gesund werden ohne therapie?

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radar2
Beiträge: 2
Registriert: 14. Mär 2006, 03:03

gesund werden ohne therapie?

Beitrag von radar2 »

hallo forum,

ich habe sehr viel mist erlebt in meinem jungen leben und bin nun sowas wie ein einsamer kleiner stadtindianer. folge: depressionen. nur wenn ich sozial verpflichtet bin, geht es mir einigermaßen gut. wenn ich aber, so wie zur zeit, nur für mich vernatwortlich bin, geht alles in die hose.
ich schlafe nicht, ich tue nichts, es ist nichts zu essen im haus und ich dämmere im bett.

meine frage nun in die runde:
besteht die chance, dass ich mich selbst aus dem sumpf ziehe? oder kann ich diese Idee gleich aufgeben? denn ich halte nichts von tabletten und kenne keine therapeuten. Könnt ihr mir Selbstheilungsstrategien empfehlen?ich versuche es zur Zeit mit groben wochen und Tagesplänen, kann allerdings mit all meinen nächtlichen plänen am nächsten morgen nichts anfangen, weil ich nicht hochkomme oder nach dem frühstück gleich wieder ins bett falle.

wenn es nichts zu tun gäbe im Leben, könnte ich mich mit dem Dauertagesschlaf ja arrangieren. Doch leider studiere ich, habe Prüfungen und Abgabefristen. Ich reite mich immer tiefer in die Scheiße.

was könnt ihr mir empfehlen?
Selbstheilungsideen?

Kai
Wolke2
Beiträge: 306
Registriert: 19. Dez 2005, 11:44

Re: gesund werden ohne therapie?

Beitrag von Wolke2 »

Hallo Kai,

da ich selbst gerade mal zufällig zu dieser "Unzeit" unter den Wachen bin, ( weil ich meine Schlaf heute zwischen 18 und 0 Uhr erledigt habe, ) möchte ich Dir mal antworten.

Ich erkenne mich selbst sehr gut wieder in dem, was Du schreibst, (nur dass ich außer Kaffee nie etwas frühstücke ) und finde Deine Idee, Deine nächtlichen Pläne zu notieren, einfach toll.

Ein wichtiger Schlüssel für mich war, dass ich akzeptiere, dass ich ein Problem damit habe, mir selbst gut zu tun und mich selbst richtig einzuschätzen und lernen mußte, dass ich nicht alles alleine schaffen kann.
Ein guter Therapeut kann sehr hilfreich sein, und glaub mir, keiner wird Dich zwingen, Medikamente zu nehmen. Ich bekam aber durch eine Therapie einen Rückhalt, den ich dringender brauchte, als mir zuerst klar war, eben wegen meiner "Ich kann alles alleine"-Grundhaltung.

Und natürlich hätte ich eine endlose Liste mit Sachen, die ich ausprobiert habe im Kampf gegen die Depression, aber wirklich besser wurde es bei mir erst, als ich aufhörte, "dagegen" zu kämpfen, weil ich damit im Grunde nur gegen mich selbst kämpfte. Und es ist ja z.B. auch nicht sehr schlau, wenn man mit Dauerfieber und Schüttelfrost versucht, durch ein Studium oder durch einen Arbeitstag zu kommen. Ich würde dann doch auch lieber erst mal dafür sorgen, dass ich die Ursachen erkenne, wieder gesund werde und mich dann dem Leben wieder stelle.

Auch Depression ist eine schwere Krankheit, und ich halte es für wichtig, dass Du Dir erst mal so viel wie möglich von dem Druck nimmst, der da auf Dir lastet. Dabei ist ein Therapeut und vielleicht auch andere Fachärzte erst mal Anlaufstelle Nr.1, weil sonst bekommst Du eventuell nur noch mehr Probleme, weil Du Dir die Schuld gibst und nicht der Krankheit und damit wahrscheinlich zumindest einen Haufen schlechter Zensuren, allein schon wegen der Schlaflosigkeit.

Ich wünsch Dir viel Erfolg auf Deinem Weg

P.S. Ich fand mal etwas hübsches auf einer Postkarte: Hätte ich die Kraft, nichts zu tun, täte ich nichts
Rike
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Registriert: 5. Dez 2005, 08:30

Re: gesund werden ohne therapie?

Beitrag von Rike »

Hallo Kai! Herzlich wollkommen hier. Zu Deiner Frage: Da kann ich Dir nur ganz knallhart antworten: Nein, das wirst Du nicht schaffen! Je länger Du wartest, um so tiefer wirst Du rutschen. Wenn Du eine organische Erkrankung hättest oder irgendwo ganz schlimme Schmerzen, würdest Du auch Medikamente oder eine Therapie ablehnen? Du brauchst ärztliche Hilfe, ob das Medikamente sind und/oder eine Therapie, muss ein Facharzt entscheiden. Warte nicht länger, lass Dir einen Termin bei einem Psychiater geben, oder hast Du einen guten Hausarzt?
Du verlierst nur wertvolle Zeit, wenn Du allein herumdokterst!
Liebe Grüße, Rike
Blackmail
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Registriert: 25. Jan 2006, 18:58
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Re: gesund werden ohne therapie?

Beitrag von Blackmail »

hmm, kai, ich kann mir dein hauptproblem damit sehr gut vorstellen: keinem in deiner umgebung traust du zu, dass er wirklich an "depression als krankheit" glaubt, oder?
zumindest geht es mir so, wenn ich irgendwas andeute, dass ich von depression gehört hab, heißt es gleich, dass man sich das eh nur einbildet und so und so wird jeder kleine versuch, irgendwie an andere zu treten, um sich helfen zu lassen, im keim erstickt..
das find ich nich gut, da stockt mir das blut, da krieg ich wut auf diese sch*** brut. sorry, der musste mal sein, teil eines raps, den sich ein kumpel ma irgendwann ausgedacht hatte *g* und der is punk, wie passend
Schönen Tag noch!
Sadness
Beiträge: 812
Registriert: 5. Apr 2003, 19:56

Re: gesund werden ohne therapie?

Beitrag von Sadness »

Hi Kai,

an Deiner Uni gibts doch bestimmt eine Psychologische Beratungsstelle für Studierende, oder? Das wäre doch eine gute erste Anlaufstelle um Dein Problem mal jemandem vorzutragen. Vielleicht haben die gute Tips! Ein Versuch wärs wert, denn alleine wird es schwer!!

Gruß
Sadness
neo3380
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Re: gesund werden ohne therapie?

Beitrag von neo3380 »

Hiho Kai,

du klingst eher bischen Antriebslos! Jeder ist mal Antriebslos und es ist auch normal dass wenn man Abends nicht ins bett geht morgens nicht raus kommt.
Je früher du dir prof. hilfe besorgst um so schneller kann du aus dem scheiß wieder raus kommen. Mein Therapeut z.B. ist ein richtig cooler Kerl. Ich geh gern zu dem hin, allein schon weil es immer total lustig ist und wir immer ein paar colle witze reißen un so.
Geh zu Deinem Hausarzt und sag ihm dass du das Gefühl hast depressive Anzeichen zu haben und dass du gern eine Therapeuten haben möchtest. Oder du sprichst mal mit Deiner Krankenkasse. Meine ist sehr hilfsbereit gewesen.

Mein therapeut hat mal was zu mir gesagt das ich mir immer vor Augen halte wenn ich nicht aus dem Bett möchte. Ein Wort - es heißt DISZIPLIN!!!! Denk mal darüber nach.

EASY GOING

Thomas
radar2
Beiträge: 2
Registriert: 14. Mär 2006, 03:03

Re: gesund werden ohne therapie?

Beitrag von radar2 »

vielen Dank für die Reaktionen, insbesondere an Ulrike für die klaren Worte. Seit ich das Forum vorgestern entdeckte, bin ich ein wenig gelassener. Am besten gefallen mir der WerkzeugskastenThreat und der Übungsthreat. Ein bißchen erschüttert bin ich, dass sich hier so viele Studierende tummeln.
Versuche mich gerade in der "Schenk deinem Spiegelbild ein Lächeln"Strategie und dem "Was würdest du einer Freundin empfehlen". Meine ersten kleinen Versuche sind erfolgreich: ich habe gelächelt, über mein verkniffenes Lächeln, und ich bin ein wenig leichter aus dem Bett gekommen. Trotzdem werde ich mich nun doch bemühen, einen Arzt zu finden. Mal sehen, was der sagt. Vielleicht kann er mir sogar helfen ; )

@Sadness:
ja, bei unserem Unipsychologen war ich mal. Ist gut 1 1/2 Jahre her. Hat mich ein halbes Jahr Anlauf gekostet und dauerte knapp 20 min. Er war keimig, desinteressiert und kam mir mit der WochenplanFührenIdee. "Sie brauchen Struktur." An sich ist das ja richtig. Mein Problem liegt aber nicht in der Unfähigkeit, zu planen. Ich liebe Pläne.

@Thomas:
Antriebslos ist jeder mal. Ich aber renn durch die Gegend wie ein Zombie. Nur mein Kopf lebt, der Rest ist Automat. Ich bin leer, betäubt. Und fühle mich damit so unwohl, dass ich mir insgeheim wünsche, wenigstens heulen zu können. Weinkrämpfe empfand ich früher zum einen zwar als hochnot peinlich, andererseits waren sie meist erlösend. Heute bin ich nicht wütend, nicht traurig, nicht fröhlich, nicht irgendwas. Nur eine Körperhülle. Ätzend.
du sprichst von Disziplin. Wenn ich mich nicht irre, empfiehlst du die hier im Forum öfter. Ich mag das Wort nicht. Es klingt nach Vorgabe, Vorgabenerfüllung bzw. Strafe. Kurz: nach Zwang, nach Druck. Ich mach mir mehr als genug Druck. Und kann nicht damit leben. Ich habe zu viele Ideen im Kopf und deshalb zu viele Aufgaben, die ich für mich auf ewige Listen schreibe. Ich interessiere mich für meine Umwelt und stelle die eine oder andere tolle Sache auf die Beine. Allerdings nur, wenn es für andere wichtig ist. Ich kümmer mich an guten Tagen um Gott und die Welt ohne auf mich Rücksicht zu nehmen. Seit Jahren reicht der kleinste Windhauch, mich aus der Bahn zu werfen. Dann verbringe ich Tage zu Hause, kapsel mich ab ohne Rücksicht auf Verluste und unabänderliche Konsequenzen. Wenn ich vormichhinliege, kann ich mir hundertmal sagen, steh auf, mach was. Es geht nicht. Mein Körper will nicht. Aus dieser Lethargie rettet mich regelmäßig nur mein Hunger und die Flucht vor den Fernsehr von Freunden. Dann schaffe ich mein Leben einige Tage, dann schlaf ich wieder.
Naja, aber immerhin stört mich dieser Zustand jetzt so gewaltig, dass ich nach ner neuen Lösung suche.

Kai
winnie
Beiträge: 1683
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: gesund werden ohne therapie?

Beitrag von winnie »

Hallo Kai (und hallo Thomas),

das Wort "Disziplin" würde ich bei der Frage nach einer Depressionsbewältigungsstrategie auch völlig außen vor lassen, ich empfinde es eher als kontraproduktiv.
Sich "Disziplin" anzuraten, suggeriert ja sozusagen, daß man sich mal gefälligst zusammenreißen sollte, usw. Und genau das KANN man in einer Depression nicht. Und weil man das nicht schafft, fühlt man sich gleich wieder als Versager, und rutscht noch weiter in die Depression. Deshalb würde ich ganz ehrlich sagen, es ist stärkender, wenn man sich in solchen Phasen auch mal bewußt von "Disziplin" abkehren darf.
Man ist nämlich KRANK, und nicht disziplinlos.

Ich würde das Wort vielleicht durch "Struktur" ersetzen.
Auch in der tiefsten Depression kann man zumindest versuchen, sich ein Mindestmaß an täglicher Struktur zu geben. Der Tagesablauf wird vielleicht auf Sparmaß zurückgefahren, aber ein paar Sachen sollte man doch durchhalten, und wenn's nur der tägliche Weg zum Briefkasten ist, oder wenigstens einmal am Tag Zähneputzen. Und morgens AUFSTEHEN - es muß ja nicht um sechs sein, dann wird halt zehn Uhr als Termin festgelegt. Und man sollte sich nicht einreden, daß das Aufstehen "ja keine schwere Arbeit" ist. In tiefer Depression ist es das, und das darf man sich dann auch mal eingestehen.

Ich bin allerdings auch der Meinung, Kai, daß man seine Leiden nur unnötig verlängert (und verschlimmert), wenn man versucht, ohne fachliche Hilfe aus einer Depression rauszukommen.

Geh zum Arzt!

Gruß,
Winnie
neo3380
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Registriert: 24. Feb 2006, 19:47
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Re: gesund werden ohne therapie?

Beitrag von neo3380 »

Hallo Zusammen,

ich hoff ich hab keinen Angegriffen. Ich selbst hab auch Depressionen. Mir hilft es aber wenn ich mit sagen: "Komm Thomas, raus aus dem Bett - jetzt geh erst mal Duschen und stell den Kaffee hin" Das meine ich mit Disziplin. Es ist hald so dass man immer müder wird so lange man im bett bleibt. Ich weiß ganz genau wie scheiße so eine Depression ist und vorallem wie Lebenseinschneident. Bei gehts hald meistens wenn ich mal Anfange etwas zu tun.

Jeder von uns ist verschieden - mein Therapeut hat das hald mal zu mir gesagt und mir hilft es.

Grüße
Thomas
Rike
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Registriert: 5. Dez 2005, 08:30

Re: gesund werden ohne therapie?

Beitrag von Rike »

Hallo Kai, schön, dass Du beschlossen hast, aktiv zu werden! Manchmal muss der Leidensdruck eben erst hoch genug sein, bis man aus dem Quark kommt. Was Du allerdings auch allein versuchen kannst, ist Schlafentzug, das hilft mir ab und zu für ein paar Tage, wenn ich dringend fit sein muss. Ich gehe dann sehr spät ins Bett und stehe dann mit eiserner Selbstdisziplin (!) um 5.30 Uhr auf. Und bin dann merkwürdigerweise den ganzen Tag über total fit. Es hilft aber nur für kurze Zeit. Ich habe festgestellt, dass langes Schlafen mich immer müder macht. Du könntest auch, nur für den Fall der Fälle, Deine Schilddrüse kontrollieren lassen.
Viel Erfolg wünsche ich Dir! Liebe Grüße, Rike
Blackmail
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Re: gesund werden ohne therapie?

Beitrag von Blackmail »

ich beobachte hier seit meinem letzten post äußerst interessiert, da ich mich echt genau mit den selben worten beschreiben kann.
wollte nur fix einwerfen: hab vor kurzem blutbild machen lassen, war alles (inkl. schilddrüse) i.O.
denke mal das wird bei kai genauso sein...
Schönen Tag noch!
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