Hallo

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Frontal23
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Hallo

Beitrag von Frontal23 »

Huhu

Darf man sich hier Vorstellen? Mh ich mach mal.
Ich bin 22 komme aus Schwerin und bin auf der Suche nach etwas Kontakt zur Außenwelt (Ob das I-Net mitunter das richtige ist weiß ich noch nicht, aber es ist besser als in der Fußgängerzone nach Gesprächspartnern zu suchen.)
Ich habe bis ende Januar eine stationäre Therapie gemacht und ende April steht eine weitere an. Ich hoffe über dieses Forum mich mit Menschen mit ähnlichen Erfahrungen, Sorgen und Ängsten wie meinen austauschen zu können.

Um meinen Krankheitsverlauf mal einigermaßen kurz darzustellen:

Angefangen haben die Depressionen ca in der 6. Klasse mit plötzlich auftretenden Weinkrämpfen und immer größerer werdender Anteilnahmslosigkeit an allen Dingen. Ich begann mich immer mehr hinter den Fernseher später die Spielkonsole und anschließend den PC zu verkriechen. Ich wurde immer agressiver
und leichter reizbar. Bis ich schließlich wütend aufstand und voller wut wieder ins Bett ging. Dieser Zustand spitze sich bis zum Besuch der 10. Klasse zu und endete in einem Suizidversuch.Die nachfolgende psychologische
Betreung kann ich aus heutiger Sicht nur als mangelhaft bezeichnen. Den Realschulabschluss holte ich anschließend an einer Abendschule nach und besuchte daraufhin das Fachgymnasium dies habe ich dann wieder vollkommen versemmelt weil ich es bisher dato nicht geschafft habe
mir die entsprechende Hilfe zu suchen und ich die Probleme immer wieder mittels Flucht vor den PC verdrängt habe. Vor allem um in erster Linie meine Beziehung zu erhalten und
sich eine Basis für die Zukunft zu schaffen besuchte ich trotz vorbehalten einen Psychologen.
Dieser empfahl mir drinendst eine stationäre
Behandlung die ich nach weiter verschlechterung meines Zustandes auch wahr nahm. Es kam wie es kommen mußte, 2 Tage vor Beginn dieser Therapie wurde mir telefonisch das Ende der Beziehung mitgeteilt die zu erhalten versuchte.

So das war im groben meine Geschichte ohne näher auf die Gründe einzugehen.

Momentan habe ich Probleme mit dem Schlaf, wenn man das so ausdrücken kann. Oftmals finde ich bis 4 oder 5uhr morgens keine Ruhe und stelle mit Erschrecken fest das ich immer die Kontrolle
über meine "tagträumereien" verliere.
zwerg174
Beiträge: 270
Registriert: 21. Mär 2006, 10:54

Re: Hallo

Beitrag von zwerg174 »

Hallo Dennis,

willkommen hier im Forum.

Du hast schon einen langen Leidensweg hinter Dir und ich finde es gut, dass Du Dich für den Psychologen und die stationäre Behandlung entschieden hattest.

Dass die Beziehung gescheitert ist, die Du so gerne erhalten wolltest und Dir dafür soviel Mühe gegeben hast, trifft Dich sicherlich hart. Meine Erfahrung, in vielen Gessprächen mit Mitpatienten, denn auch ich war in den letzten 6 Jahren 2 x in der Klinik, ist, dass es häufig die Beziehungen enorm belastet, wenn einer der Partner unter Depressionen leidet. Das ist ja bei schweren körperlichen Krankheiten nicht anders. Meistens liegt es daran, dass der Partner/die Partnerin einfach nicht genug über die Krankheit informiert ist, oder sich ihr nicht gewachsen fühlt. Da ist es aber meiner Meinung nach besser, die Beziehung zu beenden, bevor man den depressiven Partner/in unter Umständen noch mehr unter Druck setzt.
Vielleicht hilft Dir der Gedanke etwas und Du siehst die Schuld nicht bei Dir oder Deiner Krankheit, oder glaubst sogar Du hättest Dir nicht genug Mühe gegeben.

Deine Schulzeit hört sich schrecklich an. Ich möchte da keine für Dich sensiblen Themen ansprechen, frag mich aber, haben denn Deine Eltern da nicht gegensteuern können? Konnten sie Deine Schwierigkeiten nicht erkennen oder wollten sie es vielleicht nicht?

Wenn Du magst, kannst Du ja noch etwas detaillierter posten.

Vorerst liebe Grüße
Brigitte
Frontal23
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Re: Hallo

Beitrag von Frontal23 »

Ja stimmt meine Eltern habe da ausgelassen,aus einem einfachen Grund. Sie haben bis auf ihre Abwesenheit nie etwas zu meinem Leben beigetragen.
Die Situation ist folgende:
Beide Elternteile sind schwer Hörgeschädigt und trennten sich als ich etwa 6 jahre alt war.Das wesentlichste das ich noch von meinem Vater in Erinnerung habe sind die Besuche bei bekannten gewesen bei denen er die Familie meiner Mutter schlecht redete. Die Liste der negativen Charaktereigenschaften die ich über ihn aufzählen kann ist lang und stammt leider nicht aus Höhrensagen seitens meiner Mutter oder ihrer Familie sondern aus persönlichen Erfahrungen.

Jedenfalls bin ich bei meiner Mutter aufgewachsen die meine Oma pflegte und nebenbei Änderungsarbeiten an Kleidungsstücken für Spottpreise verrichtete.
Das regt mich insofern auf dass nie Zeit aufbrachte sich mit ihrem Kind zu beschäftigen und zugesagte "Termine" für irgendwelche Kunden die noch schnell was geändert haben wollten einfach absagte.
Irgendwann fragte ich sie was sie denn dafür
bekäme, seit dem weiß ich das ich ihr weniger als 10 Mark wert gewesen bin.

Bei Problemen in der Schule oder mit gleichaltrigen wahr sie keine Hilfe. Im Gegenteil wenn ich mal wieder verprügelt oder
gehänselt wurde hieß es "du musst dich mehr wehren". Bei schlechten Noten sagte sie mir wie enttäuscht sie wahr, bei guten wahr sie anteilnahmslos so wurden sie mir irgendwann auch egal schließlich hatte ich andere Sorgen.Wenn ich ein Problem mit einem Lehrer hatte passiert nichts. Als Schüler der 4. Klasse bin ich aus der Schule gelaufen weil ich dem "Mobbing" einer Lehrerin einfach nicht mehr gewachsen wahr (z.B wiederholtes anstacheln der Klasse sich über mich lustig zu machen und die klasse solange lachen zu lassen bis es ihr gereicht hat.)Es passierte nichts.
Naja doch, man schlug mich daraufhin für die Hauptschule vor und bewerte mich auf dem Zeugnis als "aufmüpfig gegenüber Autoritätspersonen".
Hinzu kam dass ich im Prinzip nie Privatssphäre genossen habe. Dass ich überhaupt ein Zimmer hatte in dem ich allein schlafen durfte habe ich dem Umstand zu verdanken dass ich mir ohne Wissen meiner Mutter Mäuse zulegte und sie in "meinem" Zimmer unterbrachte. Die Mäuse haben in zehn Minuten das erreicht was ich mit monatelangem Betteln nicht erreicht habe. Sie räumte ihr Bett nach nebenan. Dafür räummte sie dann aber auch ihre Stoffe, Flicken und nicht erledigten Arbeiten in "mein" Zimmer so das es eigentlich mehr ein kurzer, schmaler gang mit einem Bett wurde.
Desweiteren sollte ich immer bei der Gartenarbeit helfen (das Gehöfft hatte die Größe eines Bauernhofes und demenstprechende Gartenfläche)

Von Kartoffeln über sämtliche Kräuter und über 250 Erdbeerpflanzen, Apfel- Kirsch und Birnenbäumen sowie sämliche Beerensträucher in sämlichen Variationen die kaum von einer Renterin, einer Arbeitslosen und einem Kind verspeißt oder überhaupt gepflegt werden können war alles Vorhanden.
Bekannten und Verwandten fiel das mehr oder weniger verwahrloste Grundstück auf und meine
Mutter ließ auch keinen Zweifel bei diesen Leuten daran, dass ich sie auch mehr unterstützen könnte.
Gleichzeitig verbot sie mir beispielsweise das knietiefe Unkraut zwischen den Den Him- Stachel- und Johannisbeeren zu entfernen. Die Pflanzen könnten ja besschädigt werden. Sie verbot mir auch z.B. wenigstens 3 der 4 verrosteten Fahrräder wegzuwerfen.
Mir war auch nie klar wofür ein 3 Personenhaushalt 3 Gefriertruhen und 2 Kühlschränke braucht die größtenteils mit überlagerten Lebensmitteln gefüllt wahren.
Keines der Kinder die im Dorf wahren passte ihr und sie sollten dementsprechend auch alle
fernbleiben. Trotzdem habe ich einmal im Winter 2 Kinder mit denen ich im Schnee gepsielt hab mit auf den Hof genommen, die hat meine Mutter dann vertrieben mit dem Verweiß darauf daß meine Oma Ruhe bräuchte.
Die allerdings sagte dass sie das überhaupt nicht gestört hätte als ich sie wütend darauf ansprach.
Ich Erinner mich noch wie mein erstes Haustier krank wurde und 2 Tage lang vor sich hinsiechte bevor es starb. Auf die Bitte einen Tierartzt aufzusuchen wurde mir nur gesagt das dies zu teuer sei. Einige Tage später fing meine Mutter fast zu heulen an weil ich versehentlich eine Pflanze aus ihrem
Garten getreten bin.Die allerdings habe daraufhin mit Benzin aus der Garage gegossen.
Als kleines Trostpflaster für mich.
Ich fand es auch erschütternd dass ich meiner Mutter Briefe und Briefpassagen grammatikalisch, orthographisch und ausdrücklich korrigieren und teilweise diktieren musste und mir dann noch anhören durfte dass ich ja viel bessere Noten in deutsch hätte wenn ich mehr lesen würde.

Ich habe vieles ausgelassen und einiges Vergessen, aber dass ist es
woran ich mich spontan erinnere wenn ich an die Rolle meiner Mutter denke.
Frontal23
Beiträge: 8
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Re: Hallo

Beitrag von Frontal23 »

Huch der Text ist länger geworden als ich eigentlich angedacht hatte. Ich wühle mich gerade durch deinen ersten Beitrag hier und ich glaube es kann noch ein klein wenig dauern bis ich unten angekommen bin. Ich wollte aber dazu bemerken das ich ähnliche Probleme habe was die Motivation angeht. Ich habe mir nach der therapie vieles vorgenommen und im übrigen hab ich auch keinerlei Talent zur Malerei oder Musik. Trotzdem habe ich mir eine Gitarre bestellt zusammen mit einem Buch(mit cd).Mag sein dass ich dass in einem Monat in der ecke liegen hab, kann aber auch anders sein...naja hoffe ich eher mehr.

Jedes mal wenn ich merke dass wieder einen Tag "verschwendet" habe am Pc hängengeblieben
oder einfach nur den Tag "abgegammelt" habe wirft mich das wieder für 2 Tage zurück.
Dann nehme ich erneut Anlauf, nur um ein wenig später wieder dort zu landen wo ich schon mal gewesen bin. Ich tröste mich dann immer damit dass ich wenigstens wieder "will"
. Ich habe für mich persönlich Hoffnung und den damit verbundenen Willen zum höchsten Gut erklärt. Dabei hat mir die Therpie insofern geholfen als dass ich wieder etwas von dem kennen gelernt habe was sich Selbstwertgefühl nennt. Mir war von vornherein klar dass ich auch wieder "Durststrecken" zu bewältigen habe und mir wurde auch geraten, in einem solchen Falle nochmals das gelernte wieder vor Augen zu führen. Aber was nützt aller Wille wenn dann auf halber Strecke wieder die Kraft fehlt?

Jetzt sitze ich wieder tagelang bis in die Morgenstunden wach und überlege stelle mir vor was wäre gewesen wenn ich mich an so vielen Punkten anders entschieden hätte.

Im übrigen danke für deine Antwort ich hatte das Forum fast jede halbe minute aktualisiert um zu sehen ob sich irgendjemand meiner erbarmt hat.
Jadis

Re: Hallo

Beitrag von Jadis »

Lieber Dennis,

"erbarmt" habe ich mich Deiner schon lange, aber ich musste erst einmal ganz tief schlucken und habe mich dann gefragt, ob´s irgendwer anderer vielleicht besser kann - antworten, meine ich.

Ich war ebenfalls depressiv als Kind; mich hat man zwar nicht auf die Hauptschule gemobbt, aber dafür in den falschen Gym-Zweig gesteckt. Mit 15 glitten meine Zwänge in´s Psychotische über, was allerdings nicht erkannt wurde; vielmehr nervte mich meine Mutter daraufhin mehrmals täglich mit einem homöopathischen(!) Mittelchen - und wunderte sich noch öfter darüber, dass ich so nervös sei...

Ich hätte mir viel ersparen können, wenn ich
- mich getraut hätte, zur Schulpsychologin zu gehen, auch auf die Gefahr hin, dabei gesehen zu werden.
- mit 16/17 dem Hausarzt Kontra gegeben hätte, dem nach Einnahme mehrerer Tabletten nicht mehr einfiel als "Du hättest dich umbringen können!" (Ich hatte es nicht vor; hatte zuvor mit einer geringeren Dosis "geübt"; aber ich wollte, dass man mir endlich ansieht, wie´s mir geht).
Usw, usf.

Grübeleien eine ganz perfide Art des Pseudo-Für-Sich-Sorgens; eine Versuchung!

Du weißt erst anfangshaft, was "Eigenliebe" heißt, was "für sich sorgen" wirklich heißt; und Du weißt vor allem noch nicht, WIE weit am Anfang Du noch stehst. Ich erkenne das daran, dass Du nach und trotz all´ dem Martyrium eine andere Person als Anlass und Antrieb brauchtest, um den Weg zum Psychologen zu finden.

So schutzlos wie jener Anruf wird Dich schwerlich jemals wieder ein Schicksalsschlag treffen.

So, und jetzt höre ich auf, damit Du nicht noch länger auf dieses Posting warten musst.

[fett, große Lettern]Gute Nacht![/fett, große Lettern]
Mathilde
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