Posttraumatische Belastungsstörung ist das eine schwere Erkrankung?

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Sanella
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Registriert: 15. Aug 2004, 20:44

Posttraumatische Belastungsstörung ist das eine schwere Erkrankung?

Beitrag von Sanella »

Ich habe eine Posttraumatische Belastungsstörung und frage mich ob das schwerwiegend ist, obs vergeht oder wie das ist.

Ich war zuerst als Panikstörung diagnostiziert bis es klar war, dass ich eben in der Kindheit chronisch traumatisiert worden bin.

Ich frag das vor allem, weil ich wissen will ob ich irgendwann dann auch kein Medikament mehr brauche.

Oder ob ich mir endlich eingestehen muss eben krank zu sein. Ich kämpfe glaub total dagegen an.
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gundi2
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Registriert: 1. Feb 2006, 18:00

Re: Posttraumatische Belastungsstörung ist das eine schwere Erkrankung?

Beitrag von gundi2 »

Hallo Susanne,

ich glaube, das kann man nicht so pauschal sagen, ob eine PTBS eine schwere Erkrankung ist und wie sie verläuft.

Nimmst du nur Tabletten oder machst du auch eine Therapie. Nur Tabletten reicht vermutlich nicht aus, denn in deinem Kopf geht das alte Problem ja weiter.....

Für mich konnte ich einige wichtige Anstöße von der Seite www.schotterblume.de bekommen. Vielleicht bringt dich das etwas weiter. Dorthin kann man sich auch per Telefon oder Email wenden und sich beraten lassen.

Außerdem habe ich mir das Buch und die CD "Imagination als heilsame Kraft" von Luise Reddemann besorgt. Sie hat ein sehr fundiertes Konzept der Traumatherapie erarbeitet. www.traumhaus-bielefeld.de bezeiht sich auf ihr Konzept. Dort findest du viele weitere Links und auch eine Anschrift, wie man an Therapeuten herankommt, die nach ihrem Konzept arbeiten.

Ich kann dir nur raten, aktiv zu werden und nach Wegen zu suchen, wie du mit deinen schlimmen Erfahrungen fertig wirst - und dir Menschen zu suchen, die zu dir stehen und dich unterstützen.

Bei mir ist da in letzter Zeit so einiges in Bewegung gekommen, aber für mich ist sehr wichtig, dass ich mich nicht immer wieder gefühlsmäßig in diese schlimmen Erinnerungen hineingebe. Man hört oft, dass man sich ausheulen solle; dann gehe es einem besser.... Bei mir ist das Gegenteil der Fall, und ich stand dem immer recht hilflos gegenüber. Wenn ich anfang zu weinen, dauert das meehrere Stunden, bis ich da wieder heraus bin. Und dann geht es mir auch nicht besser als vorher. Da war es für mich ein Aha-Erlebnis, wie L. Reddemann arbeitet: Nicht sofort die Konfrontation mit dem Trauma, sondern erst einmal sich stabilisieren, bevor man sehr vorsichtig damit anfängt.....

In diesem Sinne
liebe Grüße
gundi2
Frauschlotterbeck
Beiträge: 267
Registriert: 17. Dez 2004, 19:29

Re: Posttraumatische Belastungsstörung ist das eine schwere Erkrankung?

Beitrag von Frauschlotterbeck »

Hallo Gundi, ich kann dir mit deiner Antwort nur recht geben.

Mir geht es auch so, dass ich einfach nicht mehr aufhören kann mit Weinen.
Dann bin ich auch den Erinnerungen richtig ausgeliefert.
Da helfen dann nicht mal mehr die Imaginationsübungen und ich will nur noch schlafen und nichts mehr mitbekommen.
Dann raffe ich mich wieder auf und versuche, so gut es geht weiter zu leben.

Wann es endlich mal vorbei ist mit diesen ganzen schrecklichen Erinnerungen, weis ich nicht.
Glaube auch nicht daran,dass mir Therapie wirklich viel helfen kann.
Erträglicher gestalten vielleicht.

Gruss, Juliane
Es geht aufwärts hat die Maus gesagt.............



als sie von der Katze die Treppe raufgetragen wurde
Sanella
Beiträge: 63
Registriert: 15. Aug 2004, 20:44

Re: Posttraumatische Belastungsstörung ist das eine schwere Erkrankung?

Beitrag von Sanella »

Ich habe jetzt 40 Therapiestunden hinter mir, leider ist nun Schluss wo ich ausreichend Vertrauen aufgebaut habe. Ich hatte per Einzelfallentscheidung Kunsttherapie gemacht. Ist keine anerkannte Therapieform. Hatte der Kasse noch nen Brief geschrieben und sie um weitere Stunden gebeten, aber da geht nichts mehr.

Ich hatte zuerst mit Verhaltenstherapie angefangen, aber das war absolut retraumatisierend für mich.
Wie es für mich nun weitergehen soll weiss ich noch nicht so genau. Mir wieder jemanden zu suchen und alles erzählen davor scheue ich zurück. Bei meiner alten Therapeutin kann ich auf Selbstkostenbasis in Grupentherapie weitermachen, ne Gruppe für ehemalige Patientinnen, so ne Art Selbsthilfegruppe.
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gundi2
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Registriert: 1. Feb 2006, 18:00

Re: Posttraumatische Belastungsstörung ist das eine schwere Erkrankung?

Beitrag von gundi2 »

Hallo Susanne,

wenn du das Geld dafür aufbringen kannst, ist das sicher eine gute Lösung, bei deiner Therapeutin zu bleiben, zu der du Vertrauen hast. Wie gesagt, WENN.....

Ich habe mich früher immer gescheut, für mich an dieser Stelle Geld auszugeben, obwohl das eigentlich immer möglich gewesen wäre. Das muss dann eben wo anders (d. h. bei mir bei der Familie) eingespart werden, denn man kann das Geld schließlich nur ein mal ausgeben.... Seit einem Jahr bin ich da einen Schritt weiter und nehme mir jetzt einfach, was ich für notwendig halte. Und da sagt auch niemand etwas groß gegen, weil alle sehen, dass mir das gut tut.

Mein Sohn hat vor 1 1/2 Jahren mit 15 angefangen zu reiten und sehr schnell große Fortschritte gemacht. Da habe ich mit viel Interesse zugesehen, und als ich mitbekam, dass andere Mütter - von ihren Kindern animiert - dort auch angefangen haben, konnte ich den Gedanken nicht mehr beiseite tun : Das willst und kannst du auch.

Ich konnte das dann zwar doch nicht so gut wie die jüngeren Frauen, weil ich ein Problem mit meinen Hüften habe, und bin deshalb aus dem Gruppenuntericht ausgestiegen. Jetzt habe ich Einzelunterricht bei einer Reitlehrerin, die auch Hippotherapeutin ist, kann mittlerweile wesentlich länger im Sattel sitzen als zu Anfang. Und sie sieht sofort, wenn es mir mal wieder nicht so gut geht, und stellt sich prompt darauf ein. Der Umgang mit den Pferden und meine kleinen Erfolge im Unterricht bauern mich so richtig auf. - Das kostet einiges, aber das Geld ist bestens angelegt für mich, denn es geht mir damit wesentlich besser. Für mich ist das einfach eine Stabilisierung meiner Psyche.

Das ist natürlich kein Patentrezept; es ist eben mein Weg. Ich schreibe das nur als Beispiel, dass es sich für mich gelohnt hat, nicht nur auf Leistungen das Krankenkasse zu schielen, und selbst aktiv zu werden.

@ Juliane: Was man so normalerweise an "Therapie" angeboten bekommt, ist möglicherweise für dich wirklich keine Hilfe. Ich hatte vor ein paar Jahren 40 Stunden an der gegenwart orientierte Gesprächstherapie (nicht reine Verhaltenstherepie, aber so in die Richtung). Das hat mir sehr geholfen, eine schwierige Situation durchzustehen (2 KInder chronisch krank), und mir ist auch einiges an Zusammenhängen in unserer Famliendynamik klar geworden, aber auf Dauer hat das meine immer wieder auftreten Depressionen nicht verhindern können. Dass da noch mehr dahintersteckt, langjährige Gewalterfahrungen in der KIndheit, ist mir allerdings erst im letzten Jahr im Austausch mit meiner Schwester klar geworden. Vorher wusste ich eigentlich nie, warum ich so weinen musste.

Ob ich mir jetzt eine gezielte Traumatherapie suche, weiß ich noch nicht genau. Im Moment sind für mich 3 Dinge angesagt: Stabilisieren, Stabilisieren, Stabilisieren. Das heißt bei mir auch: Wohnung entrümpeln, defekte Teile durch neue, schöne ersetzen, Entspanungsmusik hören (kennst du die CDs von Arndt Stein? Die gefallen mir sehr gut.) und - last not least - Wünschen meiner Familie nur nachkommen, wenn es mir auch wirklich gerade in den Kram passt. Das sind alles keine Babys mehr, die Schaden nehmen würden, wenn ich ihnen etwas abschlage.

Vielleicht bringt es dich ja schon etwas weiter, wenn du anfängst, mehr als sonst auf deine Bedürfnisse zu achten, dir dein Leben bewusst schön zu machen. Das kann man auch lernen. Als ich erst mal an einer Stelle angefangen hatte, ergaben sich viele Schritte fast von selbst. Aber ich muss zugeben, dass ich öfter mal auf die Frage meines Mannes, was ich in einer konkreten Situation genau wolle, nicht richtig antworten konnte, weil ich es einfach nicht wusste bzw. die Antwort eigentlich nur sein konnte: überhaupt nicht vor dieser Frage zu stehen.

Ich wünsche Euch beiden, was ich mir auch wünsche: Freunde im Leben und Freude am Leben, trotz allem.

gundi2
C.
Beiträge: 412
Registriert: 4. Jun 2003, 22:28

Re: Posttraumatische Belastungsstörung ist das eine schwere Erkrankung?

Beitrag von C. »

Hallo Susanne,

ich denke es lohnt sich, wenn du evtl doch noch mal auf die suche nach therapeut/in gehst, zu gucken ob du jemand finden kannst der/die eine ausbildung/fortbildung in traumatherapie hat. ich gehe davon aus dass diese therapeuten (normalerweise jedenfalls) um die probleme von/mit ptbs wissen (sollten), und auch gut darauf achten, retraumatisierungen zu vermeiden. und es auch verstehen wenn / dass man nicht über alles gleich genauestens erzählen kann.
spontan fällt mir grad nur die seite von emdria ein, dort gibt es eine liste mit therapeuten mit EMDR-Ausbildung (Eye Movement Desensitization and Reprocessing , eine technik/methode in der traumatherapie): www.emdria.de

es gab schon andere threads zum thema trauma(-behandlung), inzwischen irgendwo im archiv, wo glaub ich noch mehr links genannt wurden, vielleicht kannst du über stichwort-suche dazu noch mehr finden. (vielleicht auch mal nach "ptsd" suchen)

auch zur stabilisierung kann es hilfreich sein, das nicht alleine machen zu müssen, sondern dabei eine/n therapeuten/in hilfreich zur seite stehend zu haben. möglichst jemand der/die sich damit auch auskennt. ich denke trauma-therapeuten wissen auch, dass stabilisierung erstmal das allerwichtigste ist.

(bin sehr selten online zur zeit. sah diesen thread - und möchte dir/euch einfch mut machen, die suche nach gutem/passendem therapeuten/in nicht aufzugeben.)

wünsche euch allen viel mut und viel kraft!

liebe grüße,
clara
Sanella
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Registriert: 15. Aug 2004, 20:44

Re: Posttraumatische Belastungsstörung ist das eine schwere Erkrankung?

Beitrag von Sanella »

Die Therapeutin bei der ich abgebrochen habe steht auf der Liste von EMDRIA, sollte sich also gut auskennen...

sie hat in der 6ten Stunde (also direkt nach den probatorischen Sitzungen) EMDR mit mir gemacht, ich hab halt brav mitgemacht....
sie saß mir schon viel zu nah an mir, hab nix gesagt
nur irgendwann mal hab ich gesagt "ich glaub ich könnt gar nicht mehr weglaufen" da hatte ich schon so den halben Nebelzustand

EMDR ging aber überhaupt nicht, war mir zuviel nach ihr gucken und aufpassen (was ich ja immer tu), dem Finger folgen, erinnern, den Satz denken....

dann sollte ich mich hinlegen und erinnern und da bin ich dann regelrecht entschwebt, konnte gar nicht mehr reden....

bin bei ihr regelmäßig in "Nebelzuständen" zur Praxis raus....

so würde mich meine jetzige Therapeutin gar nie gehen lassen, die stoppt oft schon bevor ich gemerkt habe dass ich reagiere....

Die Gruppentherapie wird nur einmal im Monat sein, das kann ich mir dann schon leisten. Hätte ich das Geld würde ich auf Selbstkostenbasis Einzeltherapie weitermachen.

Apropos Weinen wollte ich noch sagen, dass ich das gar nicht mehr kann auch wenn ich möchte. Ist irgendwie ganz tot. Kann das durch Antidepressiva so "abgestellt sein"?
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C.
Beiträge: 412
Registriert: 4. Jun 2003, 22:28

Re: Posttraumatische Belastungsstörung ist das eine schwere Erkrankung?

Beitrag von C. »

Hallo Susanne,

weia das klingt heftig, und nach viel zu früh angefangen da sachen hochzuholen (ja, leider gibt's das -gar nicht so selten- dass es so schief laufen kann... und "schwarze schafe" gibt's leider auch überall.) ...und "Stop sagen" in so situationen ist auch sehr schwierig, grad auch bei therapeuten... bei mir ist da ja auch erstmal vertrauen und hoffnung da (gewesen), dass die schon wissen was sie tun.

wie gundi schrieb:
>>>Nicht sofort die Konfrontation mit dem Trauma, sondern erst einmal sich stabilisieren, bevor man sehr vorsichtig damit anfängt.....

...halte auch ich für sehr sehr wichtig.

>>>so würde mich meine jetzige Therapeutin gar nie gehen lassen, die stoppt oft schon bevor ich gemerkt habe dass ich reagiere....

bin froh dass du dann so eine therapeutin gefunden hast. eine die offenbar sieht was los ist und weiss was sie tut.
diese gruppe (solange du es zahlen kannst) ist sicher eine gute hilfe.
ich wünsche dir sehr, dass du auch noch mehr hilfe finden wirst.

>>>Apropos Weinen wollte ich noch sagen, dass ich das gar nicht mehr kann auch wenn ich möchte. Ist irgendwie ganz tot. Kann das durch Antidepressiva so "abgestellt sein"?

ich weiss nicht ob das durch AD kommt oder kommen kann (halte das aber auch nicht für ausgeschlossen). ich weiss nur dass ich (sowohl in phasen von schwerer depression, als auch im zusammenhang mit der ptbs - v.a. durch / nach einem "zuviel an erinnerung") immer wieder phasen hatte/habe wo ich mich "wie betäubt" gefühlt habe, schon ziemlich "tot" in bezug auf gefühle. auch nicht weinen konnte (und auch sonst nicht viel gefühlt irgendwie). vielleicht kann das auch ein grund sein.

sorry wenn meine ideen wenig hilfreich waren.

ich wünschte es wäre etwas leichter, die richtige hilfe zu finden.

liebe grüße,
clara


p.s.: noch ein anderes buch von Luise Reddemann - das ich sehr hilfreich fand: "Eine Reise von 1000 Meilen beginnt mit dem ersten Schritt"
Sanella
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Registriert: 15. Aug 2004, 20:44

Re: Posttraumatische Belastungsstörung ist das eine schwere Erkrankung?

Beitrag von Sanella »

Danke für alles!

Morgen habe ich Arzttermin, mal sehen was der zum Therapieende meint (und von meinem Wunsch ohne Tabletten klar zu kommen)
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flocke
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Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Posttraumatische Belastungsstörung ist das eine schwere Erkrankung?

Beitrag von flocke »

Pessimisten sind Optimisten mit Erfahrung
gundi2
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Registriert: 1. Feb 2006, 18:00

Re: Posttraumatische Belastungsstörung ist das eine schwere Erkrankung?

Beitrag von gundi2 »

Hallo,

wie ich bereits geschrieben habe, hat mir der Ansatz von Luise Reddemann sehr eingeleuchtet. Sie nennt das PITT (= Psychodynamisch Imaginative Trauma-Therapie). Eine Bekannte von mir war in einer Klinik, die nach diesem Konzept arbeitet. Ihr hat das wohl geholfen.

In den nächsten Tagen will ich mir von dem Verband eine Therapeutenliste anfordern. Vielleicht habe ich ja Glück und es gibt jemanden in erreichbarer Nähe.....

gundi2
Sanella
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Registriert: 15. Aug 2004, 20:44

Re: Posttraumatische Belastungsstörung ist das eine schwere Erkrankung?

Beitrag von Sanella »

Hatte meinen Arzttermin. Mein Reduzieren und dann irgendwann auch Probieren ob ich ohne Medikament (Trevilor) klar komme ist in Ordnung. Ich wrds ja auch wieder nehmen, erhöhen, wenn es eben nicht geht.

Therapie ist nun halt zu Ende (nach einem Jahr und 40 Stunden). Ich soll mir halt auf Selbstkostenbasis die Gruppentherapie bei meiner bisherigen Therapeutin gönnen. Das habe ich ja auch vor.
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