Depression und Arbeit - wie umgehen mit "Löchern"

steppenwolf1

Depression und Arbeit - wie umgehen mit "Löchern"

Beitrag von steppenwolf1 »

Hallo zusammen,

ich würde mich gerne über das Thema Arbeit und Depression ausstauschen. Ich habe Depressionen und mache ein Praktikum (nur). Es gibt Phasen, da komme ich so durch, aber auch Phasen da muss ich mich unendlich quälen, komme überhaupt nicht vorwärts und würde mich am liebsten wieder krank schreiben lassen, um wegzulaufen. Hinzu kommt, dass ich große Angst vor fehlender Leistung habe und dass mein Chef dies merken könnte. Nun meine Frage ? Gibt es User, die auch im Alltag mit solchen Schwierigkeiten kämpfen ? Wenn ja, wie geht Ihr damit um - was hilft Euch früh aus dem Bett zu kommen, auch wenn einen die Müdigkeit und Angst erschlägt ? ...

viele Grüße,
steppenwolf
steppenwolf1

Re: Depression und Arbeit - wie umgehen mit "Löchern"

Beitrag von steppenwolf1 »

Schade, dass niemand eine Antwort hat. Mir geht es momentan schlecht ... es ist Wochenende, eigentlich sollte man ausspannen. Hab fast den ganzen Tag herumgelegen, aber von ausspannen keine Spur. Die Gedanken kreisen und ich weiss nicht wohin mit mir. Die Einsamkeit ist erdrückend .. na ja - egal.
Michaela
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Re: Depression und Arbeit - wie umgehen mit "Löchern"

Beitrag von Michaela »

Hallo Steppenwolf!

ich verstehe Dich ja wirklich sehr gut. Es ist alles um so viel schwieriger, als in sonnigen Zeiten, wenn die aktuelle Phase gerade wieder mal auf "Tief" steht.

Aber andererseits schreibst Du auch, wie Du gerade Deinen heutigen Tag verbracht hast. Du brauchtest nicht zu arbeiten und so hast Du einen ganzen Tag mit Grübeln verbracht.

Wie schon gesagt, ich kenne und verstehe das. Aber gerade, weil ich Dich verstehe, glaube ich auch, vermuten zu können, daß Dir ein Praktikum auch helfen kann, Dich abzulenken.

Auch mir ist es ganz oft schwergefallen, mich um Familie zu kümmern. Mußte aber sein und es war gut so. So bin ich auch heute froh darüber, eine Arbeit zu haben, die mich zumindest eine gewisse Zeit von diesen kreisenden Gedanken befreit.

Was meinst Du dazu?

Liebe Grüße, Michaela
steppenwolf1

Re: Depression und Arbeit - wie umgehen mit "Löchern"

Beitrag von steppenwolf1 »

Hallo Michaela,

danke für Deine Antwort.
Ja, es scheint wirklich teilweise so zu sein, dass man nicht in diese Gedankenkreisel gerät. Aber das Problem auf Arbeit ist auch, dass ich sehr unkonzentriert und langsam bin und teilweise meine Arbeit nicht schaffe, komme mir auch ziemlcih minderbemittelt vor. Dadurch steigt der Druck und mir geht es auch während der Arbeit bescheiden. Vielleict gibt es da auch keine Lösung. Weiss auch nicht.
Danke nochmal für Deine Antwort.

Viele Grüße, steppenwolf
SadSoul
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Re: Depression und Arbeit - wie umgehen mit "Löchern"

Beitrag von SadSoul »

Hallo Steppenwolf…

Ich kann ziemlich gut nachvollziehen was du gerade durchmachst, denn ich bin in einer ähnlichen Situation. Ich arbeite jetzt seit ein paar Monaten wieder. Manchmal läuft es echt gut und manchmal muss ich mich auch echt quälen, um überhaupt aufzustehen. Ich kämpfe mit mir selbst um dann doch hinzugehen und versuche dann über den Tag zu kommen.
Du schreibst dass du sehr unkonzentriert und langsam bist und teilweise deine Arbeit nicht schaffst... Verringerte Konzentrationsfähigkeit und Leistungsfähigkeit sind doch gängige Symptome bei Depressionen, also kein Grund dir gleich minderbemittelt vorzukommen.

Ich denke mir, das schlimmste was man in unserer Situation tun kann, ist den Kopf in den Sand zu stecken. Man muss sich einfach zwingen, um einen Fuß vor die Tür zu setzen. Wenn man sich ganz zurückzieht, dann wird es schlimmer werden. Ich weiß wie leicht sich das sagt, aber ich habe es irgendwann nicht mehr geschafft und diese Erfahrung hat mich sehr geprägt.

Wenn es mir schlecht geht, dann gehe ich lange duschen, nehme mir Zeit zu frühstücken, trinke starken Kaffee und gehe erst etwa 3 Stunden später arbeiten. Ich höre etwas Musik, schaue noch ein wenig fern... Dann ist der Kopf einigermaßen frei und ich bewältige meinen Tag. Aber ganz klar, zu 100% bin ich dann nicht belastbar, ich wurschtel mich durch...

Wie gesagt ich kann deinen Kampf gut nachvollziehen. Mich würde aber noch interessieren, ob du den Job den du hast, magst oder du lieber etwas anderes versuchen würdest??

mfg
steppenwolf1

Re: Depression und Arbeit - wie umgehen mit "Löchern"

Beitrag von steppenwolf1 »

Hallo Leon,

du hast wahrscheinlich recht, dass das schlimmste wäre, den Kopf in den Sand zu stecken. Aber wenn es mir schlecht geht, sehe ich um mich herum nichts mehr und meine Gedanken gehen auch in Richtung Schlußstrich. Richtig Spass macht mir mein Job nicht, weiss aber nicht genau, ob dass an den Depressionen liegt oder nicht. Hast Du flexible Arbeitszeiten, dass Du viel später dort anfangen darfst ? Ich werde heute vielleicht einen Fuß vor die Tür setzen und ein wenig spazieren gehen, was manchmal auch gut getan hat.

Viele Grüße,
steppenwolf
SadSoul
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Re: Depression und Arbeit - wie umgehen mit "Löchern"

Beitrag von SadSoul »

hmmm... ich kann nur mitfühlen. Ich weiss echt wie das ist und bisher hab ich noch keine dauerhafte Lösung dafür gefunden.
Wenn der Kopf ganz dicht macht, dann kann ich auch eigentlich keinen vernünftigen Gedanken mehr verfassen. Man bekommt einen Tunnelblick und selbst alles was eigentlich gut ist, wird irrelevant.
Aber hey, aus dem ganz tiefen Loch kann man auch noch rausklettern
Mir gings auch schonmal viel bescheidener als jetzt.


P.S.
Flexible Arbeitszeiten ^^, das klingt so als ob ich sie mir aussuchen könnte, nee, es ist umgekehrt, ich muss flexibel sein
Larson2303
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Registriert: 12. Apr 2005, 15:46

Re: Depression und Arbeit - wie umgehen mit "Löchern"

Beitrag von Larson2303 »

hallo steppenwolf,

ich kann dich sehr gut verstehen, genau das gleiche mache ich derzeit auch mit. angefangen hat es ungefähr vor einem jahr. ich konnte mich ganz schlecht konzentrieren, war unaufmerksam und konnte auch nicht mehr konzentriert zuhören. gerade bei gesprächen war ich ständig mit anderen gedanken/problemen beschäftigt. resultat war, dass ich eine menge altlasten mir mir rumgeschleppt habe und nichts mehr auf die reihe bekommen habe.
ich war nicht mehr in der lage zu entspannen, ein buch lesen oder fernsehen (konzentriert) war nicht möglich. der kopf expoldierte fast vor lauter gedanken und selbstzweifeln, angst vor fehlern, angst zu versagen und kritisiert zu werden. das war eine spirale, die mich abends vor erschöpfung hat einschlafen lassen aber morgens gegen 4 uhr war ich hellwach und habe mir gedanken um meinen job und die tätigkeiten gemacht, die ich zu erledigen hatte aber teilweise nicht konnte.
es ging so weit, dass ich mich immer öfter krank gemeldet habe, ein bis 2 tage ohne krankenschein. in der zeit habe ich dann im bett oder auf der couch gelegen und rumgegammelt und verzweifelt versucht abzuschalten; ohne erfolg.
um freunde habe ich mich nicht mehr gekümmert, es waren noch nie viele aber auch die habe ich sträflich vernachlässigt; es war keine freude mehr für mich mich mit anderen zu treffen, ich konnte mich nicht mehr auf die gespräche konzentrieren und habe die ganze zeit nur gedankenfetzen und unruhe in mir gehabt. die unruhe ist das schlimmste, gerade im job. ich konnte mich nicht konzentrieren und dachte mir, morgen hast du einen besseren tag, dann geht es besser von der hand. ging aber nicht und auch übermorgen nicht. damit habe ich mich irgendwann so sehr unter druck gesetzt, dass ich nicht mehr konnte. im letzten oktober bin ich zum arzt. erst zum hausarzt und dann zur psychologin. es wurde zunächst eine erschöpfungsdepression festgestellt, ich wurde 3 wochen krank geschrieben und sollte all das machen was ich gerne mache. aber ich hatte mittlerweile nichts mehr was ich gerne mache...
ich hatte keine hobbys und auch sonst nichts mit dem ich mich gerne beschäftigt hätte. da ich erst seit kurzem hier lebe habe ich hier auch noch keine sozialen kontakte. und genau das war der schlimmste punkt, das gefühl von einsamkeit. die ganzen jahre habe ich mich und alles meinem job untergeordnet. war monatelang unterwegs und nur am wochenende mal zu hause, habe meine freunde vergrault und wollte immer gut sein, es allen recht machen, nur keine fehler machen, toll sein.
und was habe ich nun davon? sitze hier in meiner wohnung und habe eigentlich keinen mit dem ich wirklich reden kann. und wenn? werde ich verstanden? kann ich oder soll ich offensiv damit umgehen was ich habe und wie ich mich fühle?
jetzt bin ich wieder für 3 wochen krank geschrieben, mitten in der endphase eines großen projektes. ich war der projektleiter, ich konnte nicht mehr, ich musste die notbremse ziehen. ich habe gegenüber meinen direkten vorgesetzten mit offenen karten gespielt und ihnen gesagt was ich habe, es ist mir noch heute peinlich, dass ich vor ihnen in tränen ausgebrochen bin...
sie hatten verständnis, mein kollege sagte mir, dass er es gut verstehen kann, da bei ihm ebenfalls vor einigen jahren eine erschöpfungsdepr. diagnostiziert wurde.

jetzt bin ich zu hause und habe ein schlechtes gewissen, meine kollegen im stich gelassen zu haben. auf der anderen seite kann ich mir derzeit nicht vorstellen zur arbeit zu gehen. ich habe zum ersten mal antidepressiva bekommen. die haben mich ziemlich ruhiggestellt. ich schlafe nun durch und bin morgens kaum aus dem bett zu kriegen. ich habe festgestellt, dass mir sport guttut. insbesondere joggen oder lange spaziergänge mit strammen schritt tun gut.
ich habe damit begonnen, meinen tag in einer art tagebuch zu dokumentieren. meine gedanken (sie sind noch immer ganz wirr, wie man vielleicht an diesem beitrag merkt) aufzuschreiben um später gutes sowie schlechtes nachlesen zu können. vielleicht kann ich dann ja auch mal fortschritte vermelden. in jedem fall gibt es in diesem tagebuch eine rubrik für die punkte an denen ich mich in der vergangenheit schlecht behandelt habe und solche wie ich es in zukunft anders machen will.

so, genug der vielen worte (ich könnte noch viel mehr schreiben). was ich eigentlich sagen wollte ist, dass du dir keine sorgen um deinen job machen sollst. nur du bist wichtig, mach nicht den gleichen fehler den ich gemacht habe und ordne alles deinem job unter. ab jetzt zähle nur noch ich und das solltest du auch beherzigen. denk daran, es ist nur ein job...

viele grüße
michael
joy
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Registriert: 12. Mai 2011, 17:32

Re: Depression und Arbeit - wie umgehen mit "Löchern"

Beitrag von joy »

Hallo Steppenwolf !

Depris und Arbeit. Für mich auch ein sehr wichtiges Thema. Es gibt Zeiten für mich, da fühl ich mich gut und alles geht leicht von der Hand, und dann hab ich das Gefühl ich schau alle 5 Min. auf die Uhr und der Tag will nicht enden. Wie oft musste ich schon heimlich auf dem WC heulen, weil ich es nicht mehr ausgehalten habe. Meine Kollegen haben mich auch oft auf meine "schlechten Launen" angesprochen oder mir gesagt, dass es auffällt, dass ich nicht wirklich bei der Sache wäre. Mir sind deswegen auch schon oft peinliche Fehler unterlaufen.

Ich war auch oft davor, wegzulaufen und mich krankschreiben zu lassen und ich wollte auch schon kündigen.

Aber, so schwer mir der Job auch so oft fällt, ich sehe als Herausforderung. Wenn ich da nicht hingehen würde, würde ich zu Hause ganz versauern. Sehe es vielleicht als Dein geregelten Alltag und freu Dich wenn du wieder einen Tag geschafft hast.

Und noch eine Erfahrung, die ich dir gerne mit auf den Weg geben möchte. Ich habe es mal einer Kollegin erzählt was ich habe, und habe es dann tierisch bereut.

Halte durch
Joy
steppenwolf1

Re: Depression und Arbeit - wie umgehen mit "Löchern"

Beitrag von steppenwolf1 »

Hallo zusammen,

vielen Dank für Eure Antworten. Ich habe auch schon mal überlegt, auf Arbeit offen damit umzugehen, aber das macht mir total Angst. Wie würden die anderen reagieren ? Würde ich eventuell gefeuert (wobei ich schon darüber nachgedacht habe, selbst zu kündigen) ? Was würde mir es bringen ... die Arbeit geht deshalb nicht schneller.

@joy: was waren Deine schlechten Erfahrungen, als Du es jemandem erzählt hast ?

@michael: bewundernswert, wenn Du den Job mal aussen vor lassen kannst. Bei mir geht das irgendwie nicht. Ich hab mir noch nicht mal ne Existenz aufgebaut und das Praktikum sah ich als sog. Arbeitsversuch nach einem Klinikaufenthalt. Ich lebe von ALGII und das wird sich wohl auch nie ändern

viele Grüße, steppenwolf
joy
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Registriert: 12. Mai 2011, 17:32

Re: Depression und Arbeit - wie umgehen mit "Löchern"

Beitrag von joy »

Hallo Steppenwolf,
ich hatte mal einen tierischen Weinkrampf, als mir gesagt wurde, dass ich die Abteilung wechseln muss. Ich hänge sehr an der Arbeit und es hat mich voll umgehauen. Meine Kollegin hat mich getröstet und dann ist es aus mir rausgesprudelt und ich habe von meiner Therapie erzählt und das ich ADs nehmen muss. In diesem Moment habe ich mich ernst genommen gefühlt und auch verstanden.

Aber erst kurze Zeit später kamen wieder derbe sprüche von meinen Kollegen. Nicht über mich aber allgeimein über Betroffene. In meiner Gegenwart haben sie darüber gesprochen, dass alle die zu Psychatern gehen, nur keine Lust haben zu Arbeiten und dass man da ja schnell einen Krankenschein bekommt. Da muss man halt nur mal etwas rumjammern. Und wenn meine Kollegin mal keine Lust mehr zum Arbeiten hat, wird sie halt auch mal einen auf bekloppt machen.

Es war ja nicht gegen meine Person, hat mich aber sehr verletzt. Ich war sehr enttäuscht und hätte es am liebsten nie erzählt.

Wenn es mir mal nicht gut geht, werde ich links liegengelassen und es wird nicht mit mir gesprochen. "Was hast Du denn schon wieder?", "hast Du schon wieder schlechte Laune?", "du ziehst wieder ein Gesicht!".

Schade eigentlich.
Also es ist nicht immer so toll, die Wahrheit zu sagen.

Aber entscheide für Dich
viel Glück
Joy
Tinca
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Registriert: 4. Apr 2005, 23:11

Re: Depression und Arbeit - wie umgehen mit "Löchern"

Beitrag von Tinca »

Hallo alle zusammen,
möchte unter anderem auf den Beitrag von Michael antworten. Eigentlich müßte er Maex heißen, da seine Geschichte 1:1 auf übertragbar ist!!! Nur kam bei mir die Trennung von meiner Verlobten dazu.Als Folge stürzte ich mich mit Vollgas in den Beruf.
Versuche nun die Arbeit etwas unterzuordnen. Ich habe letztes Jahr mein Haus fertiggestellt und arbeite seit 2 Jahren gleichzeitig in 2 Firmen. Das heißt, daß ich seit dieser Zeit 7 Tage in der Woche, jeden Tag ca. 17 Std gearbeitet habe.(Auch an Weihnachten, Sylvester, Geburtstag) Ich wollte beruflich weiterkommen,und das Geld stimmte natürlich auch. A B E R !: Die Energie die ich seitdem verbraucht habe, vor allem gefühlsmäßig, ist nicht zu beschreiben.
Habe an manchen Tagen durchgearbeitet bis ich nicht mehr aufrecht stehen konnte.
Das war ein Fehler, den ich jetz büßen muß. Meinen Akku wieder aufzuladen, die Arbeit unterzuordnen, das ist jetzt mein Ziel.
Und glaubt mir, nichts ist wichtiger als die Person an sich. Arbeit ja, aber nicht um jeden Preis.
Liebe Grüße Maex
steppenwolf1

Re: Depression und Arbeit - wie umgehen mit "Löchern"

Beitrag von steppenwolf1 »

Hallo zusammen,

ich habe lange nicht mehr hier geschrieben, wollte aber das Thema nochmal aufgreifen. Nämlich Depression und Arbeit.
Ich mache zwar kein Praktikum mehr sonder Arbeite richtig, kann aber keineswegs sagen, dass der Druck weniger gewordden ist.
Ich habe immernoch so eine Angst, das schaffen zu können und versage bei kleinen Aufgaben ... sei es bei der geordneten verkabelung eines PCS auder dem Ausdrucken eines Excels. Und wenn ich unter Drcuk gerade sprich Termindruck, kann ich mich erst recht nicht mehr konzentrieren und es ist schon eine Art Panik in mir.

Ist das normal ? Wie geht Ihr damit um, oder was kann ich tun, damit besser klar zu kommen ? Hab echt Angst ich werde auf der ganzen Linie versagen .

Danke und viele Grüsse,
steppenwolf
zwerg174
Beiträge: 270
Registriert: 21. Mär 2006, 10:54

Re: Depression und Arbeit - wie umgehen mit "Löchern"

Beitrag von zwerg174 »

Hallo steppenwolf,

ich bin jetzt nicht mehr berufstätig, kann Deine Angst aber durchaus verstehen. Ich war einige Jahre selbständig und hatte eine panische Angst davor, dass Geschäft schließen zu müssen.
Meine Angst habe ich versucht dadurch zu überwinden indem ich mir überlegte, was schlimmstenfalls passiern könnte. Wie könnte ich mit den Konsequenzen umgehen? Was könnte ich danach tun? Das hab ich aufgeschrieben und auswendig gelernt.

Jedesmal wenn mich dann die Panik zu überrollen drohte, habe ich mir in Gedanken mein "Verslein" aufgesagt. Nach und nach stellte ich fest, dass ich dadurch ruhiger wurde, die Panik mich gedanklich nicht mehr lähmte und dadurch mein Kopf für wesentliche Überlegungen frei war.
Dadurch gewann ich Sicherheit und es lief besser.

Klar ist Deine Denkweise in Deiner jetzigen Situation normal.
Meiner Meinung nach ist es ein Gedanken-Kreislauf, der setzt Dich wiederum unter Druck, es entsteht Panik und die speist den Kreislauf erneut.

Sofern es mir erlaubt ist Dir einen Rat zu geben, würde ich sagen versuche den Kreislauf zu unterbrechen. Es muss ja nicht mit meiner Methode sein, finde ruhig Deine eigene Methode. Du wirst dann sicher, wenn anfangs auch nur kleine, Erfolge erzielen die Dich ermutigen und motivieren können weiter zu machen.

Liebe Grüße
Brigitte
Anelie
Beiträge: 3
Registriert: 28. Mär 2006, 10:36

Re: Depression und Arbeit - wie umgehen mit "Löchern"

Beitrag von Anelie »

Hallo Steppenwolf,

ich kann darüber auch ein kleines Liedchen singen...
Job und Depressionen... Ich habe nur leider viel zu spät selber mitbekommen das ich "Erschöpfungsdepressionen" hatte. Ich dachte immer es muss doch zu schaffen sein... Alle anderen schaffen es doch auch... Und die leisten noch viel mehr als ich... Bei mir war zwar eine Trennung und demzufolge eine Alleinerziehung von zwei Kindern und ein 100% Job mit dabei... Aber ich musste es doch schaffen... Ich musste doch Geld verdienen, ich musste doch meinen Kindern etwas bieten können... Ich musste, ich musste, ich musste. Es war ein Teufelskreis. Habe die Symtome nicht ernst genommen. Habe etliche Minusstunden im Geschäft gemacht. Die Firma war sehr versständnissvoll... Nur ich habe es damals nicht so gesehen. Ich habe immer nur gesehen, wie bekomme ich alles unter einen Hut... Ich habe nur gedanken über die Zukunft im Kopf gehabt. Meine und die meiner Kinder.
Na,ja jedenfalls war ich im Geschäft zu nichts mehr zu gebrauchen. Bis dann die Kündigung kam. Und erst dann bin ich zum Arzt gegangen und habe eine Therapie bekommen.
Meine Geschichte ist zwar ganz anders als Deine, aber ich wollte damit zum Ausdruck bringen... Das Du den Vorteil hast, über Deine Krankheit bescheid zu wissen... Du kannst reagieren, handeln. Dir Hilfe holen... Lasse Dir eine Therapie verschreiben... Es ist sicher noch nicht zu spät... Ein Arbeitgeber versteht es eher wenn Du sagst Du bist Krank, als wenn er nur sieht das Deine Leistungen nicht mal mehr befriedigend sind...

Nur mal so zum Schluss, ich bin froh jetzt zu Hause sein zu können. Ich brauchte diese Auszeit. Bin jetzt wieder auf Jobsuche aber ich weiss genau was ich will und vor allem wie viel ich jetzt nur Schaffen gehen brauch. Damals habe ich immer gedacht ich muss doch Geld verdienen. Und um himmelswillen es darf auf keinen Fall weniger werden. Aber es geht immer...

Ich hoffe ich habe jetzt nicht zu viel geschrieben... Und man kann den Sinn vom Text erkennen...

Lieben Gruss Anelie
adelgunde
Beiträge: 80
Registriert: 10. Jan 2006, 11:48

Re: Depression und Arbeit - wie umgehen mit "Löchern"

Beitrag von adelgunde »

Liebe Steppenwolf,

mir ist nochwas eingefallen, um vielleicht den Druck etwas zu mindern. Der produziert ja Angst, es nicht zu schaffen und die Angst lähmt Dich dann tatsächlich so, DASS Du es nicht schaffst, oder Dir Fehler unterlaufen. Selbsterfüllende Prophezeiung, gelle?

Also, ich habe versucht, an Grobi und die "Was-passiert-dann-Maschine" zu denken. Anstatt Angst vor der Aufgabe zu haben, habe ich versucht, sie unter dem Aspekt "was-passiert-dann" zu betrachten: ich fange jetzt hier mal ein bißchen an und sehe was passiert. Und wenns gut war, dann kann ich mich freuen und habe mehr Motivation, die nächste Aufgabe anzugehen. Und wenns nicht gut war, na, dann eben wieder von vorne. Bei einer "was-passiert-dann-Maschine" ist ja das Ergebnis offen. Das ist ja auch nicht das, was zählt, sondern es zählt, die Maschine in Gang zu setzen.

Liebe Grüße und ich hoffe, es gibt ein paar wirklich interessante Stationen in Deiner Maschine!
Inga
Ronja_R
Beiträge: 55
Registriert: 28. Mär 2006, 17:45

Re: Depression und Arbeit - wie umgehen mit "Löchern"

Beitrag von Ronja_R »

Hallo Steppenwolf,

auch ich kenne das Problem, nicht arbeiten zu können, und gleich vorweg: Ich habe keine Lösung dafür.

Bei mir begannen die Depris wenige Monate, nachdem ich meinen ersten Job angefangen habe (und den ich heute, nach vier Jahren, immer noch mache). An manchen Tagen konnte ich fast nichts arbeiten, weil die Gedanken sich ständig im Kreise drehten. An anderen Tagen ging es so leidlich. Inzwischen steigt meine Arbeitsfähigkeit ganz allmählich an, und ich mache mir Gedanken darüber, wie ich einen anderen Arbeitsplatz finden kann, der besser für mich ist.

Ich habe viel probiert bezüglich Arbeitsorganisation, um meine Ängste vor der Arbeit und davor, zu versagen, in den Griff zu bekommen. Die Erfolge waren immer marginal. Das einzige, was hilft, ist die Depri selbst zu bekämpfen. Ich bin neu hier und kenne Deine Geschichte nicht, weiß also nicht, was Du schon alles probiert hast. Ich für meinen Teil bin mit Medikamenten und Psychotherapie versorgt, habe auch schon einige Ärzte konsultiert und bin immer wieder in mein schwarzes Loch gefallen. Und da das immer seltener passiert kann ich auch immer besser arbeiten. Die Probleme liegen aber nicht an der Arbeit, sondern ausschließlich an Dir (nicht falsch verstehen, ich meinen Deine Depris und nicht Deine Fähigkeiten). Von daher solltest Du Dich vielleicht wirklich einfach nur darüber freuen, wenn Du mal in der Lage bist zu arbeiten, und hoffen, dass Du irgendwann Deine Depris in den Griff bekommst, und dadurch auch arbeitsfähiger wirst.

Viel Glück brauchst Du auf jeden Fall dazu - dass der Arbeitgeber mangelnde Leistungsfähigkeit hinnimmt. Bei mir ist es so, dass mein Chef zwar extrem hohe Ansprüche an die Leistungsbereitschaft stellt, die ich nie und nimmer erfüllen kann bzw. will. Aber andererseits bekommt er nicht wirklich mit, wer was genau macht, so dass es letztlich nicht weiter auffällt.

Ich weiß nicht, ob Dir das irgendwie weiterhilft, wünsche Dir aber auf jeden Fall den Mut, weiterzumachen, auch wenn Du nicht so "gut" bist, wie Du vielleicht sein könntest!

Räubertochter
lilly
Beiträge: 360
Registriert: 24. Jan 2006, 11:06

Re: Depression und Arbeit - wie umgehen mit "Löchern"

Beitrag von lilly »

Hallo Steppenwolf,

ja, ich weiß auch wie das ist, wenn man zur Arbeit gehen muss und man kann eigentlich nicht.
Ich bin oft ohne Schlaf zur Arbeit gegangen. Ich habe mich dann ganz doll geschminkt, so dass man es mir nicht so ansah, dass ich die ganze Nacht aufgewesen war. Meistens bin ich dann am frühen Nachmittag vom Büro aus nach Hause gegangen, habe Unwohlsein vorgetäuscht.
Ich habe immer gedacht: Wenn du morgens im Büro erscheinst und früher als normal gehst, dann fällt das nicht so auf als wenn Du gar nicht kommst: du warst wenigstens anwesend, und keiner hat dich vermisst. Das hat geklappt, aber eine Lösung ist das leider nicht.

An manchen Tagen, jedoch, ging es nicht anders, und ich konnte einfach nicht zur Arbeit gehen. Doch in der Firma ging es recht locker zu, und ich habe für die verlorenen Tage manchmal Urlaub nachträglich eingereicht, damit es nicht auffiel, dass ich in Wirklichkeit krank war.

So habe ich mich durch die Jahre geschmuggelt.

Ich konnte auch mit niemandem darüber sprechen. Eines Tages habe ich einem Arbeitskollegen erzählt, dass ich schlecht schlafe. Er hat gegrinst und mir empfohlen, in einer Bar zu arbeiten. Er hat zwar nur Spaß gemacht, ich aber war total gekränkt.

Aber es ist alles furchtbar schlimm. Man weiß nicht, was man machen soll. Man kann nur noch hoffen, dass die Medis lindern, und darauf ist man fixiert, weil man sich sonst kaum zu helfen weiß.

Ich umarme Dich.
Barbara
steppenwolf1

Re: Depression und Arbeit - wie umgehen mit "Löchern"

Beitrag von steppenwolf1 »

Hallo zusammen,

ich danke Euch für die vielen und auch ausführlichen Antworten. Ich werd später nochmal drauf eingehen, ich bin leider total k.o. und müde und hoffe Ihr nehmt mir es nicht übel.

Viele Grüsse, steppenwolf
trude
Beiträge: 220
Registriert: 13. Okt 2005, 14:05

Re: Depression und Arbeit - wie umgehen mit "Löchern"

Beitrag von trude »

Hallo Steppenwolf,

schön, daß du den alten Thread "neu" aufgemacht hast. Ich habe mir auch schon überlegt, dazu was zu fragen, sagen...

Ich habe mich ganz lange nicht getraut in meinem Beruf zu arbeiten, weil ich immer Panik und Angst hatte das sowieso nicht zu schaffen. Nach vielen Therapiegesprächen, einer Honorartätigkeit, wo der Umgang zwischen Kollegen und Leitung sehr liebevoll und achtsam war, hab ich jetzt seit ein paar Jahren eine unbefristete Stelle im sozialen Bereich. Nach einem schwierigen Anfang mit dauernden Versagensängsten (und dem ständigen Gefühl als Mogelpackung dort reingekommen zu sein) war ich irgendwann in der Lage zu sagen, daß ich dor zu Recht arbeite und meine Arbeit auch gut mache.
Trotzdem machte ich natürlich immer wieder "Kompromisse" mit mir, daß ich bei viel Arbeitsbelastung keine Mittagspause mache, mir Überstunden nicht aufschreibe etc.
Jetzt hat sich aber durch Arbeitsumstrukturierung, Wegfall von Stellen, neue Leitung die Arbeitsbelastung so verstärkt, daß ich "auch mit meinen Kompromissen" eigentlich nicht mehr in der Lage bin, meine Arbeit erledigen z können. Schwierigkeiten im Team, unterschiedliche Arbeitsvorstllungen, erhöhter Druck geben ihr übriges dazu. Ich bin abends am Ende, die Arbeitssituation ist das Dauerthema, was bei mir niemand mehr hören kann. (ich habe es im Forum auch schon einige Male genannt...) Und ich erwarte jeden Arbeitstag mit einem Heulkrampf zusammenzubrechen. Oftmals kann ich kaum noch verständliche Sätze formulieren, ich vergesse die Namen von Leuten, die angerufen haben und rede noch verwirrter als sowieso schon.

Interessant ist, daß alle Mitarbeiter die Arbeitsbelastung spüren, aber ich mich noch schlechter als andere davor schützen kann. Jede Klage von den Kollegen macht mir ein schlechtes Gewissen, was könnte ich noch von anderen übernehmen. Ich als einzigste Halbtagskraft kann natürlich per Se auch weniger leisten, aber jegliche Anspielungen treffen mich und ich bin ganz schlecht in der Lage diese abzuwehren. Sobald ich mal piepse, daß ich nicht mehr kann und Entlastunge bräcuhte geht das Gejammer der anderen los und dann ist meine Anfrage wieder erstickt.
Ich traue mich nicht mal nach einer Stundenerhöhung zu fragen, weil es dann sein könnte, daß andere gefragt werden, die ja Zeit hätten, mir was abzunehmen, weil die ja keine Überstunden haben. Und dann denke ich wieder, daß ich viel zu lang Zeit brauche, zu sorgfältig bin, zu pedantisch.

Ich hab auch ganz dolle Angst mich auseineinader zu setzen. Die Fronten sind sehr schwierig und ich gehe immer mehr unter.

So, jetzt hab ich wieder ewig reklamiert, es ist halt auch eines meiner Hauptthemen, gerade jetzt, und ich kann mich der pessimistischen Stellensituation auch nicht verschließen und EIGENTLICH mache ich meine Arbeit sogar ganz gerne.

Ich weiß jetzt nicht genau wie es weitergeht. Ich habe sowieso große Schwierigkeiten Konflikte auszutragen, bin elendlich harmoniesüchtig, müßte mich eigentlich klar positionieren, was ich einfach nicht kann. Und mir deshalb noch feige und selbst schuld an allem vorkomme, gerade weil ich es nicht kann.

Meine Träume wären eine Selbsthilfegruppe ausschließlich über das Thema Arbeit und Depressionen.
In der Realität werde ich mir (hoffentlich bald!) eine Einzelsupervision suchen. (Meine Freunde haben mir an meinen Geburtstag sogar Geld dafür geschenkt!!!!!!)Ich habe heute leider nur einen Anrufbeantworter erreicht.

Ich möchte mir mein mittlerweile erkämpftes, jedoch immer noch labiles Arbeits-Selbstwertgefühl erhalten und weiter daran arbeiten, daß ich keine "Kompromisse" mehr benötige.

So jetzt bin ich endlich am Ende. Uff!!!! Bei dem Thema sprudelt es im Moment einfach so los. Es tut mir leid, ich hätte das gerne auch anders, es hat (egoistischerweise) für mich wieder ein bischen sortiert. Ich bin doch nicht so weit, wie ich gerne wäre.

Fände es spannend hier noch viel darüber zu hören.
Und Steppenwolf, es ist sehr interessant, wieviele Leute für welche Tätigkeiten eingestellt sind, von denen sie a.) keinen Plan haben und b.)sowieso keine Lust haben und mit einer perfiden Selbstverständlichkeit immer abwesend sind, wenn man sie mal braucht und dies immer mit einer massiven Arbeitsüberlastung (oft noch auf Kosten anderer) begründen. Und die haben keine Depressionen und Minderwertigkeitsgefühle dabei. Ich will niemand beurteilen, mir geht es nur darum, daß wir Depris immer scheinbar unzureichend, nicht belastbar, langsam, unflexibel arbeiten und deshalb unter eigenem Dauerdruck stehen.

Also:In diesem Sinne seien wir FAUL, UNBEQUEM, und BEHARREND auf unsere Schwächen und Stärken im Arbeitsleben. Auf alle Fälle wir niemand soviele unterschiedliche Gedanken während eines einzigen Arbeitsprozesses, wie wir im Kopf haben.

In diesem Sinne
Trude
steppenwolf1

Re: Depression und Arbeit - wie umgehen mit "Löchern"

Beitrag von steppenwolf1 »

Hallo zusammen,

ich konnte leider gestern keine Antwort mehr schreiben. Ich war einfach zu müde. Sorry, dafür.

Hallo Brigitte,

was schlimmstenfalls passieren könnte ? Na ja, ich könnt arbeitslos werden und meine Wohnung nicht mehr bezahlen und der vertrag geht noch 1 jahr und ich könnte da nicht mal raus.... z.B.
Aber es ist wirklich krass, wie die Angst so lähmen kann. Oder ist das gar nicht die Angst und ich reds mir nur ein ?

Hallo Anelie,

mir ging es vorletztes Jahr auch so. Ich hab Diplom geschrieben, viel zu lang und als ich abgegeben hatte, erholte ich mich nicht mehr. Ende vom Lied ... ich bin wieder in eine Klinik gegangen. Die haben mir aber geholfen, v.a. meine thera. Aber seit ich umgezogen bin, hab ich die Thera bei Ihr abbrechen müssen und so ist wohl auch der Kontakt abgebrochen . Auch per Mail.

Hallo Inga,

selbsterfüllende Prophezeiung ... ja, hab ich schon mal gehört. Du hast auch daran gedacht, was dann passiert. Na ja, ich könnte arbeitslos werden und meine Wohnung nicht mehr bezahlen. Ich versuche da raus zu kommen und hoffe nur dass mir mein Arbeitgeber da bissl Zeit lässt.

Hallo Räubertochter,

weisst Du, mir geht es manchmal besser wenn ich daran denke, wie ich was anderes mache und das was ich gelernt hätte nie gemacht hätte. Es macht mich aber auch sehr traurig, dass ich mich damals so entschieden habe und auch die Gründe. Aber das ist Geschichte, ich kann es nicht mehr ändern. Ich hoffe auch dass mein Arbeitgeber meine Leistungsunfähigkeit hinnimmt. Oder sollte ich besser mangelnde Leistungsfähigkeit sagen. Das wird sich noch zeigen.

Hallo Barbara,

gewstern war ich so müde auf Arbeit, dass ich dachte ich fall gleich vom Stuhl und das obwohl ich geschlafen hatte. Heute Nacht war ich wieder 4 Uhr wach weil ich Rückenschmerzen hatte (hab ich auch seltenst wenn ich eigentlich schlafe). Normalerweise geht das Schlafen aber mit Zolpidem. Aber so ganz ohne Schlaf könnt ich mir gar nicht vorstellen. Wie hast Du das denn so lange durchgehalten ?

Hallo Trude,

oh man, wie ich das kenne. Ich war nach dem Diplom in einer Klinik und hab danach ein Praktikum gemacht, weil ich mir mehr auch gar nicht zutraute. Aber das war genauso ... ich hatte nur Versagensängste.Und ich denke auch immer, dass ich das Gehalt nicht wert bin und die sich geirrt haben, als sie mich einstellten.
Zu langsam bin ich auch. Und neulich sagte der Chef zu mir (zwar auch spassig, aber bei mir ist das eingeschlagen wie eine Bombe), dass ich wohl schon pleite wär, wenn ich selbständig wär.
Ui, ich denk auch immer vielleicht gar nicht krank zu sein und sollte mich mehr zusammenreissen oder bin nur zu faul. Ob das nun der Fall ist weiss ich nicht.

Ich danke Euch jedenfalls, dass ihr mir so aussführlich geantwortet habt. Was ich probieren werde, ist auf jeden Fall mir vor Augen zu halten was schlimmsten falles passieren könnte. Könnte ich wirklich auf der Strasse landen mit vielen Schulden ??

In diesem Sinne wünsche ich allen, dass Ihr eure Aufgaben für Euch zufriedenstellend schafft.

Gruss, steppenwolf
artemis
Beiträge: 912
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Depression und Arbeit - wie umgehen mit "Löchern"

Beitrag von artemis »

Ich will mal einfach was nur so in den Raum hier stellen:

Selbst wenn es mir richtig und wirklich gut geht, stelle ich fest, dass auch scheinbar Gesunde auf der Arbeit viel Mist verzapfen, sich um die Arbeit drücken oder aus anderen Gründen nicht viel sinnvolles voreinander bekommen.

Vielleicht sind gerade die Ansprüche vieler Depries an sich und ihre Leistungsfähigkeit viel zu hoch, höher als selbst Gesunde sie erfüllen könnten.(?) Perfektionismus nennt man das, glaube ich und mit diesem habe ich mir sehr oft selber im Weg gestanden. Inzwischen versuche ich das anders zu sehen. Klappt natürlich nicht immer.

Na ja, und Chefs versuchen einen immer bis sonst wo hin zu melken, mit welchen Methoden und Bemerkungen auch immer, das ist wohl ihre Aufgabe. Das ist nicht schön! Aber so ist das nun wohl mal in der Welt der Lohnarbeit. Sollen die doch erstmal einen Esel finden der so gutmütig wie ich ist und ähnlich problemlos wenigstens so viel Routine wegschaft wie ich noch schaffe selbst wenn es mir nicht so gut geht.

Was ich sagen will: Seid nicht zu selbstkritisch und stellt euer Licht nicht zu sehr unter den Scheffel. Alles was Chefs gerne hätten schaffen auch Gesunde nicht. Blöd ist das deren Bemerkungen Depries besonders runter reißen. Gesunde sagen sich einfach: Der verlangt nichtmachbares oder gar, der ist blöd. Depries suchen alle Fehler immer gleich bei sich. Darum schaffen sie bis zum Zusammenbruch ja auch so viel mehr als viele andere.

Also, mal schauen wieviel persönlicher, übertriebener Perfektionismus bei der ganzen Sache im Spiel ist, denke ich. Mir hilft das auch, wenn das natürlich nicht immer perfekt klappt und ich mir wieder Vorfürfe mache, weil ich mal wieder so blöd war, mir mehr abzuverlangen als ich muß, als ich will oder mir gar gut tut... Ich lerne da auch noch.

LG Arte
steppenwolf1

Re: Depression und Arbeit - wie umgehen mit "Löchern"

Beitrag von steppenwolf1 »

Hallo Arte,

schön dich zu lesen. Ja, mit dem Perfektionismus hab ich auch so meine Probleme... wobei ich mich bisweilen nicht mal perfektionistisch einschätze. Manchmal sogar eher schlumpig und wie es eine Kollegin mal ausdrückte ... "keine Liebe zum Detail" .
Ich bin so in meiner Panik drin, dass ich manchmal nur danach strebe die Aufgabe fertig zu bekommen, egal wie ... hauptsache ich kriege sie fertig.
Und morgen geht die Woche wieder los. Ich habe Angst, dabei wsind alle sehr nett auf Arbeit ...

Gruss, steppenwolf
zwerg174
Beiträge: 270
Registriert: 21. Mär 2006, 10:54

Re: Depression und Arbeit - wie umgehen mit "Löchern"

Beitrag von zwerg174 »

Hallo Steppenwolf,

kann überhaupt etwas lähmender sein als Angst?

Ich persönlich glaube kaum, nicht umsonst spricht man doch zumindest seit dem vorigen Jahrhundert (meine Oma war Jahrgang 1899) von "vor Angst gelähmt".

Sie zu besiegen halte ich für mich selbst zu vermessen, ich werde meine Ängste niemals besiegen können, jetzt kommt das berühmte aber - ich versuche damit umgehen zu lernen.

Wie? Indem ich versuche weiter zu denken und nicht bei dem was alles eintreten könnte meine Gedanken stagnieren zu lassen, versuche mir die schönen und positiven Seiten auszumalen wenn "es" eintreten würde.

Was denkst Du, ist das Selbstbetrug oder Selbsthilfe?

Liebe Grüße
Brigitte
trude
Beiträge: 220
Registriert: 13. Okt 2005, 14:05

Re: Depression und Arbeit - wie umgehen mit "Löchern"

Beitrag von trude »

Hallo Arte, hallo Steppenwolf

ihr habt recht; der Perfektionismus ist einem wohl am meisten im Wege wenn es um die eigene "Arbeitsleistung" geht. Der Perfektionismus beinhaltet auch immer die Option alles noch besser machen zu können - oder es ist sowieso nie genug....und das hat nix mit der Libe zum Detail zu tun.

Und Steppenwolf das mit dem Panikgefühl kenne ich auch nur zu gut, und da ist dann auch nie alles fertig und das nächste Laufband schon am Rollen...und man hampelt immer schneller und fängt dann am besten drei Sachen gleichzeitig an...die aber dann natürlich auch nie mit Zufriedenheit fertig gestellt werden können und man hat wieder Angst in dem "Nichtkönnen, Halbwissen und der Mangelhaftigkeit" erwischt werden zu können und damit steigt die Angst dann wieder, man muß wieder noch schneller arbeiten und der Teufelskreis geht weiter...

Irgendwas ist da anscheinend in dem System falsch!
Ich hab auch festgestellt, daß ich in den wenigen "sicheren Momenten" für mich viel besser entscheiden konnte, welche Dinge Priorität haben, zu was ich in der Lage bin und was verschoben werden muß, auch wenn andere da nicht von begeistert sind, was ich meist auch sicher vertreten konnte. Und dann war der Stress natürlich viel weniger, ich hatte keine Angst bei irgendeinem diffusen Gefühl von Unsicherheit und Unvermögen erwischt zu werden und dementsprechend konnte ich viel entspannter und wahrscheinlich sogar effektiver arbeiten...

In diesem Sinne sollten wir für uns perfektionistische Depris endlich mal das Jahr der aktiven Entspannung und des Nichtstun ausrufen...(wenigstens in Gedanken!!!)

Grüße Trude
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