Durchhalten oder endlich Zusammenbrechen ?

Antworten
madtob
Beiträge: 11
Registriert: 12. Jul 2005, 13:02

Durchhalten oder endlich Zusammenbrechen ?

Beitrag von madtob »

Hallo,
schreibe hier eigentlich eher selten, muss aber heute auch mal jammern.

Nach meinem Zusammenbruch letztes Jahr und einer ziemlich schnellen Entlassung 4 Tage danach, auf meinen Wunsch (Wird nicht wieder passieren. Ja, mir geht es besser... Nein, mir ging es garnicht besser.). Warum hab ich mich da nicht auf eine Hilfe einlassen wollen? Warum habe ich nicht abgewartet was man mir vorschlägt, wie es weitergehen soll? Hatte ich viel Unterstützung von meinem Mann. Habe auch sofort eine Therapie anfangen können und schon so einiges bearbeitet. Zwischendrin immer noch tiefere Tiefs, als eh schon. Es gab natürlich auch Zeiten, in denen es mir besser ging. Im Oktober dann auf anraten meines Thera das AD (Edronax) abgesetzt. Seitdem gab es einige auf und ab. Jetzt bin ich aber wieder an so einem Punkt angekommen, wo ich nicht mehr kann. Hab es auch in der letzten Therapiestunde angesprochen, das nämlich die Thera insofern etwas gebracht hat um durch den Alltag zu kommen, um diese berühmte Mauer oder auch Maske zu bauen, damit keiner, die Schwache Seite dahinter sieht, die so sehr nach Hilfe schreit. Jetzt bin ich an einem Punkt angekommen, wo ich mich frage: WER BIN ICH ? Wenn ich, ich sein könnte, würde hier ein Häufchen Elend sitzen und nicht mehr können. Das endlich eingesehen hat, das es ganz dringend mehr Hilfe braucht. Aber ich kann nicht schwach sein. Ich muss durchhalten, mich immer noch ein Stückchen weiter hangeln.... bis zum Urlaub, bis zum Geburtstag meines Sohnes usw., obwohl ich eigentlich jetzt schon nicht mehr kann. Ich kann mir einfach nicht eingestehen oder zugeben, das ich es so nicht mehr schaffe. Ich kann mich nicht fallen und dann auffangen lassen, weil ich immer stark (es war immer nur äußerlich) sein musste in meinem Leben. Ich weiß, das ich mir jederzeit mehr Hilfe holen könnte, wenn ich sie brauche, aber ich mag es mir eigentlich nicht eingestehen, das ich wiedermal an diesem Punkt bin, das es so weit ist. Ich habe Angst davor, was dann passiert. Angst mein Leben für die Zeit bis es mir wieder besser geht in die Hände anderer zu geben. Ist jetzt vielleicht ein wenig krass ausgedrückt, aber so empfinde ich es. Es muss doch irgendwann der Zeitpunkt kommen, wo man das Leben wieder genießen kann und nicht als Last empfindet. Oder kommt das nie mehr, wenn man schon ziemlich lang (ca.seit 16 Jahren, bewußt und behandelt aber erst seit 2 Jahren) Depressionen hat? Ich kenne eigentlich seit meinem 14. Lebensjahr nichts anderes, als immer wieder diese Trauer, die sich wie ein Schleier, selbst über Schöne Dinge legt.
Traurige Grüße von Maddie, die sich jetzt heulend die Decke über den Kopf zieht, bis sie dann gleich wieder Funktionieren muss.
Dendrit
Beiträge: 4981
Registriert: 23. Mai 2003, 11:14
Wohnort: Oberbayern
Kontaktdaten:

Re: Durchhalten oder endlich Zusammenbrechen ?

Beitrag von Dendrit »

Liebe Maddie,

bis auf die Altersangaben könnte der Text von mir stammen. Es tut mir leid, dass Du so "gefangen" bist. Bei mir geht's im Moment, möchte aber nicht zu groß "loben" aus Angst, vllt. haut's mich heute Abend oder morgen wieder runter.

Ich wünsch Dir, dass Du die Hürde, wirklich Hilfe zu holen - nicht nur das Wissen zu haben - überwinden kannst. Und ebenso zu Deiner Familie sagen kannst: Stopp, lasst mich einen Schritt langsamer tun!

Lieber Gruß, Manuela
AfricanSun
Beiträge: 101
Registriert: 10. Mär 2006, 19:28

Re: Durchhalten oder endlich Zusammenbrechen ?

Beitrag von AfricanSun »

Hallo Maddie,

du hast mir zum größtenteil aus der Seele geschrieben und kann zum teil nachvollziehen wie es dir geht, da es mir so ähnlich geht, hab auch einen neuen Beitrag gestartet der ein wenig deinem Ähnelt.

Das funktionieren wie du es beschrieben hast, ist bei mir genauso. Nach aussen hin die starke und Ihr geht es doch gut, wie du sagtest Maske vor dem Gesicht oder die Mauer die aufgebaut ist.

Ich finde nicht das du gejammert hast, du hast nur geschrieben wie es in dir aussieht oder besser gesagt wie es dir geht.

Hab dir geantwortet deshalb, das du weißt es gibt noch mehr Menschen das draußen dennen es so geht oder so ähnlich.

So das wars erst mal heute von mir. Meine Hände zittern zu arg um weiter zu schreiben.

Ganz viele und herzliche Grüße unbekannterweise sendet dir Mone
tommich
Beiträge: 385
Registriert: 28. Dez 2005, 21:59

Re: Durchhalten oder endlich Zusammenbrechen ?

Beitrag von tommich »

Hallo Maddie,

wenn ich darf möchte ich gerne einiges zitieren und dann ein wenig von mir dazuschreiben. Vielleicht gelingt es mir, ein wenig Hoffnung zu verströmen.

>Ich habe Angst davor, was dann passiert.<

Natürlich ist die Zukunft ungewiss, und wir alle fragen uns, was am Horizont wohl wartet. Ich habe inzwischen aber gelernt, dass es die Krankheit ist, die uns einzureden versucht, dass es immer etwas schlimmes sein muss. Das ist aber nicht so. Höre nicht auf die Krankheit. Ich habe es selbst immer wieder erlebt, das hinter der nächsten Kurve schon etwas schönes warten kann. Man muss es aber wagen, und wenn es nichts gutes ist, es weiter wagen. Es kann funktionieren, glaube mir.

>mein Leben für die Zeit bis es mir wieder besser geht in die Hände anderer zu geben<

Das tust du nicht. Du erlaubst den anderen höchstens, dir zu helfen, wieder Herr deiner Selbst und deiner Gefühle zu werden. Du entscheidest, was dir gut tut, du entscheidest, wer dir helfen darf. Zu keinem Zeitpunkt darfst du dich entmündigen lassen, denn dann hättest du nur wieder dasselbe in Grün.

>Es muss doch irgendwann der Zeitpunkt kommen, wo man das Leben wieder genießen kann und nicht als Last empfindet<

Er kommt. Genauso gewiss wie die Sonne jeden morgen aufgeht. Aber ebenso gewiss kommt er nicht von alleine. Diesen Zeitpunkt zu erleben erfordert harte Arbeit an sich selber.
In diesem Zusammenhang: wie kommt dein Therapeut eigentlich dazu, dir zum Absetzen des AD zu raten, wo du, wenn ich das richtig verstanden habe, selbst mit nicht symptomfrei warst. Wenn es dir nicht richtig geholfen hat, hätte er dich zum Psychiater schicken müssen, zwecks Verordnung eines anderen Mittels.

>Oder kommt das nie mehr, wenn man schon ziemlich lang (ca.seit 16 Jahren, bewußt und behandelt aber erst seit 2 Jahren) Depressionen hat?<

Meine Eckdaten sind ziemlich ähnlich, daher wirkt es vielleicht auf besondere Weise wenn ich sage: oh doch! Zwar mit einem Medikament, aber ich bin guter Hoffnung, dass es auch ohne geht. Aber erst einmal müssen die Symptome mind. 1/2 Jahr weg sein. Das ist mein Plan (habe ich übrigens hier gelernt).
Das Ziel heißt Voll- und Langzeitremission.
Nur von Heilung wird kein Mediziner mehr sprechen, aber die sind halt vorsichtig.
Ich lasse mir jedenfalls nicht ausreden, dass so eine Remission auch nach einem so langen Verlauf noch kommen kann.

Also erst einmal alles gute und viel Kraft für deine nächsten Schritte

Thomas
Thomas



Man kommt nie an, wenn man immer nur den halben Weg geht.



Zum Plaudern und mehr: http://www.depriforum.de.tt
madtob
Beiträge: 11
Registriert: 12. Jul 2005, 13:02

Re: Durchhalten oder endlich Zusammenbrechen ?

Beitrag von madtob »

Hallo und Danke an Euch für Eure Antworten.
Tja, der Grund für das Absetzen des AD war wahrscheinlich schon, das ich mit meiner "Maske" super stabil gewirkt habe. Ich selber habe ja von mir auch geglaubt, das es wieder bergauf geht, das es nicht so war merke ich jetzt. So, mehr geht heute einfach nicht. Gruß Maddie
Antworten