Antidepressiva - Schwangerschaft ???

[Sonjasmile]

Hallo,

gibt es ein Antidepressivum das man Schwangerschaftserprobt ist??

Habe vorher Paraxoetin 20 mg genommen und mir ging es prima. Jetzt nehme ich es nach Absprache mit dem Arzt nicht mehr weil wir uns ein Kind wünschen. Aber mir geht jetzt wieder schlechter und habe das Gefühl das sie schon chronisch ist da ich sie schon seit etwa 20 jahre habe. Muß ich jetzt auf ein Kind (was mein größter Wunsch wäre) verzichten nur weil es kein Meikament gibt das erprobt ist??

VG Sonjasmile

[unkreativ]

Huhu =)

Hab hier mal was kopiert für Dich:

Grundsätzlich empfiehlt kein Hersteller ein Antidepressivum zum
Sicherheit von Antidepressiva
Einsatz in der Schwangerschaft. Schädigungen des ungeborenen Kindes durch Antidepressiva sind jedoch eigentlich nicht bekannt. Insbesondere die schon lange genutzten Tricyclika scheinen diesbezüglich recht sicher zu sein, da es keine entsprechenden Auffälligkeiten gibt. Bei neueren Medikamenten gibt es oft noch zu wenig Informationen. Die pflanzlichen Wirkstoffe wurden auch noch nicht abschliessend untersucht.

Es ist jedoch bekannt, dass die meisten Wirkstoffe durch die Plazenta bzw. über die Muttermilch in den Kreislauf des Kindes gelangen. Sie haben Einwirkungen auf den Kreislauf und zeigen anticholinergene Wirkungen (siehe Kasten rechts). Bei der Einnahme von Tricyclika im Zeitraum der Geburt wurden bei einigen Kindern nach der Geburt die im Kapitel 7 beschriebenen Absetzerscheinungen beobachtet. Es konnte auch ein Zusammenhang zwischen anticholinergen Wirkungen und der Einnahme von Fluoxetin und Citalopram während der Stillzeit beobachtet werden. Ein zeitiges Abstillen liegt daher grundsätzlich nahe.

Es muss jedoch auch festgestellt werden, dass auch die Symptome einer Depression, z.B. der hohe Spiegel an Stresshormonen, zur Schädigung des Kindes führen können. Mit einer Depression einher gehen oft auch eine falsche Ernährung (zuviel / zuwenig), Alkohol- und/oder Nikotinmißbrauch. Dies sind auch wichtige Faktoren, die auf das ungeborene Kind einwirken. Das Risiko der Suizidalität bei einer Depression während der Schwangerschaft muss ebenfalls in Betracht gezogen werden. [3]
Bezüglich ihrer Sicherheit in der Schwangerschaft werden Medikamente von der US-amerikanischen Food and Drug Administration in vier Gruppen von A-D eigeteilt, wobei das Risiko von A nach D zunimmt. Die fünfte Gruppe X beinhaltet Medikamente die bekannt dafür sind Schäden zu verursachen.

A - Empfohlen:
kein Wirkstoff

B - kein Anhalt für ein Risiko
Buporion, Johanniskraut**, Maprotilin**, Moclobemid**

C - ein Risiko ist nicht ausgeschlossen
Chlomipramin, Desipramin, Doxepin*, Fluoxetin*, Fluvoxamin**, Mirtazepin**, Nefazodon**, Paroxetin**, Phenelzin**, Sertalin, Tranylcypromin**, Trazodon**, Trimipramin, Venlaflaxin**

D - bekanntes Risiko für den Fötus
Amitriptylin, Imipramin, Lithium*, Nortriptylin, Valproinsäure

* = negative Effekte auf das gestillte Kind
** = keine Informationen über die Wirkung auf das gestillte Kind verfügbar.

Quelle: [3]

Bei der Risikobewertung muss auch das Alter der werdenden Mutter berücksichtigt werden, denn mit dem Alter steigt stets auch das Risiko von Fehlgeburten oder Missbildungen. Zusätzliche Risiken durch den Einsatz von Antidepressiva sind also bei älteren Frauen kritischer zu bewerten, als bei jungen. [3]


Hoffe, Du kannst damit was anfangen.

Liebe Grüße
Michael

[Sonjasmile]

Vielen lieben Dank Michael. Werde das morgen nochmal mit meinem Doc besprechen.

Habe den Artikel auch gerade gefunden.

Vg Sonja

[Xavro]

Hallo Michael,

ich bin der Autor des von Dir zitierten Artikels. Es freut mich natürlich immer sehr, wenn meine Artikel hilfreich sind. Allerdings wäre es nett gewesen, wenn du eine Quellenangabe hinzugefügt hättest. Unter anderem auch deshalb, weil es nur so möglich ist, den Inhalt des Textes zu verifizieren und den Inhalt in den richtigen Kontext zu setzen.

Ich lege zum Beispiel immer ziemlich viel Wert darauf zu betonen, dass ich kein Mediziner bin. Es ist meines Erachtes ein Gebot der Fairness darauf hinzuweisen, wenn ein medizinischer Text von einem Laien geschrieben wurde.

Im konkreten Fall wäre es auch sicher hilfreich gewesen, zu wissen, welche Quelle hinter [3] steckt, denn auf der Homepage von Dr. Mayer gibt es ungewöhnlich viele Informationen zu Antidepressiva und Schwangerschaft.

Gruß
Xavro

[nina*tina]

[frauholle]

Hallo Sonja,

ich mache mir auch Gedanken, ob eine Schwangerschaft mit Paroxat möglich ist. Leider habe ich das Medikament abgesetzt -"leider" deswegen weil es bei mir nach der Wiedereinnahme nicht mehr gewirkt hat. Ich habe auch schon während des Absetzens wieder Depressionen bekommen, doch viel extremer als vorher. Habe nach wie vor starke Muskelschmerzen, Kopfdruck, bin immer angespannt und habe Schlafprobleme.
Auch ein Hochdosieren hat bei mir keinen Erfolg gehabt. Hast Du immer Paroxat genommen oder schon einmal ein anderes Antidepressivum, dass Dir genauso geholfen hat? Wie lange nimmst Du das Paroxat bis jetzt?
Über eine Anwort würde ich mich sehr freuen.

Lieben Gruß
power

[Sonjasmile]

Hallo Power,

ich kenne mich nur mit dem Paroxetin aus und habe damit nur gute Erfahrungen gesammelt. Aber ich nehme es jetzt nach Absprache mit dem Arzt nicht mehr. Eine zeitlang nach dem auch der letzte Stoff aus dem Körper war ging es mir schlecht und wollte es wieder nehmen doch ich tat es nicht. Weil es wirklich nur ein Hilfsmittel ist und ich mir wirklich überlegt habe ob es wirklich nötig ist. Habe zwar eine unangebrochene Packung hier, weil es mich beruhigt habe aber mit meinem Doc abgesprochen wenn ich sie nehmen will bzw muß soll ich ihn vorher Bescheid sagen.
Er hat mir gesagt entweder die Medi oder Baby..
Ich denke das muß jede Frau für sich selber herausfinden. Im Moment ist der Kinderwunsch beiseite geschoben weil ich erstmal von meinem starken Übergewicht runter kommen will.

Ich wünsche Dir alles Gute. Vielleicht bleiben wir ja in Kontakt?

VG Sonja

[Leni2]

Hallo Sonja,

ich habe heute gerade meinen Arzt danach gefragt. Er sagte, dass es der allgemeine ärztliche Stand ist, dass Ads besser für das Kind sind, als eine Depression und man es daher weiternehmen soll. Ich bin aber skeptisch. Er sagte, dass man es üblicherweise einige Wochen vor der Geburt absetzt, damit das Kind nach der Geburt keine Absetzungserscheinungen bekommt.

Er hat mir diese Website empfohlen: http://www.frauen-und-psychiatrie.de/frameset.php

Ich weiß auch nicht, was ich machen soll. Ich nehme Citalopram und fühle mich auch viel besser damit.

Liebe Grüße,
Lena

[nina*tina]

[Xavro]

Hallo Leute,

wie Nina richtig schreibt, wäre es ethisch nicht zu vertreten Medikamententest an schwangeren Frauen durchzuführen.

Für die Frage "Antidepressiva während der Schwangerschaft" kann man also nur die bekannten Fälle heranziehen, in denen das in der Praxis so vorgekommen ist. Hier ist die Anzahl der bekannten und entsprechend dokumentierten Fälle jedoch nicht groß genug, um eine juristisch sichere Aussage zu teffen, also geben die Hersteller keine Empfehlungen dazu.

Wie bei jedem anderen Medikament auch, bleibt es immer eine Entscheidung im Einzelfall. Grundsätzlich scheint es kein Problem zu sein, Antidepressiva während der Schwangerschaft zu nehmen, denn in den meisten bekannten Fällen wurden die Kinder gesund geboren. Das Restrisiko bleibt halt und so bleiben auch die Ärzte auf der sicheren Seite und lehnen die Kombination erst einmal ab.

Auf der anderen Seite kann es zwingend erforderlich sein, das Antidepressivum während einer Schwangerschaft fortzusetzen (z.B. bei hoher Selbstmordgefahr), um Mutter und Kind zu schützen.

Bei der Entscheidungsfindung spielt natürlich auch ein Rolle, ob man eine Schwangerschaft erst plant oder ob eine ungeplante Schwangerschaft auftritt, während man Antidepressiva einnimmt.

Ich denke, dass es bei dieser Frage kein "Richtig" oder "Falsch" gibt.

Gruß
Xavro

[AF]

Hallo Zusammen
ich kann von einer erfolgreichen Schwangerschaft trotz AD berichten:
In meiner näheren Umgebung hat eine Bekannte ein gesundes Kind zur Welt gebracht.
in der Schwangerschaft wurde genommen: Haldol Tavor und Zyperexa.
Das Kind und die Mutter sind nach der Geburt wohlauf.
Scheinbar hat dem Kind die AD gaben nicht geschadet.
Gruß
Theo

[Sonjasmile]

Ich kann Frauen die sich ein Kind wünschen und chronisch depressiv sind verstehen, das Sie es sich überlegen. Es ist ja wie beschrieben nicht erprobt weil so wenige Frauen überhaupt schwanger werden weil sie depressiv sind!
Und wie beschrieben werden die Kinder nicht mißgebildet. Das Risiko ist geringer als wenn sie süchtig ist.
Depression ist so einie heftige gemeine Krankheit und dann soll man den größten Wunsch begraben ein Kind zu haben nur weil es sowenige Kenntnisse gibt??
Das ganze Leben ist ein Risiko!

[PeterWatts]

Hallo,

und sorry - aber die Informationen oben ("C"-Einordnung) und die Sachen auf der frauen-und-psychiatrie.de Webseite sind veraltet.

Paroxetin ist Ende 2005 auf D gesetzt worden, d.h. Risiko für den Fötus bekannt.

Es besteht erhöhtes Missbildungsrisiko, siehe (englisch)
http://www.fda.gov/cder/drug/infopage/p ... efault.htm

Bei uns in der Klinik wird das inzwischen auch so gehandhabt - Seroxat&Co sind bei Bekanntwerden einer Schwangerschaft abzusetzen.
Zur Abschätzung des Risikos: Es wäre noch eine Steigerung denkbar - "bei Paroxetin-Einnahme ist zwingend auf zuverlässige Empfängnisverhütung zu achten". So weit geht man aber nicht, d.h. es zählt nicht zu den ganz fiesen Teratogenen, als SO bedenklich zählt es wohl nicht.

Aber immerhin, ...also bitte, bitte aufpassen mit "Entwarnungen"

Alles Gute den werdenden Müttern

pw.

[Vampy]

Auch im Deutschen Ärzteblatt wurden die möglichen Risiken von Paroxetin in der Schwangerschaft behandelt:

http://www.aerzteblatt.de/v4/news/news. ... e&id=23798

Gruß Sandra

[Leni2]

Hallo Peter,

weißt du auch etwas über Citalopram? Mein Arzt meinte richtig begeistert, das wäre kein Problem während der Schwangerschaft.

LG, Lena

[PeterWatts]

Hi Lena,

CITALOPRAM besser? "Kein Problem"??

Nein, ich hab keine Info mit derselben "Härte" wie oben zum Paroxetin.

Die hat Dein Arzt auch nicht, weder PRO noch CONTRA. Das zu empfehlen finde ich geschmacklos, man könnte sagen verantwortungslos.

Gesunder Menschenverstand hilft vielleicht weiter:

PAROXETIN wurde zugelassen: 1992
CITALOPRAM wurde zugelassen: 1996

PAROXETIN wurde verschrieben:
>10x so oft wie CITALOPRAM!

PAROXETIN als teratogen erkannt: 2005
CITALOPRAM als teratogen erkannt: ???

Wenn man wüsste, WIE es teratogen wirkt, dann könnte man vielleicht Vermutungen anstellen. Aber wissen würde man es auch dann nicht (ob CITALOPRAM weniger teratogen ist). Empfehlen erst recht nicht.

Grüße

pw.

[Nico Niedermeier]

Ich muss mich da schon auch eher Peter Watts anschliessen....zwar gibt es zahlreiche Schwangerschaften unter Citalopram, bei denen keine Missbildungen auftraten,aber deswegen kann man das Medikament nicht als "empfehlenswert" betrachten. Die Datenlage ist dünn, es gibt bei Neugeborenen unter SSRIs manchmal Entzugserscheinungen.....insofern: Wenn es keine Alternative gibt erscheint Citalopram vieleicht eine Möglichkeit, aber wie gesagt, dass bedeutet nicht "risikolos und sicher".
Dr. Niedermeier

[Xavro]

Hallo Peter,

vielen Dank für den Hinweis mit der neuen Einstufung von Paroxetin. Das hatte ich gar nicht mitbekommen.

Ich habe das bei ak-medizin bereits korrigiert.

Gruß
Xavro