dir das etwas diesen Weg zu gehen?

Um eines möchte ich Dich ganz inständig bitten, und das ist mein Hilferuf an Dich:
Gib Deine Musik nicht auf! Mir ist Musik eine sehr große Hilfe.
Bitte versuche in verzweifelten Momenten daran zu denken, wie vielen Menschen Du so viel geben kannst mit Deiner Musik.

Wie viel Freude, Hoffnung, Liebe kannst Du an andere Menschen mit Musik weitergeben.

Wie viel Hilfe kannst Du anderen Menschen mit Deiner Musik geben.

Und nicht zuletzt: Wie wunderbar kannst Du Deine Gefühlen mit Deinem Instrument über die Musik ausdrücken!


Ich schicke Dir ein dickes Paket Noten voll Hoffnung, Mut und Kraft
Brigitte
Beekeeper
Beiträge: 4
Registriert: 6. Apr 2006, 01:21

Re: Endlich Hilfe suchen...

Beitrag von Beekeeper »

Danke für Eure Worte, ich hab mein Profil jetzt öffentlich gemacht und ne alte EMail-Adresse rausgekramt die ich jetzt wieder benutze.
Mein Problem ist zur Zeit nicht, dass ich nicht weiß was ich machen muss, sondern dass ich es einfach nicht schaffe die Dinge auch durchzuziehen. Ich saß heute den halben Tag vor meinem Telefon, hab eine Zigarette nach der anderen geraucht und mir dabei zugesehen wie ich es wieder nicht schaffe die Nummer von meinem Hausarzt zu wählen. Es ist so merkwürdig, der eine Teil von mir weiß genau was zu tun ist und dass das so nicht weiter gehen kann, doch der Teil, der im Moment die Kontrolle hat unternimmt einfach nichts. Jetzt habe ich eine Narbe mehr und geschafft habe ich nichts.
Morgen früh werde ich zur Arbeit gehen, da bin ich dann wieder der starke und kreative Mensch, der jede Hürde angeht ohne zu fragen wie hoch sie ist. Doch es kostet unglaublich viel Kraft diese Fassade am Leben zu halten. Was mich zur Zeit auch umtreibt ist die Angst im letzten Moment an meinem Diplom zu scheitern, weil ich mich vielleicht nicht mehr darauf konzentrieren kann. Ich würde so gerne im nächste halben Jahr alles verdrängen bis ich das hinter mir habe. Es geht nur nicht mehr, das habe ich einfach schon viel zu lange gemacht und jetzt ist es vorbei mit der Verdrängung. Ich weiß natürlich, dass das nicht der richtige Weg war/ist, nur war es der einfachste und ich habe Jahre gebraucht um zu erkennen, dass ich ein Problem habe. Jetzt fällt es immer schwerer aus diesem Kreislauf auszubrechen, das habe ich selber zu verantworten.
Ich möchte nicht alle meine Probleme auf meinen Vater reduzieren, doch er hat einen gewissen Anteil daran, dass ich kein Selbstwertgefühl habe. Bestätigungen kann ich nicht annehmen und ich muss immer wieder versuchen mich selber zu übertreffen und dabei weiß ich eigentlich, dass ich gut bin in dem was ich mache. Trotz allem habe ich es alleine geschafft meinen Platz zu finden, Dinge auszumachen die mich glücklich machen.
Seit mittlerweile fünf Jahren führe ich eine Beziehung und ich habe erst im vergangenen Jahr angefangen meiner Partnerin von meinen Problemen zu erzählen. Durch meine Verschlossenheit habe ich die ganze Zeit immer wieder die Beziehung auf eine harte Probe gestellt. Sie hat im letzten Jahr erfahren, dass ich während wir zusammen waren einen Selbstmordversuch unternommen habe. Verständlicher Weise war sie sehr geschockt und traurig darüber, dass ich ihr anscheinend nicht genug vertraut habe um sie an meinen Problemen teilhaben zu lassen. Es hat eine ganze Weile gedauert, ihr klar zu machen, dass das nicht an ihr liegt, sondern, dass niemand davon wusste. Der Beziehung hat es im Endeffekt natürlich nur gut getan, man musste sich in einigen Belangen aber wieder neu kennen lernen. Ein Teil meines Lebens ist ein einziges Lügengespinst meinen Mitmenschen gegenüber, denen ich immer wieder Märchen über mich erzählt habe... verbrannt? jaja, beim kochen... beim bügeln... mittlerweile müssen einige von mir denken, ich wäre der schlechteste Hausmann der hier rumläuft
im Krankenhaus? Magenprobleme... ganz fies, wie genau sich das nennt kann ich auch nicht sagen. Und den Ärzten gegenüber waren es zu viele Drogen und Alkohol durcheinander, was ja auch zu einem kleinen Teil richtig war, kommt nur auf die Sichtweise an.
Es fällt mir sehr schwer das mit einem Mal aufzulösen, schließlich hat es ja über Jahre so wunderbar geklappt. (entschuldigt, wenn ich ein wenig sarkastisch werde)
Wenn ich jetzt hier vor meinem Computer sitze und schreibe, dass ich morgen sofort zu meinem Arzt gehen möchte um den schon längst überfälligen Schritt zu machen, dann will ich das in diesem Moment wirklich. Nur wenn ich morgen früh die Augen aufmache ist es wieder einfacher die Dinge laufen zu lassen, vielleicht ist dann ja alles anders und vergessen.
Aber ich weiß, dass der Weg den ich im vergangen Jahr eingeschlagen habe gut für mich ist. Ich habe einen Menschen kennengelernt, zu dem ich endlich einmal vom ersten Moment ehrlich war, da gab es keine Geheimnisse und Lügen, kein Versteckspiel und keine unangenehme Frage auf die ich nicht eine ehrliche Antwort gegeben habe. Sie hat mir die Augen geöffnet, meine Beziehung gerettet und vielleicht auch mich. Nach so einem Freund hatte ich mein ganzes Leben lang gesucht. Wenn es klingt, als würde da noch ein "aber" kommen, kann ich nur sagen, dass es da keins gibt. Ohne diese Freundin hätte ich auch hier, trotz der wunderbaren Anonymität, nicht schreiben können.
Ich würde gerne hier und jetzt jedem und vor allem mir selber versprechen können, dass ich morgen das in die Tat umsetze von dem ich hier schreibe, doch dann würde ich ein Versprechen geben, dass ich vielleicht nicht halten kann. Aber es tut gut einfach mal aufzuschreiben was mich so umtreibt. Früher habe ich viel geschrieben bis ich die Musik als meine wirkliche Sprache entdeckt habe. Vielleicht sollte ich mir einfach einen großen Zettel schreiben auf dem die Nummer von meinem Arzt steht und da drunter ein "RUF MICH AN!!", den kleb ich mir dann an meinen Badezimmerspiegel und daneben lege ich das Telefon. Ist mal einen Versuch wert ,-)
Lieben Gruß, Sebastian
Ani
Beiträge: 4
Registriert: 7. Apr 2006, 00:31

Re: Endlich Hilfe suchen...

Beitrag von Ani »

Hi,

jetzt hatte ich schon einen ganzen Text geschrieben, den ich mit einem Druck auf irgendeine blöde Taste natürlich gelöscht habe. Bähh... Na ja, noch mal in kurz: Ich finde das Eingeständnis von Schwäche ist in gewisser Weise sympathisch. Und wenn man jemanden hat, dem man vertraut, wird dieses Eingeständnis auch nicht ausgenutzt werden. So war zumindest immer meine Erfahrung. Dein Vater scheint auch ein sehr schwacher Mensch zu sein, ohne Selbstwertgefühl. Zumindest muss er andere fertig machen, um es aufrecht zu erhalten. Dass er in deiner Beschreibung nicht sehr sympathisch rüberkommt (ach was...)liegt vielleicht daran, dass er sich seine Schwäche dir gegenüber nie eingestanden hat. Er hat es vielleicht vorgezogen anstelle dessen ein Ekel zu werden. Natürlich ist das nur ein Eindruck, der nicht unbedingt stimmen muss. Deine Familie steht deinen Problemen wohl nicht sehr offen gegenüber, was an sich auch schon wieder ein Problem zu sein scheint. Aber wenn man keins hätte, würde man auch keine Hilfe benötigen. In meinen ganz großen Tiefs war es irgendwann immer so, dass mir alles egal war. Egal, was andere dazu sagen würden, egal was am Tag darauf passieren würde. Unwichtig angesichts der Bedrohung, der ich mich ausgeliefert fühlte, und dann habe ich es gemacht. Du hast dabei ja eigentlich nur etwas zu gewinnen: Deine Beziehung, deine Gesundheit, dein Leben! Ich drücke dir ganz fest die Daumen auf dem Weg. Ich würde dir fast einen Facharzt für Psychologie empfehlen, denn ein Hausarzt fühlt sich vielleicht überfordert. Aber zumindest irgendeinen Arzt, das ist der erste Schritt. Ich persönlich wüsste nicht, wo ich ohne den Gang zum Arzt hingekommen wäre.

Viele Grüße,

Ina
Was macht man, wenn man seine Unschuld verliert? Zu denken beginnt? Sich selbst zerstört? Wenn der Gedankenwust nur nicht so undurchdringlich wäre, und jede Hoffnung, ans andere Ende zu kommen, von Beginn an tötete.
Beekeeper
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Re: Endlich Hilfe suchen...

Beitrag von Beekeeper »

Leider kann man einen Beitrag hinterher nicht noch mal bearbeiten, deswegen schreibe ich das noch kurz hinterher.
Ich war immer überrascht/erschrocken wie schnell mir die Menschen, auch diejenigen die mir nahe stehen mir bestimmte Lügen abgenommen haben. Dabei hat es mir immer weh getan vor allem auch meine Freundin so über mich im unklaren zu lassen. Ich habe mir immer wieder neue Ausreden und Lügen einfallen lassen, schwimmen war ich seit über 8 Jahre nicht mehr und es viel mir immer schwer Intimitäten auszutauschen, weil ich mir dann zu gewissen Dingen wieder neue Ausreden einfallen lassen musste. Dann lief ich halt 2 Monate in möglichst geschlossenen Sachen herum, wenn ich eine Stelle erwischt hatte, die man sehen könnte und hab mich nur im Badezimmer umgezogen... Eigentlich ist es ein Wunder, dass sie immer noch mit mir zusammen ist... ok, das Wunder heißt vielleicht Liebe. Aber nach den Gesprächen die wir geführt haben war mir auch klar, dass sie vieles gewusst, sich aber nie getraut hat mich direkt darauf anzusprechen. Oft hab ich dann auch sofort abweisend und gereizt reagiert.
Ich hab den Zettel eben ins Badezimmer gehängt, ich bin sehr gespannt wie der morgen früh auf mich wirkt.
adelgunde
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Re: Endlich Hilfe suchen...

Beitrag von adelgunde »

Hey Sebastian,

was mir bei Deinen Posings so bekannt vorkam, ist, daß ich auch eigentlich immer klar wußte, was eigentlich zu tun war, es aber eben wie Du nicht umsetzen konnte. Würde es Dir helfen, wenn Dich jemand an die Hand nimmt, "so, wir rufen jetzt Deinen Arzt an"? Ich denke, daß Du Hilfe dazu hier im Forum finden könntest. Leute, die Dich motivieren könnten. Ungefähr so: Hey, nimm doch mal den Hörer ab und wähl einfach die Nummer, ist ganz einfach, probiers mal.
Würde Dir das helfen? Oder, daß jemand nachfragt: Hast Du angerufen? Oder ist das eher kontraproduktiv?
Oder kannst Du diese Freundin fragen, daß sie Dir dabei hilft? Noch besser wäre vielleicht Deine Freundin?
Viele Grüße und viel Kraft, den Hörer abzuheben!
Inga
Clown
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Re: Endlich Hilfe suchen...

Beitrag von Clown »

Lieber Sebastian,

zuerst möchte ich dir gratulieren, weil ich finde, du bist auf einem guten Weg, dir Hilfe zu suchen.

Dann möchte ich dir eine Geschichte weitergeben, die erst gestern Abend eine Figurenschauspielerin (sie lässt also Puppen lebendig werden) uns erzählt hat (auf einer Fortbildung) und die sie selbst erlebt hat.
Die Geschichte bezieht sich auf deine große Hürde, die du gerade überwinden musst: «...und mir dabei zugesehen wie ich es wieder nicht schaffe die Nummer von meinem Hausarzt zu wählen.»

Kennst du das Traumfresserchen von Michael Ende?

Diese Geschichte spielt die Schauspielerin als Figurentheater. Das Traumfresserchen ist ein Handschuh, der eine lange Nase bekommen hat, glitzernde Knopfaugen, Schnurrbarthaare und auf dem Handrücken ist ein wuscheliges grau-braunes Fell. Die Finger der Hand der Spielerin sind also die Nase (Mittelfinger) und die Beine. Kannst du dir das Ganze ungefähr vorstellen?

Nun, dieses Stück spielte sie auch für psychisch kranke Kinder. Nach der Vorstellung dürfen die Kinder die Figuren aus der Nähe anschauen und streicheln. Besonders das Traumfresserchen hat es ihnen angetan.
Hast du schon einmal gutes Figurentheater gesehen? Es ist unglaublich, wie lebendig die Wesen werden!

Ein Kind jedenfalls schaffte es nicht, das Traumfresserchen zu streicheln. Man sah deutlich, dass es den sehnlichsten Wunsch hatte, das zu tun, aber es schaffte es nicht. Die anderen Kinder waren schon längst zum Spielen gegangen, da stand es noch immer vor der jungen Frau, die geduldig die Figur hielt und einfach wartete. Mindestens 10 Min. lang stand das Kind da, schaute das Traumfresserchen an, hielt seine Hand über ihm schwebend und schaffte es nicht, es zu berühren.

Und schließlich brachte das Kind doch seine Hand nach unten und streichelte das Traumfresserchen.
In diesem Moment geschah ein kleines Wunder, erzählte die Schauspielerin, das sie selbst zu Tränen gerührt hat.
Es war so eine Intensität in der Veränderung des Kindes zu spüren, seine Erleichterung, Glückseligkeit, Befreiung.

Das wünsche ich dir auch, lieber Sebastian.
Und, ganz profan, meine Idee: Kannst du nicht deine Freundin bitten, für dich beim Hausarzt anzurufen?
Aber wahrscheinlich ist das dieselbe Hürde, nicht?

Alles Gute für dich,
Clown
"Realize deeply that the present moment is all you ever have. Make the Now the primary focus of your life."
Eckhart Tolle
Jadis

Re: Endlich Hilfe suchen...

Beitrag von Jadis »

Hallo, Sebastian!

Na, wie geht `s?

Ich habe übrigens gestern ebenfalls bedauert, dass man seine Beiträge nicht nachbearbeiten kann, weil ich Dir gerne noch dazu gratuliert hätte, die Aufnahmeprüfung(!) für´s Musikstudium geschafft zu haben.

"Musik ist meine Sprache." "Hoffentlich verhau ich das Diplom nicht." Merkst Du was?

Musik ist derzeit nicht Deine Sprache - scheint mir - sondern spielt momentan eher Deinem Selbsthass zu.

Du musst in der Welt der Worte wieder heimisch werden, d. h. in der Welt des falsch-verstanden-werden-Könnens. Das mag Überwindung kosten.

Und doch ist es zugleich auch die Welt, wo Deine private Erfüllung auf Dich wartet...

Viele Grüße!
Mathilde
Clown
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Re: Endlich Hilfe suchen...

Beitrag von Clown »

Hallo Mathilde,

wenn du eingeloggt bist und den Thread öffnest, dann siehst du rechts neben dem kleinen blauen Datum (erstellt am...) das Symbol eines Briefes mit Stift. Dieses anklicken und die Schreibmaske taucht unter deinem Beitrag wieder auf, du kannst nachbearbeiten.

Viel Erfolg,
Clown

PS: So erkennt man dann das Bearbeitetsein (rechts unten) ...
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ghana
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Re: Endlich Hilfe suchen...

Beitrag von ghana »

Liebe Mathilde, lieber Sebastian,

eine kurze Info:
Ihr könnt eure Beiträge nachträglich ändern! Dazu müsst ihr angemeldet sein. Dann klickt ihr auf das kleine Symbol (Blatt und Stift) unter der Überschrift eures Beitrages. Daraufhin könnt ihr den Text bearbeiten.

LG
Stefanie

P.S.: Tja, Clown, da warst du wohl schneller!
"Am dunkelsten ist es immer vor der Dämmerung." (Eoin Colfer)
Clown
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Re: Endlich Hilfe suchen...

Beitrag von Clown »

Stefanie....

Hab den Schüttelkuchen letzthin gemacht, die Menge des Honigs anstelle des Zuckers muss ich noch erhöhen, der Kuchen war etwas zu wenig süß...ich berichte weiter von der Kuchenfront!

Clown
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Jadis

Re: Endlich Hilfe suchen...

Beitrag von Jadis »

Vielen herzlichen Dank, Clown und Stefanie!

Dass man Beiträge einmal nachbearbeiten kann, wusste ich. Ich bin es allerdings gewohnt, Beiträge x-mal nachbearbeiten zu können...

Mathilde
Clown
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Re: Endlich Hilfe suchen...

Beitrag von Clown »

Mathilde, das kannst du doch hier auch! Was ist dein Problem?

Clown
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Beekeeper
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Re: Endlich Hilfe suchen...

Beitrag von Beekeeper »

Nach einem sehr anstrengenden Wochenende hab ich heute bei meinem Hausarzt angerufen um einen Termin für ein Beratungsgespräch auszumachen, ich wollte mir von ihm die nötigen Adressen geben lassen, damit ich auch die richtige Anlaufstelle bei mir in der Gegend finde. Tja... er hat bis einschließlich heute Urlaub, aber ich hab zumindest schon mal versucht anzurufen, etwas das ich morgen wiederholen werde. Der erste Schritt ist getan für mich.
Löwenzahn
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Re: Endlich Hilfe suchen...

Beitrag von Löwenzahn »

Glückwunsch und herzlich willkommen!

Löwenzahn
Jadis

Re: Endlich Hilfe suchen...

Beitrag von Jadis »

Auch von mir herzlichen Glückwunsch zu diesem Schritt!

Schöne, hoffentlich erholsame Feiertage!
Mathilde


@ Clown: Ich hatte zuletzt das Symbol "Blatt mit Stift" ein paarmal vergeblich gesucht. Naja, mal weiter sehen (und sich dann evtl. an den Admin wenden)!
Dir vielen Dank für Deine Hilfsbereitschaft!
Clown
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Re: Endlich Hilfe suchen...

Beitrag von Clown »

Mathilde, du musst eingeloggt sein und den Thread aufmachen, dann kommt das Blatt mit Stift, sonst nicht.

Na?
Gruß, Clown
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Eckhart Tolle
Jadis

Re: Endlich Hilfe suchen...

Beitrag von Jadis »

Ja *schäm*. Herzlichen Dank!

Bin´s halt gewohnt, grundsätzlich automatisch eingeloggt zu sein.

Schöne Feiertage, Clown, und auch Euch anderen!

Mathilde
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