seelische verletzungen - Umdeutung -Heilung?

Captain Kirk
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seelische verletzungen - Umdeutung -Heilung?

Beitrag von Captain Kirk »

Ich möchte hier das Thema des von Susan initiierten Threads "seelischer Missbrauch und Depression" gerne nochmals aus einer anderen Perspektive aufgreifen, weil ich denke, das das was ich meine nicht genau zu dem anderen Thread passt.

Dazu stelle ich mein Posting und einige Antworten darauf (vielen Dank dafür!) aus dem anderen Thread nochmals hier voran. Mir geht es vor allem um folgendes:


Also, ... wenn man davon ausgeht, dass jeder Mensch seine eigene Wirklichkeit konstruiert (= psychische Realität?), ist er dann durch Umdeutung der in der Vergangenheit konstruierten Wirklichkeit HEUTE in der Lage aktuelles pathologisches Empfinden/Handeln (krankmachende psychische Realität) zu verändern und z.B. die Depression sich in Wohlgefallen auflösen zu lassen? Also, eine Neudefinition der alten Situation mit entsprechend veränderter Wahrnehmung selber herbeizuführen und so die Depression aufzuheben?

Hat jemand von Euch Erfahrungen mit dieser Art der "Vergangenheitsbewältigung"? Das würde mich sehr interessieren.


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>Themen: Re: seelischer Missbrauch und Depression

>captain
(Captain Kirk) erstellt am 23/02/2006 13:29-
Ein sehr interessanter Thread wie ich finde. Mit tollen Beiträgen.

Ich stelle mir in dem Zusammenhang schon lange die Frage nach der "psychischen Realität" und ob man Kindheitsempfindungen samt negativer Emotionen und daraus möglicherweise enstandenen Depressionen heute durch kognitive Umkehrung der Empfindung (oder so...mir fällt grad kein besserer begriff ein) ... wieder rückgängig machen kann?

Ich möchte hier gerne Maggys Beispiel zitieren, dieser Satz den Maggy nennt und den sicher einige von uns kennen. "Du bist wohl verrückt". Wenn das Kind diesen Satz ernstnimmt und in seiner Seele weiterträgt so wird es sich möglicherweise ein lebenlang daran erinnern (vielleicht auch nur unbewußt), sich selber abwerten, verunsichern und als "verrückt" empfinden oder eben Angst davor haben verrückt zu werden usw.

Wenn im Erwachsenenalter z.B. Kollegen diesen Satz sagen werden sofort alle Kindheitsempfindungen wieder geweckt und ein altes Schema läuft ab.

Maggy nannte auch die andere Möglichkeit, nämlich wie ihre Geschwister auf diesen Satz reagierten. Sie bewerteten ihn als >eine "Macke", die zu dem anderen Menschen gehört.Lieber Captain,

Du schreibst:
>Sie hatten also ein ganz andere psychische Realität und eine Strategie sich selber zu schützen und damit ganz andere gesündere emotionalen Folgen.Die Überlegung finde ich wirklich interessant, ob das was schief gelaufen ist im Leben durch Therapie wieder gerade gerückt werden kann. Vielleicht ein Vergleich der hinkt, aber trotzdem: Wenn Zähne schief stehen und sie mit einer Spange gerade gerückt werden, ist die Gefahr groß, dass dann wenn die Spange weg ist, die Zähne sich wieder ihren ursprünglichen Platz suchen. Unter der Anleitung meines Therapeuten klappt vieles sehr gut, nur alleine bringe ich es einfach nicht. Ich kann mir ja keinen kleinen Mann im Ohr installieren, der mit immer zuflüstert, was jetzt gerade am besten wäre.Hi captain,

Vielleicht findest du hier eine Antwort auf deine Frage:

http://www.uni-klu.ac.at/~gossimit/phor ... odelle.doc

"....
Mentale Modelle

Jeder von uns hat eine eigene Sicht auf die Umwelt, die von Grundannahmen bestimmt ist, und verhält sich nach grundlegenden Mustern. Wir bewegen uns in einem gedanklichen Raum, der von Erfahrungen, Erwartungen und Vorstellungen geprägt ist.

Diesen Raum nennt man mentales Modell. Jeder von uns verfügt über viele mentale Modelle – bewusst oder unbewusst. Lernen beeinflusst unsere mentalen Modelle, weil durch die Erfahrungen des Lernens unsere Sichtweisen, Vorstellungen oder Erwartungen geändert werden können.

Mentale Modelle können sich ändern, im Laufe der Zeit verschwinden oder durch neue Modelle ersetzt werden. Mentale Modelle steuern unsere Wahrnehmung und unser Handeln.
..."

"...
Mentale Modelle bilden sich meist als erlernte Reaktionen auf unsere Umwelt und wie wir uns selbst erfahren und beurteilen. Sie entstehen oft aus eingeschränkten oder frühen Erfahrungen in der Kindheit. Mentale Modelle entstehen eher zufällig. In der Kindheit oft gehörte Sätze oder Ratschläge können sich zu mentalen Modellen heranbilden. Sie können auch aus der Beobachtung von für die eigene Entwicklung wichtigen Menschen entstehen.
..."

"...
Wir wissen heute, dass der Mensch nur einen Bruchteil seines Potentials ausschöpft und nur 5 bis 10% des Gehirns wirklich nutzt. Der Zugang zum brachliegenden Potential wird uns durch das Festhalten an alten mentalen Modellen und schlechten Gewohnheiten versperrt. Wenn man sich selbst besser kennen lernt und sich alte, „schädliche“ Programme und Überzeugungen bewusst macht, hat man schon einen wichtigen Schritt getan, um sein eigenes Leben bewusst und kreativ zu gestalten. Um neue mentale Modelle zu entwickeln muss man neue Erfahrungen machen. Danach werden diese Erfahrungen bewusst gemacht und daraus Überzeugungen gebildet. Neue Überzeugungen werden gebildet, indem Erfahrungen mit bestimmten Erklärungen verbunden werden. Dabei ist es wichtig, zu erkennen, dass es keine objektiven Überzeugungen gibt, sondern nur subjektive und das man sich Überzeugungen aussucht, die das eigene Leben bereichern und nicht einschränken
..."

Gruss
von
Susan <
Nachttaube
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Re: seelische verletzungen - Umdeutung -Heilung?

Beitrag von Nachttaube »

hallo Captain,

die von Dir beschriebene Umdeutung der Vergangenheit kann ja nur ein Teilaspekt der Heilung sein, sozusagen ein Schlüssel der ersten Tür für ein glückliches und befriedigendes (Er)leben im Hier und Jetzt.

Auch ich musste meine Erlebnisse aus meiner Kindheit / Jugend neu interpretieren, meiner Erinnerung neuen Raum für eine andere Realität geben (in meinem Fall: nicht das harmonische Elternhaus, sondern eine kalte von streit und Unzufriedenheit strotzende Umgebung, in der ich als Kind schon einfach nur zu funktionieren hatte; es hat lange gebraucht, bis ich die Tatsache anerkannt habe, dass mich meine Mutter nicht geliebt hat)

Das war also der erste Schritt. Beim zweiten Schritt, nämlich meinem jetzigen Leben, eine andere Realität zu geben, scheitere ich zur Zeit.

Aber hier treffen wir uns .... Ich stimme Dir zu, wenn nun die jetztige Situation neu definiert wird, die psychische Realität also zum positiven konstruiert wird, dann würden sich die depressiven Merkmale sehr wohl zurückentwickeln.

Das ist keine Zauberei, die übliche Verhaltenstherapie macht sich genau das zum Ziel (positive Verstärker, gute Eigenschaften betonen, Selbstachtung / Selbstliebe üben, für sich sorgen usw. )

Wenn ich also in der Gegenwart verstehe, dass ich meine Vergangenheit nicht ändern kann, aber meine Gegenwart positiv bestimmen kann, ist es schon viel. Dann ist das zwar keine Vergangenheitsbewältigung, aber eine Gegenwartsbewältigung.

Wäre es also nicht effektiver, die Umdeutung der Realität und somit sein Empfinden auf die Gegenwart zu konzentrieren?

liebe grüße
evabeatrix
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Re: seelische verletzungen - Umdeutung -Heilung?

Beitrag von evabeatrix »

Hallo Captain

Deine Ansätze erinnern mich an Formate aus den Forschungen von Grinder/Bandler sowie Milton Erickson. Also das ganze Konglomerat, welches mit dem Überdrüberstülper NLP bezeichnet wird.

Die These dazu ist die, dass der Mensch nicht sein Erleben jedoch seine gespeicherten Emotionen, die das erinnerte Erleben begleiten, in der Erinnerungsdatei 'neutralisieren' kann und somit diese nicht mehr als Auslöserknöpfe dienen.

Ich habe selber solche Ansätze kennen gelernt und finde, sie haben was. Sind allerdings hierzulande etwas komisch angesehen, weil sie AMI-mässig vermarktet wurden. Diese Überdrüber-Euphorie verträgt sich mit den Europäischen Art von Vorgehensweise meist schlecht. Und so wird mit dem Boten auch die Botschaft schief angeschaut. Nach meiner Meinung ist NLP ein Sammelwerk von ganz nützlichen Werkzeugen. Nicht mehr und nicht weniger. Und die Werkzeuge tun ihre Arbeit ganz gut.
eva.b.
Captain Kirk
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Re: seelische verletzungen - Umdeutung -Heilung?

Beitrag von Captain Kirk »

Hallo Nachttaube, hallo eva b.

danke für eure Antworten.

Dem Hinweis von Dir ,Nachttaube, dass die Umdeutung der Vergangenheit nur ein Teilaspekt der Heilung sein kann
stimme ich zu. Der Heilungsvorgang ist ein komplexer. Ich hatte nur diesen einen Teilaspekt herausgestellt, weil ich mich gerade damit beschäftige und nicht zuviel aufeinmal in mein Posting packen wollte.

Du fragst, > Wäre es also nicht effektiver, die Umdeutung der Realität und somit sein Empfinden auf die Gegenwart zu konzentrieren?<
...Ja..nein ..weiß nicht ... Ich finde beides wichtig. Die Vergangenheit stellt meinen Wurzelballen dar, um im Bild der Pflanzen aus dem anderen Thread zu bleiben. Meinem Gefühl nach sollte/möchte ich auch dort einiges entwirren und dann/oder auch gleichzeitig mit der Gegenwart weitermachen.

eva b., deinen Hinweis auf die NLP fand ich auch interessant. Tatsächlich sah ich NLP bisher eher skeptisch. Vielleicht auch weil es stets werbetechnisch mit "mehr Erfolg im Beruf" und "leistungsfähiger durch NLP" gekoppelt war ..zumindest in meiner Wahrnehmung.
Ich habe mich jetzt vorurteilsfrei ein bißchen belesen und finde einiges sehr interessant. Wie Du schon sagtest, es ist ein Werkzeugkasten.

Ein Bild bzw. Werkzeug fand ich besonders schön. Ich zitiere:
>Eine Reihe von Einstellungen und Grundannahmen - die sogenannten Axiome - bilden die Grundlage des NLPs. Sie durchziehen alle Methoden, Prozesse und Modelle des NLPs. Wir wollen Sie Ihnen hier kurz darstellen:
Einstellung Nr. 1: "Die Landkarte ist nicht das Gebiet"
Wir schaffen uns ein Modell der Welt: unsere persönliche Landkarte - Im NLP wird davon ausgegangen, dass jeder Mensch in seiner Vergangenheit unterschiedliche Erfahrungen gemacht hat und sich anhand dieser Erfahrungen in seinem Kopf seine ganz individuelle Landkarte der Welt konstruiert. Diese Landkarte beruht also auf den persönlichen Einstellungen und Glaubenssätzen und ist an vielen Punkten stark vereinfacht oder an anderen Punkten auch verzerrt. Jeder Mensch sieht die Welt anders, auch wenn die meisten von uns die eigene Landkarte der Welt für die einzig wirkliche Realität halten.
Persönliche Landkarten werden nicht nach "richtig oder falsch" beurteilt - Verschiedene Menschen haben einfach verschiedene Landkarten der Welt und alle haben ihre Berechtigung. Es gibt keine falsche Sicht und keine richtige Landkarte. Im NLP wird die Landkarte unseres Gegenübers genauso gewürdigt wie unsere eigene.
Aber: Landkarten können nützlicher als andere sein - Im NLP werden die persönlichen Landkarten aber anhand eines wichtigen Merkmals unterschieden: der Nützlichkeit. Wenn wir ein bestimmtes Ziel vor Augen haben, kann eine Landkarte in Hinblick auf dieses Ziel nützlicher sein als eine andere. Bestimmte Überzeugungen können uns besser dabei unterstützen, ein Ziel zu erreichen als andere.
Wir können unsere Landkarten überprüfen und ändern - Eine weitere Annahme des NLPs ist, dass Landkarten auf ihre Nützlichkeit hin überprüft werden können, um sie gegebenenfalls zu verbessern und anzupassen. Oder anders gesagt: Das NLP geht davon aus, dass wir unsere Einstellungen und Glaubenssätze verändern können, wenn wir feststellen, dass sie uns behindern oder schaden.<

Wenn ich nun als Erwachsener mit einer Landkarte durchs Leben gehe, die ich als (verstörtes?) Kind gezeichnet habe kann man sich vorstellen welche Auswirkungen das hat...


Gruß an Euch und alle Mitleser und Mitleserinnen
c.
tomroerich
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Re: seelische verletzungen - Umdeutung -Heilung?

Beitrag von tomroerich »

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Re: seelische verletzungen - Umdeutung -Heilung?

Beitrag von Captain Kirk »

Hi Thomas- nun wollte ich Dir gerade antworten da ist nichts mehr zu lesen ...hhhmmmm....
Also muß ich aus der Erinnerung schreiben.

Ich denke, das was Du geschrieben hast ist nicht das was ich meinte. Vielleicht habe ich deswegen im anderen Thread nicht darauf reagiert.

Jedoch sind Deine Gedanke für mich sehr interessant.

So wie ich es verstanden habe sprichst Du von unserem falschen Ich , das durch Einflüsterungen der Eltern oder anderer Personen in unserer Kindheit unser wahres Ich verschüttet haben. Und wir halten dieses überschwemmte Ich nun für wahr. Ist es aber nicht. Und nun müssen wir entschlacken und zum wahren Kern vorstoßen.


Einen schönen Sonntag wünscht
c.
tomroerich
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Re: seelische verletzungen - Umdeutung -Heilung?

Beitrag von tomroerich »

Hi Captain,

ja deshalb habe ich es auch gelöscht, weil ich auch dachte, dass es das nicht trifft, was Du meintest.
Ja, so wie Du es zusammenfasst, trifft es schon zu. Diese Anschauung besagt, dass es einen äußeren Menschen gibt (wir nennen das Persönlichkeit), der sich durch äußere Einflüsse bildet und praktisch das Leben eines Menschen bestimmt. Der "innere Mensch", manchmal auch Wesenskern genannt ist demgegenüber ewig und wird von der Persönlichkeit beherrscht, ist also selbst nicht aktiv. Unsere Aufmerksamkeit liegt in der Regel ausschließlich bei den Aktivitäten des äußeren Menschen, nur damit befassen wir uns. Weil dieser aus den Elementen der Welt besteht, hat er selbst deren Eigenschaften. Unstetigkeit, Unruhe, ständiger Wandel und vor allem Mechanisiertheit. Der innere Mensch kann nur gefunden werden, wenn man in sich geht (Meditation aber u.U. auch Therapie)) und die starken Einflüsse der äußeren Welt beherrschen lernt. Dadurch gewinnt man ein Zentrum in sich, das nicht mehr mit den Inhalten des äußeren Menschen identifiziert ist und erst dadurch ergibt sich die Möglichkeit, den äußeren Menschen zu verändern. Ich wollte also ursprünglich deine Frage nach den Umdeutungsmöglichkeiten so beantworten, dass man dazu ein anderes Standbein benötigt, von dem aus sich der äußere Mensch wie eine andere Person beobachten lässt. Man muss aus der Identifikation mit der äußeren Person heraustreten. Um aber überhaupt verständlich zu machen, was mit innerer und äußerer Person gemeint ist, musste ich mal wieder weit ausholen, zu weit


Thomas
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Captain Kirk
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Re: seelische verletzungen - Umdeutung -Heilung?

Beitrag von Captain Kirk »


hättest Du doch ruhig stehen lassen können, es ist doch interessant.

>Ich wollte also ursprünglich deine Frage nach den Umdeutungsmöglichkeiten so beantworten, dass man dazu ein anderes Standbein benötigt, von dem aus sich der äußere Mensch wie eine andere Person beobachten lässt. Man muss aus der Identifikation mit der äußeren Person heraustreten.<

Ja, das sehe ich auch so. Ist das nicht Introspektion? Ich dachte auch kurz über Luhmanns Beobachtung erster und zweiter Ordnung nach ..aber ehrlichgesagt ist mir das Gebiet momentan zu kompliziert.

> Um aber überhaupt verständlich zu machen, was mit innerer und äußerer Person gemeint ist, musste ich mal wieder weit ausholen, zu weit<

ach nö, war doch in ordnung. Zumindest habe ich dadurch, vielleicht auch durch ein kreatives Mißverständnis, wieder neue Einsichten gewonnen.

Wie folgt:
Eine kurze
Definition von Umdeuten laut Watzlawick, Weakland, Fish 1974 vorangestellt:
Umdeuten bedeutet:"den begrifflichen und gefühlsmäßigen Rahmen, in dem eine Sachlage erlebt und beurteilt wird, durch einen anderern zu ersetzen, der den >Tatsachen< der Situation ebensogut oder sogar besser gerecht wird und dadurch ihre Gesamtbedeutung ändert."


Wenn also das falsche Ich -das durch Einflüsterungen sich klein, nicht o.k., dumm, häßlich, nichtbeachtenswert, selbstentfremdet, benachteiligt hilflos usw. erlebt, eine Wirklichkeit konstruiert (eine Sachlage erlebt und beurteilt) so wird es stets in einem Rahmen von neagitven Gedanken und Gefühlen sich bewegen und dementsprechend fühlen.

Wenn ein anderes Ich, das diese negativen Prämissen in sich bereits abgeschüttelt hat und sich ganz o.k. usw. empfindet dieselbe Situation erlebt wird dies eine ganz andere Gesamtbedeutung erlangen.

Stehen verschiedene Kriterien zur Beurteilung einer Sachlage zur Verfügung so wird das verkrüppelte Ich ganz automatisch die für ihn passenden auswählen. Z.B.: keiner hat mich lieb,deswegen .../ ich bin zu häßlich, deswegen..../ Folge: Traurigkeit, noch mehr negative Gefühle.

Das bereinigte Ich wird ebenfalls das für ihn passende Kriterium nehmen. Aber es ist viel flexibler in der Auswahl und Sicht der Beurteilungskriterien, weil es nicht automatisch reagieren muß. Und es wird eines nehmen, das ihm nicht schadet, sondern der Situation besser angepasst ist.

Dieses Modell ist reziprok, weil durch das Umdeuten auch neue Möglichkeiten der Selbstsicht, Erfahrung neuer Gefühls- und Handlungsmöglichkeiten und Entschlackung alter Knebelungen entstehen kann.

So. Das war mein Wort zum Sonntag

Feierabend und üben jetzt
Gruß
c.
deary
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Re: seelische verletzungen - Umdeutung -Heilung?

Beitrag von deary »

Lieber Thomas,

schade, dass Du nicht weit ausgeholt hast...

Ich habe das Gefühl, dass Du daher (natürlich nur aus Rücksicht auf die Moderatoren, was ja löblich ist..) die ganze Sache mit innerer und äußerer Persönlichkeit sehr verkürzt hast.

Diese ganze Sache interessiert mich, und ich weiß nicht, ob ich das , was Du geschrieben hast, so richtig verstanden habe.

Das, womit wir agieren, das ist meistens unserer äußerer Mensch, womit wir die Fähigkeiten haben, in der Welt "zutage zu treten...??"

Mir drängt sich dabei die Frage nach der "Persönlichkeitsstörung " auf.
Mit dem Begriff habe ich immer wenig anfangen können...

Ich habe vielleicht dabei an das gedacht, was du als "inneren Menschen" bezeichnest?

Ich habe immer gedacht- vereinfach gesagt-
wenn man von Persönlichkeitsstörung spricht, dann ist das doch sehr relativ.
Ein Mensch, den wir oftmals als "Persönlichkeit" bezeichnen, das ist ein Mensch ,der vielleicht ganz klar sein Ding macht, anderen dabei wohlmöglich hilft, der charismatisch ist.
Vielleicht ein beliebter Politker. (falls es das gibt oder ein Popstar, der seine Popularität nicht für Drogenexsesse sondern für wohltätig Zwecke einsetzt)
Eine "Persönlichkeit" kann aber auch einfach der Onkel aus der Familie sein, der einfach sehr viel ausstrahlt auf andere, der mit sich selbst im Einklang lebt, zufrieden ist.
Vielleicht Zufriedenheit auch ausstrahlt und weitergibt...

Wenn ich jetzt in einem Bericht von "Persönlichkeitsstörung" lese, dann habe ich bisher immer gedacht " watt ein Quatsch!!!"

(stehe ich damit alleine da???)

Denn ich fragte mich immer: woran wird festgemacht, wann man eine "richtige " Persönlichkeitsentwicklung hat und wann eine falsche.
In meinem Augen gab es das nicht.
In mir drin war ich einfach ich, vielleicht was Du als der innere Mensch bezeichnest.
Und der war für mich persönlich immer ok. Halt ich.

Etwas Stabiles. Ich bin ich bin ich bin ich.(!!!???)
Die äußeren Kriterien, die der Welt zu erfüllen, das mag oft schwer sein.
Für mich habe ich eine Persönlichkeitsstörung in meinem Kopf einfach so gedeutet, dass es folgendes bedeutet:
(Vereinfacht gesagt:) Der persönlichkeitsgestörte Mensch läßt sich von anderen Dingen, Einflüssen, Menschen usw. so sehr von " seinem Ding" abbringen, dass er es manchmal nicht durchziehen kann.
(wobei jeder sich irgendwie manchmal abbringen läßt, aber sehr unterschiedlich stark)

So sind verschiedene Teile nicht so entwickelt wie sie sein könnten.
Vergleichbar vielleicht mit einem Baum, der falsch gedüngt und zur falschen Zeit abgeschnitten wurde und deshalb (noch ) nicht die Höhe und den Wuchs erreichen könnte, den er unter anderen Bedingungen vielleicht erreicht haben könnte.

Heißt aber nicht , dass der Baum jetzt irgendwie falsch ist.

So habe ich es auch mit dem Begriff Persönlichkeitsstörung gesehen, ...
Das innere Ich war trotzdem " voll in Ordnung..."

Dass man aber das Äußere ich braucht, um das innere verändern zu können, um darauf blicken zu können ( wenn ich dich richtig verstanden habe) habe ich noch nie so genau betrachtet.

Das waren jetzt mal meine Gedanken, vielmehr Fragen dazu, zugegeben etwas wirr formuliert, aber besser geht grad nicht....

Vielleicht kann jemand etwas davon verstehn, wie ich´s meine, und sicher ist es ein komplexes Thema.
Aber vielleich lasse ich es mal so und hoffe, dass der eine oder andere auch so draus schlau wird...


Auf alle Fälle liebe Grüße
deary
tomroerich
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Re: seelische verletzungen - Umdeutung -Heilung?

Beitrag von tomroerich »

Hallo Captain, liebe Deary,

es freut mich, dass ihr auch Interesse an diesem Thema habt. Ich halte es deshalb für sehr wichtig, weil ich glaube, dass wir tagtäglich mit Begriffen umgehen, deren genauer Inhalt jeder anders definiert und ich habe mich viel damit beschäftigt, was (auch in den einzelnen Zeitaltern) für Beschreibungen für die menschliche Seele gefunden wurden. Wir sprechen vom Ich, von der Seele, von Persönlichkeit, Charakter u.s.w. und fast jeder scheint etwas anderes darunter zu verstehen. Eigentlich ist es ein Wunder, dass es die Psychologie zu einer Wissenschaft gebracht hat, was vermutlich nur daran liegt, dass man etwas so Wichtiges wie Psyche halt nicht einfach übersehen kann wenn man sich aufmacht, die Welt zu erforschen, wie es die Wissenschaft tut. Ein Wunder deshalb, weil die Psyche so gut wie nichts Verifizierbares und Reproduzierbares anzubieten hat- eindeutig sind dies aber die 2 wichtigsten Regeln der Wissenschaft. Der Behelf wurde in der Statistik gefunden, sie alleine gibt die Rechtfertigung dafür ab, von einer wissenschaftlichen Psychologie zu sprechen. Ganz besonders muss man auch auf den Umstand aufmerksam machen, dass es schließlich die Psyche ist, die die Wissenschaft hervorbringt- niemand kommt um sie herum, auch nicht der allerobjektivste Wissenschaftler. Das macht die Psychologie (die genaue Kenntnis von der Funktionsweise der menschlichen Seele) zur wichtigsten Angelegenheit der Welt. Denn wenn man ihre Funktionsweise nicht versteht, dann versteht man auch nicht die Ergebnisse und Phänomene, die sie hervorbringt, die wir aber nur allzugern als objektiv und richtig bezeichnen. Das aber diese Funktionsweise eben mit der heutigen Psychologie nicht verstanden wird, zeigt sich in der zunehmenden Hilflosigkeit gegenüber den Phänomenen, die sie hervorbringt wie Hass, Gier, Krieg etc. Die gesamte Weltgeschichte ist ein psychologisches Rätsel und kann durch Politik (die die Funktionsweise der Psyche nicht kennt) weder verstanden noch verändert werden.

Es ist allerdings schlechterdings unmöglich, mit den Mitteln des denkenden Verstandes ein Funktionsschema für die Psyche zu erarbeiten, die Psyche ist Ihrer Natur nach nicht deterministisch. Das gelingt immer nur in Teilen und nur für das, was wir Persönlichkeit nennen, weil die sich eben aus den uns bekannten Einflüssen der Welt gebildet hat. Mutter, Vater, Essen, Bedürfnisse, Sprache - all das bezieht sich auf sichtbare und erforschbare Einflüsse. Hier kann man versuchen, den Einfluss dieser Dinge auf die Psyche und ihr Verhältnis zu ihr herauszufinden. Aber auch das ergibt lediglich statistische Ergebnisse. Es ist nicht möglich genau vorherzusagen, was das Fehlen des Vaters z.B. wirklich in einem Einzelfall bewirkt. Daher ist die moderne Psychologie auch nicht in der Lage, reproduzierbare Etgebnisse zu liefern. Offensichtlich hat sie etwas übersehen. Mich hat das früh bewogen mich damit zu beschäftigen, wie Menschen früherer Kulturen die Psyche gesehen haben, denn Psychologie ist eine ur-uralte Wissenschaft, was nicht verwundert, denn Menschen wollten schon immer vor allem sich selbst verstehen. Allerdings wird man vergeblich nach alten Psychologiebüchern forschen- alles findet sich in füherer Zeit in den Religionen wieder, die sich gar nicht vorwiegend, wie viele glauben, mit dem Verhältnis des Menschen zum lieben Gott beschäftigen sondern eben mit Psychologie.

So, das wurde wieder lang aber irgendwie muss ich ja die Grundlagen meiner Gedanken auch erklären aber in einem Posting bringe ich das nicht unter, ich schreibe später weiter, oK?

derweil Grüße,

Thomas
Betroffene für Betroffene

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deary
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Re: seelische verletzungen - Umdeutung -Heilung?

Beitrag von deary »

Hallo Thomas,

völlig OK, was mich angeht...

geduldig und gespannt auf weitere Ausführungen wartende

deary
Stollentroll
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Re: seelische verletzungen - Umdeutung -Heilung?

Beitrag von Stollentroll »

Hallo,

lese diesen thread mit einigem Unbehagen und das liegt an dem Anfangsposting aus dem folgendes Zitat stammt:

"Wir wissen heute, dass der Mensch nur einen Bruchteil seines Potentials ausschöpft und nur 5 bis 10% des Gehirns wirklich nutzt. Der Zugang zum brachliegenden Potential wird uns durch das Festhalten an alten mentalen Modellen und schlechten Gewohnheiten versperrt."

Das mit den den 5 bis 10% ist absoluter Schwachsinn und wird fleißig von Scientology verbreitet, die einem für sehr viel Geld Kurse anbieten um diese "schlechten Gewohnheiten" abzustellen und so das angeblich brachliegende Potential zu aktivieren.

Jeder Mensch nutzt alle Hirnareale zu 100%, nur eben nicht zur gleichen Zeit. Je nach aktueller Situation (Bewegung des Körpers, schlafen, träumen, nachdenken usw.) werden bstimmte Areale des Gehirns aktiviert, um den jeweiligen Vorgang ausführen zu können.

Diser Quatsch (5-10%), der von dieser üblen Sekte (Scientology) verbreitet wird, ist mittlerweile in vielen Köpfen als Tatsache abgespeichert, macht es dadurch aber nicht richtiger.

Hundertprozentige Grüße vom
Stollentroll
Captain Kirk
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Re: seelische verletzungen - Umdeutung -Heilung?

Beitrag von Captain Kirk »

Hi Stollentroll,

dieses Posting war lediglich eins von vielen und nicht mit dem gesamten Thread gleichzusetzen. Nichtsdestotrotz finde ich Deinen Einwand interessant. Nachprüfenswert


Es ging mir in diesem Thread(ursprünglich) um die Gedanken des sogenannten >radikalen Konstruktivismus< und der Anwendung in Therapie/Psychologie. Einen Diskurs verschiedener Wissenschaftler die nichts mit Scientology zu tun haben.

Gruß
c.
tomroerich
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Re: seelische verletzungen - Umdeutung -Heilung?

Beitrag von tomroerich »

Hi Stollentroll,

von Scientology redet ja hier auch keiner und deren Lehre finde ich so übel wie du. Aber das Üble an der ist sicherlich nicht die Behauptung, wir würden unser Gehirn nicht zu 100% nutzen sondern nur die Erklärungen dafür und wie man das angeblich abstellen kann. Aber dass unser Gehirn gewaltige Reserven hat und im Hinblick auf weitere Entwicklung logischerweise auch haben müsste, darf so ruhig behauptet werden, ohne gegen gängige Lehrmeinung zu verstoßen. Und selbst Letzteres hielte ich für legitim wenn man bedenkt, wie wenig auch heute noch wirklich verstanden wird über die graue Masse.

Also, ich glaube nicht, dass hier irgend jemand scientologische Ideen verbreiten will.

Gruß von

Thomas
Betroffene für Betroffene

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Stollentroll
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Re: seelische verletzungen - Umdeutung -Heilung?

Beitrag von Stollentroll »

Hi Captain und Thomas,

deswegen beziehe ich mich ja auch nur auf das Zitat und stelle nicht den gesamten thread in Frage und auf gar keinen Fall die Leute, die darin posten.

Entspannende Grüße vom
Stollentroll
flocke
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Re: seelische verletzungen - Umdeutung -Heilung?

Beitrag von flocke »

Pessimisten sind Optimisten mit Erfahrung
Captain Kirk
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Re: seelische verletzungen - Umdeutung -Heilung?

Beitrag von Captain Kirk »

Hi Flocke,
es geht nicht darum ein rosarote Brille zu tragen. Aber es geht auch nicht darum eine schwarze Brille zu tragen. Es geht vielmehr darum, situationsangemesse Brillen aufzusetzen, um mit sich und in der Realität besser klar zu kommen.

Gruß
c.
Clown
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Re: seelische verletzungen - Umdeutung -Heilung?

Beitrag von Clown »





Ja gut, jetzt habe ich vielleicht das Thema etwas verfehlt
"Realize deeply that the present moment is all you ever have. Make the Now the primary focus of your life."
Eckhart Tolle
Captain Kirk
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Re: seelische verletzungen - Umdeutung -Heilung?

Beitrag von Captain Kirk »

ganz ruhig Herr Clown, DAS können wir AUCH heilen ... bestimmt ... äh... vielleicht ...
Clown
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Re: seelische verletzungen - Umdeutung -Heilung?

Beitrag von Clown »

Äh...Captain....jetzt musst du dein Realitätskonstrukt etwas korrigieren: «Herr Clown» haut so nicht hin....

Bist du vielleicht auch eine Frau, Captain ist ja eigentlich nur ein neutraler Rang?
"Realize deeply that the present moment is all you ever have. Make the Now the primary focus of your life."
Eckhart Tolle
tomroerich
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Re: seelische verletzungen - Umdeutung -Heilung?

Beitrag von tomroerich »

Ahhhh, welch wunderschönes Beispiel konstruierter Realität: Clown = Mann. Aber so war das eben früher im Zirkus- das waren eben Männer, die man als Kind sah. Die Annahme ist also durchaus vernünftig..... Schwierig würde es erst werden, wenn c. nun in eine Krise gerät, weil er einem weibl. Clown begegnet ist und daran zerbricht Wäre das ein Beispiel für eine Persönlichkeitsstörung- Nichtfähigkeit zur Anpassung an eine Realität, die inneren Bildern entgegenläuft?

Enorm, was so eine Clownin alles hergibt *grummel*

Thomas
Betroffene für Betroffene

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Captain Kirk
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Re: seelische verletzungen - Umdeutung -Heilung?

Beitrag von Captain Kirk »

ach ohje ... Frau Mann Mann Frau wer weiß das schon so genau? ... Bewegen wir uns nun also im Rahmen der Genderparadoxien. Und ich habe mich doch tatsächlich dazu hinreißen lassen mich auf traditionell genderkonform erlernte Art und Weise zu verhalten und >Clown< ein männliches gender zu konstruieren. Doing gender ist doch eigentlich out -undoing gender ist angesagt. Verzeihung.
Im Fall von >captain< können Sie gerne frei konstruieren oder undoing machen. Warum Sieze ich sie eigentlich? Auch wieder so eine Konstruktion ..ttt ...es gibt viel zu tun in meiner Konstruktionshalle



@Thomas ... nein nein c. wird schon nicht zerbrechen. Auch diesen Schlag wird c. fein säuberlich analysieren und dementsprechende
Umstrukturierungsmaßnahmen vornehmen. Ist ja leidgeprüft Aber warum spricht c. nun in der dritten Person von sich?


Gruß
c.
Nachttaube
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Re: seelische verletzungen - Umdeutung -Heilung?

Beitrag von Nachttaube »

hallo, ich nochmal zu diesem Thema,

ich mag ja auch gerne feingeistig bis abstrakt Philosophieren, dennoch würde mich zum Ausgangsthema eher die praktische Seite interessieren. Captain fragte nach praktischen Erfahrungen, diese Vermisse ich hier schmerzlich.

Meiner Meinung nach hilft es wenig, hier die wissenschaftlichen Ergebnisse nochmals aufzulisten, ohne "Fleisch" beizugeben. Ich würde jetzt gerne lesen, wie ihr das Lebt, welche Rückschläge ihr habt und warum es so schwer ist das Halbvoll- anstatt das Halbleerprinzip zu leben.

Wie ist eine generelle Umpoolung möglich? Mein Therapeut setzt da z. B. auf die banale Hirnwäsche (100x am Tag positive Sätze sagen, die ich mit ihn ausgearbeitet habe). Welche anderen Möglichkeiten gibt, damit man sich nicht selber wieder sagt "ich bin hässlich", sondern "ich finde mich schön"

Oder habe ich die praktischen (und hoffentlichg positiven) Erfahrungen hinsichtlich willentlicher Realitätsverschiebungen einfach überlesen?

kann natürlich auch sein, dass ich das Thema mißverstanden habe... dann tut es mir leid
Clown
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Re: seelische verletzungen - Umdeutung -Heilung?

Beitrag von Clown »

Hallo Nachttaube,

ich habe gelernt zu hinterfragen, welchen Nutzen ich von dem 'Halbleerprinzip' wie du es nennst, habe.

Also, welchen Nutzen habe ich davon, mich als hässliches Entlein zu sehen, als verkannte Kollegin, usw.
Nachdem ich den Nutzen erkannte, (hat aber seine Zeit gebraucht und auch immer die entscheidenden Fragen meines Theras zur richtigen Zeit!) kam ich an den Schmerz, der hinter dem Nutzen lag und den habe ich als erlebt und nicht korrigierbar akzeptiert und zu den Akten gelegt.

Danach hatte ich wieder mehr Wahlfreiheit, wie ich mich selbst, meine Handlungsmöglichkeiten, andere, die ganze Welt wahrnehmen will.

Für mich war und ist das ein Prozess, kein Rezept, keine Zauberformel.

Grüße von Clown

@ die Capitain: Geht's wieder?
"Realize deeply that the present moment is all you ever have. Make the Now the primary focus of your life."
Eckhart Tolle
tomroerich
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Re: seelische verletzungen - Umdeutung -Heilung?

Beitrag von tomroerich »

Hallo Nachttaube,

na gut, dann eben ganz ganz lebenspraktisch. Ich akzeptiere die Person in mir nicht, die als geprägtes und gewordenes Etwas in mir residiert und vorgibt, Ich zu sein. Damit stelle ich mich aber so ziemlich gegen alle diejenigen Therapieansätze, die von Integrieren und sich selber annehmen sprechen und das sind die meisten. Wer nimmt denn da wen an und warum nimmt man etwas an, was verkorkst und krankmachend ist? Wenn ich mich bei irgendwelchen Verhaltensweisen erwische, die ich an mir nicht mehr sehen will, dann versuche ich sie schon in der Phase, wo der Impuls in mir dazu entsteht, zu unterdrücken. Wenn ich mit Gefühlen auf eine Situation reagiere und ich weiß aber von den Gefühlen, dass sie der Situation nicht angemessen sind oder dass es eine narzistsiche Verletztheit ist, die da wieder von mit Besitzt ergreifen will, dann bekämpfe ich das Gefühl, indem ich es zurückweise und innerlich laut zu mir sage, dass ich es nicht will. Jede Art von negativem Gefühl wie Ärger, Wut, Hass, Neid etc. weise ich ab. Habe ich Gedanken, die negative, grüblerische Tendenzen haben, besonders Phantaisen darüber, wie schlecht es mit doch geht oder dass mich ja doch niemand mag, dann unterbreche ich diese Gedanken und verbiete sie mir.

Ich begründe das damit, dass all diese Regungen und Gedanken Automatismen darstellen und einfach nur schlechte Gewohnheiten sind die sich weder umdeuten noch beschönigen lassen. Es sind Schwächen, weiter nichts. Dass es durchaus nicht so ist, dass ich damit mein innerstes Selbst bekämpfe (MICH) sondern nur Persönlichkeitsmerkmale, das wollte ich eben versuchen zu erklären durch die Unterscheidung von innerem und äußerem Menschen. Das ist kein Taschenspielertrick sondern für mich eine seelische Realität. Aber dazu muss man die Realität des inneren Menschen akzeptieren und auch fühlen können. Man muss aufhören, sich mit all den oben beschrieben Verhaltensweisen, Gefühlen und Gedanken zu identifizieren und dazu braucht man einen Standpunkt außerhalb davon. Es ist sonst nicht möglich, sich selbst in einer Weise zu beobachten die wirklich Aufschluss darüber gibt, was man gerade denkt und fühlt. Schlechte Gefühle, schlechte Gedanken, selbstschädigendes Verhalten zwingen uns geradezu, sich mit ihnen zu identifizieren, womit ich meine, dass wir uns ihnen übergeben, ihnen Raum lassen. Erst hinterher stellen wir immer fest, was passiert ist aber das nachträgliche Analysieren einer Sitaution bringt gar nichts wenn es mich nicht in die Lage versetzt, es beim nächsten Mal anders zu machen.

Um diesen Standpunkt außerhalb der eigenen Gefühle und Gedanken zu gewinnen, muss man jedoch zunächst lernen, nach innen zu leben.

Närrische Grüße

Thomas
Betroffene für Betroffene

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