Wie nehmt ihr eure Krankheit war?

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ShiBixin
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Wie nehmt ihr eure Krankheit war?

Beitrag von ShiBixin »

Hallo an alle!

Mich würde interessieren wie ihr eure Depressionen aus psychischer Sicht wahrnehmt.

Bei mir ist es so, dass ich Probleme habe, überhaupt zu erkennen, wann es mir schlecht geht. Erst wenn das Schlimmste überwunden ist sehe ich wie mies die Zeit eigentlich war. Es ist als ob ich in einem geistigen Loch gefangen war und auf einmal, wie bei einem Tagtraum, daraus aufwache.
Ich habe in meinen schlechten Phasen auch massiv Probleme mit meiner Umwelt; ich bilde mir dann nämlich nicht ein, dass ich ein schlechter Mensch bin, sondern dass die anderen Menschen mich von oben herab betrachten. (korrektur siehe unten)
Meine größte Schwierigkeit ist aber meine Antriebshemmung. Ich nehme mir etwas vor, schiebe es die ganze Zeit vor mir her, um es dann doch nicht auf die Reihe zu bekommen. Anschließend versinke ich in Selbstvorwürfen.

Ich bin gespannt auf eure Antworten.

Grüße
Markus


Das Meer verweigert keinem Wasserlauf die Aufnahme, darum ist es so ungeheuer groß.



ZhuangZi, Buch XXIV
Kudelka
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Re: Wie nehmt ihr eure Krankheit war?

Beitrag von Kudelka »

Hey .....

von dem was du sagst betrifft mich vor allem das erstgesagte...ich hab früher fast nie gemerkt, das ich eine schlechte Phase hatte, erst wenn ich da wieder raus kam, merkte ich auf einmal "oh dir gings ja jetzte ca. 3 Wochen echt mies"....

Wenn man halt seit der KIndheit ein Trauma-bzw. Depriproblem hatte, empfindet man wohl diese phasen einfach als normal, weil man es halt dauernd hatte, niemand sich drum kümmerte (man selbst auch nicht)...und so hat man heute dann imemr noch das Verhaktens-und Denkmuster, sich nicht selbst um sein eigenes Seelenheil zu kümmern....

Jetzt die Frage was kann man dagegen tun ?

Es gibt da eine Technik, die hört sich erstmal qie quatsch an, aber ich schreibe (oder versuche es zumindest) jeden morgen 3 Morgenseiten zu schreiben,..was man schreibt iss egal....alles iss erlaubt, aber es müssen drei seiten sein.....ich frag mich in diesen seiten jeden morgen selber wie es mir geht und versuche ganz tief in mich reinzuhören...z.b. wann hab ich das letzte mal gelacht oder hat mich gestern im fernsehen irgendwas berührt...ich gehe auch auf die Körpersuche ob ich irgrendwo verspannungen habe oder irgendwo ein unwohlsein...der zweck des ganzen ist regelmäßig zu lernen, auf sich zu achten und gut mit sich umzugehen...und irgendwann fängst man an zu merken, wie es einem geht.....

eine weitere technik ist, mal auf 2-3 seiten einen perfekten Tag aufzuschreiben, also wie ein super guter tag in deiner Wunschvorstellung aussehen könnte, ein tag an dem du dich wohl fühlst und alle schöne sachen machst die du magst, wo dir freundliche Menschen begegnen usw....und diesen Brief lege an einen nicht zu übersehenden Ort und lies ihn ab und zu und dann hast du einen Masstab und kannst vergleichen "wie geht es mir heute im Vergleich zu diesem Wunschtag" und schon hast die chnace das rauszufinden...

Das hört sich komisch an, aber wie depris haben ja irgendwie nicht gelernt auf uns zu achten und mit diesen techniken kann man das wieder lernen......

hoffe es war eine Anregung für dich....
ShiBixin
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Re: Wie nehmt ihr eure Krankheit war?

Beitrag von ShiBixin »

Hallo Sonnenzimmer,

Seltsam, auf die Idee mit dem Schreiben bin ich von selbst schon mal gekommen (Stichwort lucides Träumen...). Wollte mir damit aufzeigen wie meine Krankheit (die ich lange Jahre tatsächlich nicht als solche wahrgenommen habe) verläuft und dann analysieren, welche äußeren Einflüsse auf mich positiv oder negativ wirken. Habs dann aber irgendwie vergessen und doch nicht umgesetzt. Werd ich jetzt aber auf jedenfall nachholen.

Mir ging es in diesem Thread aber in erster Linie gar nicht um Problemlösung, sondern wie ihr die Welt wahrnimmt, wenn es euch schlecht geht und wie ihr diesen schlechten Abschnitt betrachtet, wenn es euch wieder gut geht. Ich könnte mir nämlich vorstellen, dass jeder so seine eigene Anschauungsweise dazu hat.

LG
Markus


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ZhuangZi, Buch XXIV
freebird
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Re: Wie nehmt ihr eure Krankheit war?

Beitrag von freebird »

Hallo Martin,
Hallo Sonnenzimmer,

erst einmal finde ich diesen Thread wirklich wichtig und interessant, daher habe ich mich auch entschieden darauf zu antworten.

@Sonnenzimmer:
Deinen Lösungsansatz finde ich für mich ausprobierendswert und interessant. Da ich sowieso ein Schreiberling bin. Danke Dir.

@Martin
Nun möchte ich versuchen, Dir zu beschreiben, wie ich meine Krankheit wahrnehme.
Also, erst einmal merke ich gleich morgens früh beim Aufstehen, dass das ein depressiver Tag werden könnte und werden wird. Ich komme einfach nicht in die Gänge, ich bin hundemüde und sage nicht nicht Piep und nicht Papp. Auch beim Frühstück bin ich Stumm wie ein Fisch. Außerdem kann ich mich auf keine Gespräch konzentrieren und bin mit meinen Gedanken in einer völlig anderen Spähre. Die Zeitunslektüre lese ich ohne wirklich ein Wort aufzunehmen geschweige denn zu verstehen.
Ich mache jeden Morgen Gymnastik und gehe Walken. Wenn ich allerdings einen solchen Start hinglege, bekomme ich mich einfach dazu nicht aufgerafft. Oder ich bin so unkonzentriert, dass ich nicht mehr weiß, ob ich eben mein linkes Bein nun gedehnt habe oder nicht.
Diese Unkonzentriertheit hält den ganzen Tag an. Ich mache die dämlichsten Fehler auf der Arbeit und vergesse alles. Wenn mein Kopf nicht angewachsen wäre, würde ich auch den mit Sicherheit irgendwo liegen lassen. Außerdem bin ich gereizt und sehr leicht reizbar. Ich bin nervös und die Stunden kriechen so langsam vor sich hin, als ob es Jahre wären.
Außerdem fühle ich mich wie von einer Panzerglasscheibe von meiner Umwelt getrennt. Ich nehme die Geräusche nur verzerrt war und ich habe das Gefühl mich in einem anderen Zeitryhtmus zu bewegen, als meine Mitmenschen.
Dann kann ich Farben nicht mehr als solche richtig Wahrnehmen. Grün ist zwar grün. Ein eigentliches leuchtendes Grün aber duch einen dunkelen graufilter irgendwie farblos.
Ich bin eine richtige Schlaftablette. Tagsüber könnte ich, wenn ich nicht arbeiten muss, nur schlafen. Nachts hingegen kommt mein Apparat, namens Gehirn nicht zur Ruhe. Es wie in dem Film "täglich grüßt das Murmeltier". Ich durchlebe Sequenzen des Tages immer und immer wieder und ich kann nichts dagegen tun. Selbst Autogenes Training kriege ich dann nicht hin. Es ist als ob meine Festplatte einen Sprung hat und wie früher dieses LP´s ständig auf einer Note herumleiert. Am liebsten würde ich mein Gehirn dann herausnehmen können, so wie meine Oma ihre dritten Zähne, und über Nacht in ein Wasserglas packen.
Ich kann dann auch überhaupt keine körperliche Nähe ertragen. Andererseits sehen ich mich aber nach Geborgenheit.

Ich weiß nicht ob Du mit meinen Beschreibungen etwas anfangen kannst. Klingt alles irgendwie wirr, ich weiß. Ich empfinde meine Krankheit und mich in ihr dann auch wirr.

Liebe Grüße
Corinna
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Frage nicht danach, warum du lebst. Akzeptiere einfach, dass du existierst.
freebird
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Re: Wie nehmt ihr eure Krankheit war?

Beitrag von freebird »

@ Martin

sorry, Du heißt Markus...und wieder eine kleine Delle in der Konzentration...ups

Gruß
Corinna
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Frage nicht danach, warum du lebst. Akzeptiere einfach, dass du existierst.
ShiBixin
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Re: Wie nehmt ihr eure Krankheit war?

Beitrag von ShiBixin »

@Corinna
Macht nix! Martin is ja auch 'n schöner Name
Aber Du kannst mich auch Bì Xín nennen.

Was du da von dem Panzerglas um Dich herum schreibst kenn ich auch, nur ich nehme das eher als Schleier war. Meine Mitmenschen erscheinen mir dann ewig weit weg (nicht wie oben geschrieben, von oben herab).
Bei mir sind die Konzentrationstörungen glaub ich nur das Ergebnis von diesem Gedankenstrudel in dem ich dann gefangen bin. Meditieren krieg ich dann auch nicht auf die Reihe

Hast Du die depressiven Phasen nur tageweise? Bei mir zieht sich das dann immer gleich über mehrere Wochen hin (im Augenblick schon seit über 9, mit wechselnden Höhen und Tiefen).

Gereizt bin ich zumindest nach außenhin ganz und garnicht. Da könnte mir jemand noch so dumm kommen, ich hab dann überhaupt nicht die Kraft mich darüber aufzuregen.

LG
Markus


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Melody
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Re: Wie nehmt ihr eure Krankheit war?

Beitrag von Melody »

Hallo,

das ist eine gute Frage und da muß ich auch tief in mich reinhören.

Ich nehme mein Umfeld an solchen Tagen oder Stunden als feindselig mir gegenüber wahr. Wenn jemand was zu mir sagt, kommt es darauf an, wie ich drauf bin. In einer guten Phase berührt es mich nicht und in einer schlechten Phase könnte ich an die Decke gehn, das staut sich auf, bis ich platze. Ich höre dann eventuell negative Dinge heraus, die es so gar nicht gibt oder anders gemeint waren. Ich fühle mich alleine und isoliert, wobei eigentlich gar kein Grund dazu besteht. Meine Konzentration ist dahin. Meine Motivation ist am 0-Punkt, es gelingt mir auch nicht, wieder Motivation aufzubauen. Kein Antrieb mehr.
Noch dazu kommt, das, wenn ich schlecht drauf bin, das Gefühl habe, alle gehn mir aus dem Weg, wobei ich das wahrscheinlich selbst tue.
Man fühlt sich wertlos. Und was bei mir schlimm war, mein Selbstschutz ist ausgefallen. Mir ist es nicht gelungen, mich rechtzeitig in Sicherheit zu bringen und hab mich von anderen verletzen lassen.......Meine Entscheidungsfähigkeit war eingeschränkt.

Nach meinem Klinikaufenthalt vor kurzer Zeit ist mir klar geworden, das dieser Selbstschutz wieder einigermassen funktioniert.
Dendrit
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Re: Wie nehmt ihr eure Krankheit war?

Beitrag von Dendrit »

Hallo Martin,

das ist unterschiedlich. Vor der Diagnostizierung war es eigentlich immer "mitten" drin, richtig bewusst dann auch immer nur, wenn Suizidgedanken kamen. Denn funktionieren wollte ich immer - egal wie schlecht es mir geht. Da ich noch andere Medi's nehme, kommen schon mal Über-/Unterdosierungserscheinungen etc. vor.

Nach der Diagnostizierung (2003) und nach X-Situationsbeschreibungen fällt es mir auf, wenn ich die "Kombi", Leere, Kraftlosigkeit und Konzentrationsschwierigkeit habe, dass wohl der Anfang überschritten ist, aber richtig in der Mitte auch noch nicht bin.

Eine zeitlang merkte ich im engen Umfeld, dass mit mir was "nicht stimmt". Wenn sie sich so komisch benahmen - übervorsichtig, ängstlich. Obwohl ich mich gar nicht danach fühlte, so behandelt zu werden bzw. dass es mir noch auffällt, so behandelt zu werden. (Äh, ist das ein verständlicher Satz?)

"Mittendrin" heißt auch, dass ich für "depressive" Situationen anderer absolut empfänglich bin, nehme sie im Ansatz schon wahr. Selbst wenn es nur im Film ist. Bringt sich da jemand um, kommt nur Neid auf - auch wenn es in der Realität jemand macht. Aber da komm ich schon in meinen eigenen Kreislauf.

Wenn ich dann voll unten bin, von den Gedankengängen abgesehen, komm ich mir wie eine 3-jährige vor, die nicht weiter denken kann, was der nächste Schritt im Leben an einer Entscheidung betragen könnte. Ach ja, "maskieren" zur realen Welt feilt sich schon im Automatismus weiter aus, in der virtuellen Welt sag bzw. schreib ich dann schon so, wie's um mich steht. Weil mich keiner sieht.

Das "Wahrnehmen" hinterher ist mir jetzt auch schon ein paar mal passiert, allerdings hauptsächlich durch körperliche Erscheinungen (Erschlaffung, blaue Flecke etc.)

Noch was, das ist aber eigentlich der Beginn, den ich auch nicht unbedingt als solches wahrnehme. Alles und jeder reizt - sei es mein Mann, die Katze, die Fliege an der Wand, das Fussel am Pulli. Und wenn auf Anhieb was nicht klappt ... Furchtbar lärmempfindlich - selbst der Ventilator am PC könnte mich in den Wahnsinn treiben. Und "musikabhängig". Ich denk dann, wenn es die Musik nicht gäbe, müsste ich "sterben". Der Witz an der Sache ist dann aber auch, ich kann bei Ruhe und alleinsein tiefe Sachen oder Themen (medizinisch), die ich nicht gelernt habe, wunderbar lesen, nachvollziehen, verstehen, behalten. Wenn ich dann 'n einfaches Arztbuch habe und lese und lese und merke, ich verstehe fast alles, dann wird's mir bewusst, dass ich in der nächsten Zeit der Absturz kommt. Das kann am selben Tag, nächsten Tag(en) sein. Ob ich diese Zeit dafür nutzen sollte, Wissen zu erwerben um dann hinterher verzweifelt zu sein, dass ich das später nicht mal im Anflug verstehe, weiß ich nicht.

Soweit zu meinen psychischen Wahrnehmungen. Bin auch gespannt, was noch folgt ...

LG, Manuela
steppenwolf1

Re: Wie nehmt ihr eure Krankheit war?

Beitrag von steppenwolf1 »

Hallo Markus,

ich habe auch grosse Probleme mit meinem nichtvorhandenem Antrieb. Dinge aufschieben und gar nicht erst anfangen. Auf Arbeit habe ich richtige Angst vor Aufgaben und brauche ewig, die dann anzufangen (mitunter Tage oder Wochen). Sonst fällt es mir früh schon schwer aufzustehen und mir Kaffee zu kochen und was zu essen zu machen.
Ich denke auch, dass die andern besser sind als ich und ich einfach meinen Beruf verfehlt habe. In einem anderen Thread hat Olga glaub ich geschrieben, dass sie sich entlarvt fühlt. Diese Angst, dass das passieren könnte habe ich auch.
Dann wache ich dauernd 3 oder 4 uhr auf ... bin dementsprechend müde.
Innerlich bekomme ich keine Beziehung zu jemanden aufgebaut. Bin beziehungsunfähig.

Ich zweifle häufig wirklich krank zu sein. Vielleicht red ich mir auch alles ein oder so.

Grüsse, steppenwolf
ShiBixin
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Re: Wie nehmt ihr eure Krankheit war?

Beitrag von ShiBixin »

Das mit dem Zweifeln an der Krankheit kenn ich auch!
Ich glaube aber, dass das bei vielen psychischen Erkrankungen so ist.
Das Problem ist auch, dass die Mitmenschen es schwer haben diese Krankheit als solche zu akzeptieren. Meine Eltern z.B., auch als ich ihnen die Diagnose vom Arzt gesagt habe, meinten wieder nur, ich muss mich halt zusammenreissen, darf mich nicht so gehen lassen...
Die meisten Menschen kennen einfach nicht den Unterschied zwischen einer depressiven Phase und einer maior depression.


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ZhuangZi, Buch XXIV
skip
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Re: Wie nehmt ihr eure Krankheit war?

Beitrag von skip »

Hallo,

naja, wie nehme ich meine Krankheit wahr?
Will ich sie überhaupt wirklich wahr haben?

Ich schwanke immer zwischen den Stühlen und wenn ich meine Diagnose irgenwo lese "mittelgradige Depression", dann frage ich mich eigentlich schon wieder, woher die wissen, dass es gerade mittelgradig ist?????

Ich muss dazu sagen, dass ich zur Zeit eigentlich eine bessere Phase habe........solange keine grösseren Anforderungen an mich gestellt werden*zwinker*
Bei mir ist alles auch ein bisschen bzgl. meiner chronischen Krankheiten bedingt. Passiert diesbezüglich wieder etwas, bin ich gleich wieder mittendrin und will eigentlich nur noch das Ende. Habe ich aber längere Zeit Ruhe, dann werde ich auch wieder optimistischer und kann auch mal einen kurzen Glücksmoment erhaschen.

Dennoch kann ich diese etwas besseren Zeiten nicht wirklich geniessen und weis ganz genau das es nicht lange anhalten wird((((

In meinem Freundes und familieären Kreis weis kaum jemand darüber Bescheid, denn wenn ich mich total verkrieche schiebe ich immer irgendetwas anderes vor. Ich weis das es nicht richtig ist, habe aber dennoch keine Lust anderen verständislosen Menschen erklären zu müssen wie es mir gerade geht. Denn diesen Satz "Du musst dich zusammenreissen" kann und will auch ich einfach nicht mehr hören.

Also ist die Wahrnehmung schon da, aber nbur für mich und meinen allerengsten Kreis.

Liebe Grüsse
Gaby
Der Weg war schon immer das Ziel
freebird
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Re: Wie nehmt ihr eure Krankheit war?

Beitrag von freebird »

Hallo Gaby,

Bei mir ist es, glaube ich auch so. Ich bin irgendwie nicht mehr so belastbar und wenn mich etwas überfordert, dann rutsche ich gleich wieder in die Depression.
Nur wie soll das im Berufsleben werden?

Liebe Grüße
Corinna
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skip
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Re: Wie nehmt ihr eure Krankheit war?

Beitrag von skip »

Liebe Corinna,

ich bin ja selbständig in der Gastronomie und egal wie viel es kostet, lasse ich zur Zeit nur für mich arbeiten(((((
Habe letztenst mal versucht etwas zu Kellnern, bzw. die Theke zu bedienen, ging ganz gut, aber einen Tag später lag ich den ganzen Tag heulend im Bett und fühlte mich nur noch restlos überfordert.

Aber das Leben muss ja weitergehen und so gebe ich niemals die Hoffnung auf, dass ich eines tages wieder stabiler werde. Doch wenn überhaupt, wann das sein wird steht leider noch in den Sternen((((

LG Gaby
Der Weg war schon immer das Ziel
blubb
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Re: Wie nehmt ihr eure Krankheit war?

Beitrag von blubb »

Hm, gute Frage ....

das schlimmste bei mir ist die Antriebslosigkeit und die Müdigkeit. Ich würd am liebsten nichts anderes machen, als den ganzen Tag im Bett liegen bleiben. Motivation ist ein absolutes Fremdwort für mich, Konzentrieren geht schonmal gar nicht und wenn Leute mit mir reden verstehe ich nur die Hälfte davon, weil ich überhaupt nicht in der Lage bin, dem Gespräch zu folgen. Meine Gedanken kreisen stattdessen irgendwo im Nirvana, ich spüre eine totale innere Leere.

Oft wird es abends aber besser, aber auch nur dann, wenn ich zuvor in ein abgrundtiefes Loch gefallen bin. Das fängt bei mir meistens um 15:00 Uhr etwa an und geht dann bis 21:00 Uhr abends.....
fhu
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Re: Wie nehmt ihr eure Krankheit war?

Beitrag von fhu »

Hi, Markus,

Wahrnehmung der Krankheit: Bei mir meist auch erst in Phasen, wo es mir wieder etwas besser geht. Vorher will ich es nicht wahrhaben oder es interessiert mich nicht.

Ich merke es an Antriebslosigkeit, absolute Müdigkeit - würde am liebsten nicht aufstehen, schlepp mich durch den Tag. Ich schaff nur 10% von dem, was ich meine, normalerweise erledigen zu können.

Und das Gedächnis - ich kann mich kaum mehr daran erinnern, was vorgestern gewesen ist, nur mit Hilfe vom Terminkalender schwant es mir wieder. Ich muss alles aufschreiben. Verlege dauernd Sachen.

Dann ziehe ich mich immer mehr von meiner Umgebung zurück. Ich hab mir vorsichtshalber in den letzten Jahren einige Hobbies zugelegt, die mich aufrichten - Chorsingen z.B., damit ich merke, dass ich eine laute Stimme haben kann. Diesen Winter musste ich mich manchmal zu den Proben zwingen, weil ich eigentlich niemanden sehen bzw. mich nicht zeigen wollte.

Hab dann Schwierigkeiten mit Kritik oder auch jeder Äusserung in meine Richtung - mein inneres Ohr hört dann Sachen, die mein Gegenüber nicht so gemeint hat, und ich fress dann wieder was in mich rein.

Jetzt, da ich langsam wieder rauskomme, merke ich, dass ich wie geübt in alte falsche Denk-/Reaktionsweisen verfallen bin...

Gruss, Frank
Ivory
Beiträge: 59
Registriert: 30. Aug 2005, 17:43

Re: Wie nehmt ihr eure Krankheit war?

Beitrag von Ivory »

Hallo,
ich will es auch kurz beschreiben.
(Eigentlich ist mein Bedürfnis riesig groß, endlich mal zu beschreiben, wie es dann in mir aussieht, da es mir aber zur Zeit 'relativ' gut geht ...naja... habe ich etwas Angst, mich 'ausversehen' da hineinzusteigern, falls Ihr versteht, was ich meine ... .)

Mein größtes Problem ist diese unglaubliche riesige Traurigkeit - als wäre jemand gestorben!

Damit verbunden die Sensibilität auf alles, was auch nur ansatzweise negativ ist - Ereignisse, Fernsehen, einfach alles schmerzt. Und die enorme Kraftanstrengung, die es braucht, eine Fassade meiner Familie, Freunde und meinen Bekannten gegenüber aufzubauen.

Die einzige Freundin, die unzensiert über mich bescheid wußte, hat mich aus ihrem Leben geschmissen, weil ich ihr zu anstrengend war, deshalb wird jetzt so gut wie möglich geschwiegen.

Das kostet alles so viel Kraft, daß ich mir viele alltägliche Dinge nicht mehr zutraue, oder auch am liebsten krank im Bett verbringen würde, was ich mir aber leider kaum gönne, damit niemand was merkt.

Leider merkt die Familie aber 'etwas' und das ist meine steigende Aggressivität, die sich leider aufbaut, mir scheint als 'Selbstschutz', damit ich nicht heulen und erklären muß, was mit mir los ist.
Die Depri kommt wahrscheinlich sehr langsam aber stetig, aber ich nehme es anscheindend erst wahr, wenn ich schon 2 Tage lang nur hätte heulen können, geht dann allerdings nach Wochen (zuletzt nach 6 Wochen) innerhalb einer Stunde und ich kann ihr dabei 'zugucken' wie Wolken, die nach einem Gewitter weiterziehen.
Danach habe ich ein paar Tage lang eine 'Erschöpfungsphase', in der ich total leer und kaputt, aber nicht mehr traurig bin. So wie nach langem Heulen.
So, ist doch ausführlicher geworden... und ich habe sogar noch was dabei herausgefunden.
MaikeQ
Beiträge: 17
Registriert: 20. Mär 2006, 18:33

Re: Wie nehmt ihr eure Krankheit war?

Beitrag von MaikeQ »

Hallo an alle,
also unendlich scheinende Muedigkeit, Kraftlosigkeit, Traurigkeit, abwechselnde Frust-Fress-und-Fastattacken (normalerweise ueber Wochen hinweg), Unsicherheit und Wut sind die offensichtlichen Zeichen bei mir. Allerdings hat sich in den letzten paar Monaten die Angst angehaeuft. Angst dass ich es nicht wert bin geliebt und gebraucht zu werden. Ich habe Angst irgendwann ganz alleine dazustehen.

Markus wrote:
> Hallo an alle!
>
> Mich würde interessieren wie ihr eure Depressionen aus psychischer Sicht wahrnehmt.
>
> Bei mir ist es so, dass ich Probleme habe, überhaupt zu erkennen, wann es mir schlecht geht. Erst wenn das Schlimmste überwunden ist sehe ich wie mies die Zeit eigentlich war. Es ist als ob ich in einem geistigen Loch gefangen war und auf einmal, wie bei einem Tagtraum, daraus aufwache.
> Ich habe in meinen schlechten Phasen auch massiv Probleme mit meiner Umwelt; ich bilde mir dann nämlich nicht ein, dass ich ein schlechter Mensch bin, sondern dass die anderen Menschen mich von oben herab betrachten. (korrektur siehe unten)
> Meine größte Schwierigkeit ist aber meine Antriebshemmung. Ich nehme mir etwas vor, schiebe es die ganze Zeit vor mir her, um es dann doch nicht auf die Reihe zu bekommen. Anschließend versinke ich in Selbstvorwürfen.
>
> Ich bin gespannt auf eure Antworten.
>
> Grüße
> Markus
Carpe Diem
MaikeQ
Beiträge: 17
Registriert: 20. Mär 2006, 18:33

Re: Wie nehmt ihr eure Krankheit war?

Beitrag von MaikeQ »

Sorry, wollte das was Markus geschrieben hat eigentlich nicht in meinen Text reinkopieren. Falsche Taste. Sorry.
Carpe Diem
chrigu
Beiträge: 2081
Registriert: 20. Mär 2006, 12:20

Re: Wie nehmt ihr eure Krankheit war?

Beitrag von chrigu »

Hallo zusammen,
ja, ja und nochmal ja. Ganz genauso fühlt sich die depressive Phase an: Aufstehen ist zu anstrengend, anziehen und duschen allemal. Am liebsten will ich dann nur noch im Bett liegen bleiben und warten, bis der Tag endlich vorbei ist und ich wieder schlafen kann. Fernsehen und Lesen geht dann nicht, meistens schaue ich nur die Zimmerdecke an und warte darauf, dass der Tag vorübergeht.
Und selbst wenn es mir besser geht, ist doch das Gefühl, wertlos zu sein, immer dabei. Ich kann mir nicht vorstellen, dass mich jemand wirklich und wahrhaftig liebt, weil ich denke, dass er eines Tages dahinterkommt, dass ich im Grunde substanz- und inhaltslos bin und er nur eine Fassade geliebt hat.
Und das mit der Fassade ist auch nicht einfach: Außer wenn es mir ganz schlecht geht bringe ich immer eine Menge Selbstdisziplin auf, um diese Fassade aufrechtzuerhalten, gehe arbeiten, lächle und funktioniere. Den Teufelskreis baue ich mir dann aber selber: Die Leute mögen mich oder schätzen mich, aber sie wissen nicht, wie ich wirklich bin und wie schlecht es mir geht. Und dann weiß ich wieder, dass sie ja nur eine Fassade mögen und schätzen und ich im Grunde nichts wert bin.
Wie ein schönes Haus, das von innen schon längst morsch und kaputt ist. Oder überhaupt nie ausgebaut wurde. Das Haus ist ganz leer, aber wehe, es übt jemand Kritik daran, dann stürzen auch die letzten Balken noch ein.
Oje, ist das zu wirr? Aber so fühlt es sich bei mir an, wie bei Dir, Meike. Dazu kommt dann noch die Angst vor dem, was Ivory erlebt hat: Wenn die Menschen wissen, wie es mir wirklich geht, dann finden sie mich zu anstrengend und werfen mich aus ihrem Leben raus. Ich warte fast ständig darauf, dass so etwas passiert. Aber ich versuche, das zu vergessen und suche lieber in meinem "Haus" nach ein paar schönen Möbeln, Bildern und Tapeten, irgendwo muss es einfach einen Raum geben, der ganz ist.
Liebe Grüße und ein paar schöne Gedanken schickt
chrigu
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