Große Sorge um Freundin

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28nagaski12
Beiträge: 2
Registriert: 7. Mär 2006, 09:40

Große Sorge um Freundin

Beitrag von 28nagaski12 »

Hallo,


ich habe mich gerade registriert und hoffe, dass ich hier ein wenig weiter komme.
Ich muss ein bisschen ausholen dafür.

Seit einigen Wochen (eigentlich sind es schon Monate) beobachte ich bei meiner Freundin, die mir sehr sehr nahe ist, eine erhebliche Veränderung.
Sie neigt von jeher zu so genannten Jahreszeitdepressionen, die allerdings nicht besonders schwerwiegend sind.
Vor zwei Jahren dann hatte sie eine Zeit, in der es ihr schon einmal ziemlich schlecht ging - während dieser Phase muss sie wohl auch auf dem Balkon gestanden und sich gefragt haben, wie das wohl wäre, wenn sie springt.
Da wir in dieser Zeit noch in verschiedenen Ländern gewohnt haben mit hunderten von km dazwischen, habe ich diese Phase nicht wirklich miterleben können.
Seit diesem Zeitpunkt scheint es aber immerzu in ihr zu schwelen.
Nun ist sie seit November/Dezember tiefer denn je in einer Depression wie mir scheint.
Sie geht seit Anfang des Jahres in Psychotherapie und fühlt sich wohl auch ok. Nur habe ich irgendwie das Gefühl, es ist nicht das richtige, die Therapeutin taugt nicht für sie.
Das mag anmaßend von einem Laien klingen, aber ich kenne meine Freundin so verdammt gut und ich höre, was sie von den Sitzungen dort erzählt und denke, da stimmt was nicht.
Meine Freundin ist seit langen Wochen antriebsarm, schuldgefühlgeplagt, traurig, zweifelnd und stellt ihr bisheriges Leben komplett in Frage.
Sie ist verheiratet, die Ehe ist kinderlos, womit besonders sie zu Anfang Probleme hatte, was aber bereits seit Jahren kein Thema mehr ist (sie sagt, sie ist froh, dass es so gekommen ist, weil Kinder heute gar nicht mehr in das gemeinsame Leben, das sie sich geschaffen haben, passen würden), sie haben einen Hund. Innerhalb der Ehe gibt es öfter Schwierigkeiten, basierend auf recht unterschiedlichen Absichten über eine Beziehung, die aber beide immer wieder zu überwinden versuchen und sich dann wieder näher kommen.
An sich ist gerade jetzt ein Zeitpunkt, an dem nach vielen vielen Jahren beide in den Lebensumständen aufatmen und sich zurücklehnen könnten.
Nun wird sie im Mai eine Auszeit nehmen, sich selbst finden, endlich selbständig werden im Leben. Konkreter kann sie das selbst nicht beschreiben, sie führt aber das als Grund an für Ihren Auszug, der auf unbestimmte Zeit ist, mit dem sie ihren Mann in eine tiefe Sinnkrise gestürzt hat.
Sie fühlt seit dem Entschluss eine Leere und Stille in sich, weint oft, schläft schlecht oder wenig und hat Appetitlosigkeit.

In ihrer Therapie ist bisher noch nie das Wort Depression gefallen.
Ich glaube aber, dass sich bei ihr eine manifestiert hat.
Liege ich so daneben?
Mache mir so große Sorgen um sie, versuche für sie da zu sein, zuzuhören, Verständnis zu haben, fürchte aber, dass sie mit ihrer Entscheidung, auszuziehen, einen großen Fehler macht. Ich werde es wohl nicht ändern können.

Kann es in depressiver Phase sein, dass man sich an einer getroffenen Entscheidung festklammert und uU gar nicht mehr absehen kann, ob diese Sinn macht oder nicht?
Liege ich so verkehrt mit meinen Gedanken? Interpretiere ich zu viel hinein?
Wie kann ich erkennen, ob die Therapie für sie taugt? Sie selbst hat von sich aus nichts gesagt, ob sie ihr wirklich gut tut oder ob sie glaubt, sie ist dort gut aufgehoben. Sie geht hin in der Hoffnung, dass es ihr etwas bringt.
Ich weiß nicht, ob ich was tun kann, was ich tun könnte, um ihr zu helfen.
Vielleicht hat hier jemand eine Anregung, einen Denkanstoß für mich?

Oh, nun ist das doch ein ziemlich langer Beitrag geworden, vielen Dank an alle, die sich die Zeit genommen haben bis zum Ende zu lesen.

Liebe Grüße
Luna
skip
Beiträge: 526
Registriert: 18. Feb 2006, 18:59

Re: Große Sorge um Freundin

Beitrag von skip »

Liebe Luna,

erstmal ganz toll dass du für deine Freundin da sein möchtest*freu*
Einde solch liebe Freundin würde sich wahrscheinlich so mancher hier wünschen*zwinker*

Ob diese Therapie deiner Freundin gut tut, kannst du nicht so einfach ersehen, denn eine Therapie ist eine langwierige Sache und meist ein mit grossen Steinen begangener Weg.
Man fängt sicher irgendwann an diese Stein ganz langsam wegzuräumen und doch siehts für Aussenstehende oftmals garnet so aus.

Ich denke du kannst deiner Freundin am besten helfen, wenn du nach wie vor für sie da bist, ohne aufdringlich zu sein. Zeige ihr einfach das sie mit allem und jedem zu dir kommen kann, dass du versuchst sie zu verstehen und einfach für sie da bist))))

Aber bitte mische nicht bei der Therapie mit, da muss sie nun alleine durch. (Meine pers. Ansicht)

Ganz liebe Grüsse
Gaby die auch gerade intensiv an sich arbeitet und alle Angehörigen sagen das ich mich noch nicht ein Fissel verändert habe.
Der Weg war schon immer das Ziel
klatschmohn
Beiträge: 81
Registriert: 4. Jan 2006, 21:36
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Re: Große Sorge um Freundin

Beitrag von klatschmohn »

luna,
da kann ich mich gabi nur anschließen.
ich selber habe auch das gefühl mich, trotz allem, völlig verändert zu haben, aber andere die mich kennen merken davon auch gar nichts.
sei einfach weiter für deine freundin da und vertraue ihr auf ihrem weg.
grüßles neka
-
BeAk

Re: Große Sorge um Freundin

Beitrag von BeAk »

Liebe Luna,

Deine Freundin sollte zusätzlich einen Psychiater aufsuchen. Da sie Suizidgedanken hat, wird es keine leichte Depression sein. Folglich ist eine Psychotherapie alleine nicht ausreichend.
tommich
Beiträge: 385
Registriert: 28. Dez 2005, 21:59

Re: Große Sorge um Freundin

Beitrag von tommich »

Hallo Luna,

auch ich finde es schön, dass du deiner Freundin helfen willst und für sie da bist.

Ich versuche mal, dir etwas an die Hand zu geben:

Depressionen verengen den Blickwinkel. Man sieht nur noch die Probleme, nicht aber die Lösungen links und rechts davon.
Depressionen verkürzen auch den Blick in die Zukunft, man verliert den hoffnungsvollen Blick in die Zukunft und sieht nur noch die Düsternis unmittelbar um einen herum.
Depressionen verursachen den Wunsch nach dem Ende der Depressionen. Auf die eine oder andere Weise, oft löst das ganze z.B. den Drang nach Veränderung des gesamten Lebensumfeldes aus, einen totalen Umbruch, Kündigung des Jobs, Umzug, sogar "Aussteigen" auf einem Insel"paradies", Beendigung von Beziehungen, all das.
Das Fatale hieran ist, dass die Depression dadurch nicht endet, man destabilisiert sich nur zusätzlich und schafft sich selbst neues Versagenspotential. Das Gegenteil ist wichtig: in dem sozialen Umfeld zu bleiben und NUR negative Aspekte zu verändern (was die Therapie eigentlich lehren soll).

Druck das hier ruhig aus und zeige es deiner Freundin. Ich habe das da oben ALLES auch durch, und in Gesprächen mit anderen Betroffenen (und ich rede viel mit anderen Betroffenen) auch so oder ähnlich gehört.

Und auch ich möchte hier noch einmal bekräftigen, was Bea schrieb: sucht euch einen Psychiater, der die Notwendigkeit einer Therapie mit Antidepressiva herausfinden kann.

Alles gute für euch und liebe Grüße

Thomas
Thomas



Man kommt nie an, wenn man immer nur den halben Weg geht.



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28nagaski12
Beiträge: 2
Registriert: 7. Mär 2006, 09:40

Re: Große Sorge um Freundin

Beitrag von 28nagaski12 »

Ganz ganz lieben Dank an euch für die Antworten.
Irgendwie tröstlich für mich.

Ich hab fast den ganzen Tag damit verbracht, im Netz nach allen Infos über Depressionen zu schauen, die ich kriegen konnte und bin auch immer und immer wieder darauf gestoßen, dass grad in einer Depression eigentlich eine derartige Veränderung prinzipiell kontraindiziert ist.

Ich habe mittags kurz mit meiner Freundin per Email Kontakt gehabt und herausgefunden, dass die Therapeutin tatsächlich keinerlei Diagnose bisher gestellt hat.
Laut Aussage meiner Freundin schweigt sie sich darüber aus und will als Therapie aus allem das Positive herausholen.
Irgendwie macht eine solche Aussage mein mulmiges Gefühl nicht grade besser nun.

Also schaut es bisher so aus, dass bloß ich den Verdacht auf eine manifestierte Depression habe, aber die Therapeutin sich dahingegehend überhaupt nicht äußert, zumal sie meine Freundin in ihrem Beschluss, aus der ehelichen Wohnung auszuziehen, noch bekräftigt zu haben scheint.

Ich verzweifel langsam.
Soll ich ihr meine Bedenken wirklich mitteilen? Ich hab Angst davor, dass sie das komplett abblockt....
Nun fliegt sie Ende März auch noch für drei Wochen in den Urlaub, hat daher Stress und wenig Zeit für ein ordentliches Gespräch - sowas kann man ja nicht zwischen Tür und Angel .... und fürs Telefon finde ich das auch gar nicht passend.

Gruß
Luna
tommich
Beiträge: 385
Registriert: 28. Dez 2005, 21:59

Re: Große Sorge um Freundin

Beitrag von tommich »

Hallo nochmal, Luna,

denkst du, du könntest sie vielleicht (nur zum Lesen, sie muß ja nichts schreiben, wenn sie nicht will) in dieses Forum bringen? Hier gibt es viel zu lernen, und bestimmt findet sie sich in dem einen oder anderen wieder.

Du machst gerade die bittere Erfahrung, dass man keinem (auf eine bestimmte Art) helfen kann, der sich (so) nicht helfen lassen will.
Du kannst deine Bedenken äußern, und solltest es vielleicht auch tun um dir selbst nichts vorwerfen zu müssen, aber du kannst ihr nicht vorschreiben, was sie tun soll. Und wenn sie dir nicht zuhören will kannst du dir den Mund fusselig reden, ohne dass es nützt. Im Gegenteil, sie würde beginnen, dich zu meiden.

Und du kannst auch nicht beurteilen, wie die Therapeutin deiner Freundin zu ihren Aussagen kommt, denn sie ist von dem abhängig, was deine Freundin ihr erzählt, was alles rein subjektiv ist.

Bitte bewahre Ruhe und soweit es geht auch emotionalen Abstand, sonst wirst du Teil des Problems und kannst es somit nicht mehr lösen. Vielleicht magst du ja mal im Forum für Angehörige lesen, da dürfte für dich noch so einiges dabei sein.

Alles gute

Thomas
Thomas



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