Mein Arzt ist für Citalopram statt Escitalopram- warum?

deary
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Mein Arzt ist für Citalopram statt Escitalopram- warum?

Beitrag von deary »

Hallo ihr Lieben:

Ich habe eine Frage, natürlich wäre ich auch sehr dankbar, wenn Dr. Niedermeier sie beantworten könnte, da es schon sehr ins medizinische Wissen geht.

Ich nehme morgens zur Zeit Citalopram.
Und abends ein anderes AD.
Mit der abendlichen Einnahme komme ich zurecht, das heißt ich spüre eine Wirkung.

Mit der morgendlichen Einnahme von Citalopram komme ich nicht zurecht, weil ich außer vermehrtem Schwitzen als Nebenwirkung KEINE WIRKUNG spüre.

Ich habe schon überlegt, das Medikament(Citalopram) abzusetzen, nehme es nun schon ein 3/4 Jahr und es tut sich NICHTS!!!!
Immer wenn ich in den einmal im Quartal stattfindenden Sitzungen meinen Arzt darauf ansprach, sagte er nur, man müsse das Medikament länger nehmen .(Dabei steht im Beipackzettel, dass es nach 6 Wochen mindestes wirkt)
Heute sagte er mir, ich solle von 30 auf 40 mg erhöhen.

Ich verstehe das nicht!!!
Man liest soviel , dass Escitalopram eine Weiterentwicklung ist und schneller und vor allem niedriger dosiert wirkt!

Warum wird dann noch Citalopram überhaupt verschrieben? Steht dahinter eine Geldfrage?
Ist es einfach so, dass der Arzt einen Vertrag mit dem Medikamentenhersteller der Firma xy hat, die das Citalopram herstellt und deshalb das Escitalopram nicht "rausrückt"?
(ist vielleicht abwegig, aber ich verstehe es einfach nicht, denn wenn ein Medikament besser wirkt, dann ist es doch im Sinne von Patient und Arzt, dass er einem auch weniger Nebenwirkungen zumutet)

Wenn ich die Aussagen meines Arztes richtig deute, dann wollte er ausdrücken, dass dies alles (was ich ihm gesagt habe, was ich gelesen habe) mehr als Werbung für das neue Medikament zu deuten ist.

Und noch eine Frage , die sich mir aufdrängt:
Kann Escitalopram überhaupt wirken, wenn Citalopram es nicht tut? Weil es doch aus derselben "Medikamentengruppe" kommt???

Ich bin gerade ziemlich down, denn ich frage mich , ob ich zu undiplomatisch an die Sache herangegangen bin ( typisch depri???)

Ich sage ihm, dass ich das Medikament (escitalopram) gerne ausprobieren würde.
Und er daraufhin:
"ich aber nicht" ( Nach dem Motto :"ich bin aber der Arzt!) So kam es mir vor.


Liebe Ärzte dieses Forums, liebe Citalopram- und Escitalopram (Cipralex)- Erfahrene, für eine Antwort wäre ich sehr dankbar.

Viele Grüße
deary
Tim_Pfeiffer
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Re: Mein Arzt ist für Citalopram statt Escitalopram- warum?

Beitrag von Tim_Pfeiffer »

Hallo deary,
es ist gar nicht so einfach, eine diplomatische Antwort auf Ihre Frage zu finden, weil Sie viele verschiedene Punkte ansprechen.
Für die Vorliebe eines Arztes für ein bestimmtes Medikament kann es verschiedene Gründe geben. Vertrautheit mit dem Präparat und Erfahrungen aus dem Umgang mit anderen Patienten und der Blick auf das individuelle Budget gehören sicherlich zu den bekanntesten Gründen. Allerdings bringt die Industrie tatsächlich auch eine ganze Menge Produkte heraus, deren Effizienz sich im klinischen Alltag insbesondere aus Perspektive des einzelnen Arztes noch herausstellen muss.

Escitalopram ist tatsächlich eine Weiterentwicklung von Citalopram. Vereinfacht gesagt, enthält Citalopram zwei Komponenten (R-Enantiomer und S-Enantiomer), von denen man weiß, dass nur eine für den gewünschten antidepressiven Effekt verantwortlich ist. Escitalopram enthält nun nur noch das eine (wirksame) Enantiomer. So gesehen gibt es ganz grob formuliert gute Gründe, auf Escitalopram umzusteigen. ABER: Jeder Patient ist anders, individuelle Verträglichkeiten und Verstoffwechselungen lassen sich aus der Ferne nicht beurteilen und wir kennen Sie als Patient(in) natürlich nicht.

Der unveränderte Verbleib bei einem Präparat in unveränderter Dosierung über einen so langen Zeitraum wie Sie ihn beschreiben ist sicherlich auch eher nicht so üblich - aber auch hier gilt: Aus der Entfernung ist der individuelle Fall immer schwer zu beurteilen.

Vielleicht konnten Ihnen diese Antworten ein wenig weiterhelfen,
viele Grüße
Tim Pfeiffer-Gerschel
deary
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Re: Mein Arzt ist für Citalopram statt Escitalopram- warum?

Beitrag von deary »

Hallo Herr Pfeiffer!


Danke für Ihre Antwort!

Natürlich ist es aus der Ferne schwer für Sie zu beurteilen.
Aber wenn ich das Escitalopram doch gerne ausprobieren möchte, wie kann ich da vorgehen?
Ein Arztwechsel kommt für mich aus verschiedenen Gründen im Moment nicht in Frage.
Nach dem, was Sie schreiben,kann es ja sein, dass es bei meinem Arzt eine Weile dauert, bis sich das Medikament bei ihm durchgesetzt hat, in seiner Praxis, mit seinen Erfahrungen mit anderen Patienten.

Ich werde ihn auf jeden Fall nochmal bei meiner nächsten Sitzung darauf ansprechen.

Da Sie das Budget ansprechen:
Ist Escitalopram denn TEURER als Citalopram?
Das kann ich mir kaum vorstellen, da es doch immer heißt, dass man mit der halben Dosierung auskommt...
eine zur Zeit etwas ratlose
deary
steppenwolf1

Re: Mein Arzt ist für Citalopram statt Escitalopram- warum?

Beitrag von steppenwolf1 »

Hallo Herr Pfeiffer,
sehr diplomatisch geantwortet.
Ich denke schon, dass preisliche Erwägungen mit eine Rolle spielen. In der heutigen Zeit ?

Hallo deary,

hab da was bei google gefunden. Vielleicht steht es ja drin: http://www.noegkk.at/mediaDB/54869.PDF

Was hat denn dein Arzt begründet, warum er das Mittel nicht geben will ?

Viele Grüsse, steppenwolf
deary
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Re: Mein Arzt ist für Citalopram statt Escitalopram- warum?

Beitrag von deary »

Hallo Steppenwolf!


Er hat es so begründet, dass das Citalopram noch nicht ausgereizt ist.

(in seiner Wirkungsmöglichkeit)

Also, ich soll es von 30 auf 40 mg erhöhen.

....

Liebe Grüße
deary
Hannes90XXX
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Re: Mein Arzt ist für Citalopram statt Escitalopram- warum?

Beitrag von Hannes90XXX »

Hallo deary!

Ich kann dich gut verstehen.
Ja, Escitalopram ist teurer als Citalopram. Citalopram gibt es glaub ich auch schon als Generika. Escitalopram (Cipralex) hat schon weniger Nebenwirkungen. Das ist bewiesen und viele hier im Forum können dir das bestätigen.

Ich habe auch so einen Arzt, der mir lieber Cipramil als Cipralex geben würde. Ich wurde in der Klinik auf Cipralex eingestellt. Er jammert jedesmal wegen den Kosten wenn er es mir verschriebt.
Es gibt nunmal Ärzte, die einfach eher misstrauisch sind und die Produktneuentwicklungen als Geldmacherei abtun. Nun gut, das gibt es bestimmt. Auch bei der Cipralex-Herstellerfirma kann das so gewesen sein. Als vor 3 Jahren das Schutzrecht von Cipramil ausgelaufen ist haben die Cipralex auf den Markt gebracht.

Aber wie gesagt, es hat wirklich weniger Nebenwirkungen und du solltest hart bleiben und den Versuch machen. Zur Not musst du eben zu einem anderen Arzt wechseln. Ich denke nicht, dass er dir Cipralex verschreiben wird, weil es gegen seine Prinzipien verstößt und davon wird er nie abkommen.

Viele Grüße
Hannes
deary
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Re: Mein Arzt ist für Citalopram statt Escitalopram- warum?

Beitrag von deary »

Hallo Hannes!

Was genau sind Generika?

Danke für Deinen Beitrag. Natürlich werde ich es weiter versuchen.

Liebe Grüße
deary
deary
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Re: Mein Arzt ist für Citalopram statt Escitalopram- warum?

Beitrag von deary »

Hallo Hannes,

noch ein Nachsatz:

Würdest Du Dich denn mit dem Escitalopram als "gesund" bezeichnen?

Jetzt wirst Du vielleicht sagen: Den Stempel "geheilt" habe ich nicht auf der Stirn!!!

Das ist mir auch klar, aber meine Frage zielt darauf ab, wie Du mit dem Medikament Deinen Alltag lebst!


(Als gesund wird wohl in dieser Gesellschaft weitestgehend jemand bezeichnet , der arbeitsfähig ist... Die anderen sind "krank")
(auch wenn ich weiß, dass es da viele Zwischenstufen gibt, aber das zählt halt nicht, leider...)



Liebe Grüße
deary
Hannes90XXX
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Re: Mein Arzt ist für Citalopram statt Escitalopram- warum?

Beitrag von Hannes90XXX »

Hallo deary,

Generika sind "Nachahmerprodukte" also z. B. von ratiopharm oder Hexal...

Nein, geheilt bin ich nicht. Aber ich kann meinen Alltag wieder gut durchstehen. Und da hat mit Cipralex sehr gut geholfen. Und es hat vor allem wenig Nebenwirkungen. Das einzige was ich merke: ich habe immer starke Muskelanspannungen, manchmal zucke ich leicht oder ich bin schnell K.O. wenn ich mich angestrengt habe. Dann schmerzen meine Muskeln schnell. Aber Schwitzen kenne ich z. B. gar nicht! Ich hatte allerdings auch nie Citalopram. Vielleicht würde ich die auch gut vertragen.

Falls du noch Fragen hast: Frag ruhig.

Viele Grüße
Hannes
Xavro
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Re: Mein Arzt ist für Citalopram statt Escitalopram- warum?

Beitrag von Xavro »

Hallo Leute,

die Aussage, das Cipralex (Wirkstoff: Escitalopram) das Budget eines Arztes mehr belasten soll, als Cipramil (Wirkstoff: Citalopram) kann ich nicht nachvollziehen.

Cipralex ist ziemlich genau doppelt so teuer wie Cipramil. Da aber nur die halbe Dosis benötigt wird, läuft das Ganze auf Gleichstand heraus.

Etwas anders sieht die Situation natürlich aus, wenn nicht Cipramil, sondern ein Generika verschrieben wurde, da die normalerweise günstiger sind.

Dies nur mal so als rein mathematische Betrachtung. Über die andern Aspekte möchte ich erst gar nicht anfangen zu philosophieren (wie z.B. tendentiell (im Durchschnitt) weniger Nebenwirkungen und somit bessere Verträglichkeit, dadurch bessere Complience und somit im Durchschnitt kürzere Behandlungszeiten - ergo: über den gesamten Behandlungszeitraum gesehen preiswerter).


Gruß
Xavro
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Hannes90XXX
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Re: Mein Arzt ist für Citalopram statt Escitalopram- warum?

Beitrag von Hannes90XXX »

Hallo Xavro!

Da hast du Recht. Cipramil 40mg ist sogar teurer als Cipralex 20mg (was beides etwa der Tagesdosis entspricht).
Nur die Generika von Cipramil sind wesentlich billiger. So kosten z. B. Cipramil 20mg 100Stück 119 Euro und Citalopram Hexal 20mg 100 Stück 68 Euro.

Das nur am Rande, wird hier wohl niemanden so richtig interessieren.

Mein Arzt verschreibt mir meist den Reimport von Cipralex. Das macht dann grad mal 2 - 4 Euro aus. Statt 76 Euro: 72 Euro. Dafür hab ich dann immer das doppelte Gerenne, weil die Apotheke das dann immer erst bestellen muss und ich zweimal hin muss. Obs die kleine Ersparnis wirklich bringt?

Viele Grüße
Hannes
artemis
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Re: Mein Arzt ist für Citalopram statt Escitalopram- warum?

Beitrag von artemis »

Hi Deary,

ich (als Chemikerin) gehe schon davon aus, dass Escitalopram deutlich teurer als Citalopram ist. Stoffe enantiomerenrein herzustellen ist nämlich sehr aufwendig.

Dazu kommt, dass neue Medikamente sowieso meist erstmal teuer sind, schließlich müssen Entwicklungs- und Zulassungskosten wieder reinkommen, bis das Patent abläuft und die ganzen Generika eines Medikaments auf den Markt kommen.

Mir stellen sich da noch andere Fragen:

Wenn bekannt ist das nur das S-Enantiomer AD-Wirkung hat, woher kommen die Nebenwirkungen? Nur vom R-Enantiomer? Oder wird das gar nicht verstoffwechselt oder wirksam und gleich ausgeschieden und auch die NWs kommen (überwiegend) von der S-Variante? Der Stoffwechsel läuft doch stark enantioselektiv ab. Was passiert also mit der R-Variante und was löst sie im Körper aus? NWs oder ist sie völlig wirkungslos?

Dass S nur gewünschte und allein R unerwünschte Wirkung hat, kann ich mir jedenfalls nicht vorstellen. Es heißt Escitalopram hat geringere Nebenwirkungen. Wenn das wirklich so ist, dann heißt das wohl auch, das einige NWs am R liegen, S aber auch welche macht. Würde mich echt interessieren, was genau mit den beiden Enantiomeren im Körper passiert.

Wenn Citalopram keine Wirkung bring, ist dann mit Wirkung bei S-Citalopram zu rechnen? Immerhin ist das im Citalopram ja auch schon drin. Kann R die Wirkung von S etwa mindern? Glaube ich nicht. Aber wenn doch, würde nich interessieren wie.

Hat jemand Antwort auf diese Fragen?

Sinnvoll finde ich einen Wechsel von Citalopram auf Escitalpram, wenn sich Wirkung abzeichnet, Nebenwirkungen aber zu heftig sind. Dann hat man die Möglichkeit die Wirkung zu erhalten und NWs ggf. zu reduzieren.

Ein Wechsel wegen Wirkungslosigkeit? Ich weiß nicht! Schließlich bleibt bei den gängigen Dosierungen die Dosis des S-Enantiomers gleich. Einzig sinnvoll, wenn man die Citalopram-Dosierung wegen NWs nicht ausschöpfen kann, denke ich.

Ob man nicht besser gleich zum Escitalopram greift, ist wohl eine reine Kostenfrage. Und ich bin da etwas zerrissen. Einerseits frage ich mich, ob man unser Gesundheitssystem mit diesen Kosten belasten muss, wo doch auch viele (inkl. mir) mit Citalopram gut klar kommen. Andererseits ist es doch auch (volkswirtschaftlich) viel billiger, wenn man schnell wieder gesund wird. Mal ganz abesehen von der Frage, ob wir uns es denn nicht im Rahmen der Menschlichkeit doch leisten können, sollen, wollen, müssen jedem gleich das Medikament mit weniger NWs zu geben auch, wenn die Möglichkeit bestanden hätte, dass es auch preiswerter geht.

LG Arte
artemis
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Re: Mein Arzt ist für Citalopram statt Escitalopram- warum?

Beitrag von artemis »

Nachtrag:

Mit Citalopram verschiedener Hersteller hat meine Ärztin mich fast 2 Jahre lang aus ihren Ärztemustern versorgt. Muss wohl ziemlich um Marktanteile kämpfen das "Zeug", dass die Ärzte so mit Mustern überschüttet werden. Escitalopram hätte ihr und mein Buget belastet. Und da es geholfen hat kann ich absolut nicht klagen.

Dass auch jemand hier konkrete Kosten nennen konnte, hatte ich erst nicht gelesen (sorry!) und es überrascht mich sehr, dass die Unterscheide nicht größer sind. Aber klein sind sie ja auch nicht gerade, wenn man zu Generika greift und die sind meist nicht schlechter als das Original, wenn denn die Dareichungsform wirklich die gleiche ist. Aber das ist bei Citalopram, so weit ich weiß kein Thema.

Weiß jemand was das preiswerteste Generika kostet? Oder wo man überhaupt mal nachgucken kann was Medikamente kosten?

Arte
Hannes90XXX
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Re: Mein Arzt ist für Citalopram statt Escitalopram- warum?

Beitrag von Hannes90XXX »

Hallo Artemis!

Die Preise kann man im Internet ganz leicht in den Internetapotheken finden. Einfach bei Google das Medi eingeben und dann auf der ersten oder zweiten Seite findet man meist einen ganzen Haufen Internetapotheken.

Viele Grüße
Hannes
Xavro
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Re: Mein Arzt ist für Citalopram statt Escitalopram- warum?

Beitrag von Xavro »

Hallo Artemis,

wenn Du im Internet ein wenig suchst, wirst Du eine Menge Material zum Metabolismus von R und S Citalopram finden.

Lass mich mal die Basisaussagen in etwa wie folgt zusammenfassen:

Antidepressiv wirkt allein das S-Enantiomer Das war angeblich schon immer bekannt, nur gab es laut dem Hersteller Lundbeck früher nicht die Möglichkeit das Rezemat zu trennen (Ein Schelm wer böses dabei denkt, dass dies dann in Etwa zu dem Zeitpunkt möglich wurde, als das Patent auf Citalopram auslief).

Tatsächlich beruht die durchschnittlich bessere Verträglichkeit von Escitalopram darauf, dass allein das R-Enantiomer für bestimmte Nebenwirkungen verantwortlich gemacht wird. Es geht sogar noch weiter: das R-Enantiomer soll sogar der antidepressiven Wirkung entgegen wirken.

Auf Escitalopram gibt es noch Patentschutz, daher gibt es davon keine Generika. Da die Generika Hersteller ihr Citalopram weiter verkauf wollen, muss der Preis stimmen. Etwas frei nach dem Motto: Wirkt zwar nicht so gut, aber es ist billiger. In den weitaus meisten Fällen dürfte das bei der Behandlung auch akzeptabel sein und daher dem Gesundheitssystem nutzen. Problematisch wird es meines Erachtens erst dann, wenn Citalopram eigentlich wirkt, wegen Nebenwirkungen aber nicht gut vertragen wird. Dann sollte ein Umstieg auf Escitalopram meines Erachtens nicht am Budget scheitern dürfen.


Gruß
Xavro
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Chrischan
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Registriert: 20. Feb 2006, 12:07

Re: Mein Arzt ist für Citalopram statt Escitalopram- warum?

Beitrag von Chrischan »

Hallo,
die Tatsache, daß sich Dein Arzt dagegen sträubt, Cipralex aufzuschreiben, dürfte sehr wohl einen finanziellen Hintergrund haben. In Anbetracht der Sparmaßnahmen im Gesundheitswesen dürfte sich das Problem künftig weiter zuspitzen. Es war ja in den Medien desöfteren von der sog. "Bonus-Malus-Regelung" die Rede. Ärzte werden finanziell belohnt, wenn Sie anstatt des Originals das billigere Generikum verschreiben, dagegen aber finanziell bestraft, wenn sie mit ihren Verschreibungen ein Limit überschreiten, so ganz laienhaft formuliert. Daß Generika eben doch nicht immer die erwünschte Wirkung erzielen oder mehr Nebenwirkungen aufweisen ( siehe Cipramil, Cipralex), interessiert dabei einfach nicht, hauptsache billig. Ich kenne selber eine Psychiaterin, die kurz davor steht,ihre Praxis aufzugeben, da sie bei diesen Einsparungen in diesem Gesundheitssystem finanziell bald nicht mehr überleben kann. Somit habe ich schon etwas Verständnis dafür, daß manche Ärzte zögern, auch wenn sich durch diese passive Haltung die Versorgung immer weiter verschlechtert...
keroleen
Beiträge: 5
Registriert: 10. Okt 2005, 17:29

Re: Mein Arzt ist für Citalopram statt Escitalopram- warum?

Beitrag von keroleen »

Hallo deary!
Hast Du Dir mal überlegt, auf ein anderes Medikament umzusteigen? Ich hab Cipramil auch nicht vertragen; als mir mein Arzt dann einen anderen SSRI verschrieben hat, klappte die Umstellung ziemlich gut und nach nur wenigen Wochen ging's mir um einiges besser.
Das nur mal so als Denkanstoß. Hoffentlich geht's Dir bald wieder besser, egal mit welchem Medikament...
LG,
Christine
Mike1111
Beiträge: 34
Registriert: 28. Sep 2005, 16:48

Re: Mein Arzt ist für Citalopram statt Escitalopram- warum?

Beitrag von Mike1111 »

hallo,

also ich habe eine ganze zeit cipramil ( citalopram ) und später eine ganze zeit lang cypralex ( escitalopram ) genommen, beides ungefähr ein halbes jahr, aber ich bin mit cypralex wesentlich besser zurecht gekommen als mit cipramil, cypralex hatte viel weniger nebenwirkungen cipramil...

cypralex ist wesentlich neuer als cipramil und daher auch viel teurer und da die ärzte von den kassen in sachen medis die zwangsjacke verpasst bekamen, ist es klar dass man dir das billigere medi aufzwängen will...

ich nehme relativ teure medis und das geht nur weil meine arzt einige patienten hat die gar keine medis oder ganz ganz billige nehmen, hat er mir selbst erzählt...

gruss mike
Adelina
Beiträge: 508
Registriert: 26. Mär 2004, 09:01

Re: Mein Arzt ist für Citalopram statt Escitalopram- warum?

Beitrag von Adelina »

hallo!
las diesen thread. kann es einfach nicht glauben: man verschreibt cipralex nicht, weil es teuerer ist???????? der hammer! das hört sich ja nach "unterlassener hilfeleistung" an...ist doch unglaublich, dass man aus kostengründen jetzt eben das das billigere medi nehmen soll, obwohl man hoffnung in das teurere medi hätte . ich finde das alles eine politische problematik! die zwei-klassen-gesellschaft kommt hier wieder massiv zu tage: privatpatienten - kassenpatienten ! ich habe das "glück" - klingt schrecklich - ersteres zu sein. ich war jedoch auch schon zweiteres..und ich könnte euch story erzählen..unglaublich...ein beispiel: tatsächlich: zweierlei wartezimmer!

nun ist die krankheit schon an und für sich in der gesellschaft so schwierig zu ertragen und dann auch noch da...

nicht aufgeben!!

adelina
winnie
Beiträge: 1683
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Mein Arzt ist für Citalopram statt Escitalopram- warum?

Beitrag von winnie »

Wegen der Kosten für Original-AD und Generika hab ich auch schon so einiges erlebt.

Ich nehme seit bald 4 Jahren Zoloft - das Original ist von Pfizer, und es gibt die 100mg-Tabs in mehreren Packungsgrößen, u.a. in 50er und 100er-Packungen. Ich hab immer gleich die 100er bekommen, weil es bei mir eh sozusagen Dauermedikament ist, und ich dann nicht so oft nachbesorgen muß (und es ja auch jedesmal 10 Euro Rezeptgebühr kostet.)
Vor einiger Zeit kam dann mein Doc zum Beschluß, das Original ist zu teuer, es muß jetzt das Generikum sein.
Was mir zwar einerseits egal war, Hauptsache es wirkt genauso, und man will ja der Kasse Kosten ersparen, aber es ärgerte mich ein wenig, daß das Generikum NUR in 50er-Packungen verkauft wird. Dh ich mußte doppelt so oft zum Rezeptholen rennen, es in der Apotheke abgeben (dort bestellen lassen), nochmal hingehen, es abholen, und meine 10 Euro berappen.

Bis dann irgendwann der Apotheker (!) mich drauf ansprach, ob ich nicht mal meinem Arzt sagen könnte, was für ein Schw... - äh, wie ungünstig diese Vorgehensweise ist. Denn EINE 100er-Packung Original-Zoloft kostet ERHEBLICH WENIGER als ZWEI 50er-Packungen "Billig-Zoloft" (ganz abgesehen von nur einmal Rezeptgebühr für mich...)
Und da ich das Medikament eh immer wieder brauche - weshalb also sollte dann eine 50er-Packung Sinn machen??

Ich hab das dem Arzt gesagt, der war ganz platt - das wußte er nämlich gar nicht, hat sich sehr für die Information bedankt. Und seitdem krieg ich wieder meine 100er-Packung Original-Zoloft und spare dadurch der Kasse und mir auf Dauer einen Haufen Geld ein.

Vielleicht gibt's ja bei Citalopram und Escitalopram auch unterschiedliche Packungsgrößen? (Ich weiß es nicht, nehm es ja nicht, aber vielleicht mal nachprüfen?)

Gruß,
Winnie
Caroline1
Beiträge: 831
Registriert: 19. Mär 2003, 16:48

Re: Mein Arzt ist für Citalopram statt Escitalopram- warum?

Beitrag von Caroline1 »

Alle Fragen zu diesem Thema kann am besten der Apotheker klären. Nicht verzagen, Apo fragen.

Gruß von

Caroline

PS. Das Beispiel von Winnie zeigt, dass auch Generika-Anbieter nicht immer so heilig sind, wie sie sich gerne geben. Ich könnte noch einige weitere solche Beispiele zitieren. Auch die Pharmaindustriewelt ist eben nicht so schwarzweiß, wie manche das gerne darstellen. Es gilt auch hier, immer den Einzelfall zu überprüfen.
freaklin
Beiträge: 184
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Mein Arzt ist für Citalopram statt Escitalopram- warum?

Beitrag von freaklin »

> ... aber es ärgerte mich ein wenig, daß das
> Generikum NUR in 50er-Packungen verkauft
> wird ...

Das ist falsch. Alle Hersteller die Sertralin (aka Zoloft) als Generikum anbieten, bieten auch die 100er-Packung an! Das sind die Sertralin-Generika die ich in der gelben Liste (www.gelbe-liste.de - Benutzername & Passwort ist "docinfo") gefunden habe:

Gladem® 100mg Filmtbl.
Gladem® 50mg Filmtbl.
SERTRA-ISIS® 100 mg Filmtabletten
SERTRA-ISIS® 50 mg Filmtabletten
Sertralin - 1 A Pharma® 100 mg Filmtabletten
Sertralin - 1 A Pharma® 50 mg Filmtabletten
Sertralin AbZ 100 mg Filmtabletten
Sertralin AbZ 50 mg Filmtabletten
Sertralin AL 100mg Filmtabletten
Sertralin AL 50mg Filmtabletten
Sertralin AWD® 100mg Filmtabletten
Sertralin AWD® 50mg Filmtabletten
SERTRALIN BASICS 100mg Filmtbl.
SERTRALIN BASICS 50mg Filmtbl.
Sertralin beta 100 mg Filmtbl.
Sertralin beta 50 mg Filmtbl.
sertralin-biomo® 100 mg Filmtabletten
sertralin-biomo® 50 mg Filmtabletten
Sertralin-CT 100 mg Filmtabletten
Sertralin-CT 50 mg Filmtabletten
Sertralin dura® 100mg Filmtabletten
Sertralin dura® 50mg Filmtabletten
Sertralin Heumann 100 mg Filmtabletten
Sertralin Heumann 50 mg Filmtabletten
Sertralin HEXAL® 100 mg Filmtabletten
Sertralin HEXAL® 50 mg Filmtabletten
Sertralin-Hormosan® 100mg Filmtabletten
Sertralin-Hormosan® 50mg Filmtabletten
Sertralin Kwizda 100mg Filmtbl.
Sertralin Kwizda 50mg Filmtbl.
Sertralin-neuraxpharm 100 mg Filmtabletten
Sertralin-neuraxpharm 50 mg Filmtabletten
Sertralin-ratiopharm® 100 mg Filmtabletten
Sertralin-ratiopharm® 50 mg Filmtabletten
Sertralin Sandoz® 100mg Filmtbl.
Sertralin Sandoz® 50mg Filmtbl.
Sertralin STADA® 100mg Filmtbl.
Sertralin STADA® 50mg Filmtbl.
Sertralin Winthrop® 100 mg Filmtabletten
Sertralin Winthrop® 50 mg Filmtabletten
Sertra TAD® 100mg Filmtabletten
Sertra TAD® 50mg Filmtabletten
Zoloft® 100 mg
Zoloft® 50 mg
Zoloft® Lösungskonzentrat
Caroline1
Beiträge: 831
Registriert: 19. Mär 2003, 16:48

Re: Mein Arzt ist für Citalopram statt Escitalopram- warum?

Beitrag von Caroline1 »

Hallo Oliver

Leider ist eine Auflistung in diesen Seiten KEINE Garantie, dass diese Verpackungsgrößen auch tatsächlich im Handel sind. Sie sind wohl bei der Registrierung zur Invertriebnahme ( so heißt das technisch ) mit angemeldet worden, aber das bedeutet nicht automatisch, dass alle angefragten Packungsgrößen auch in den Handel kommen. Auch da gibts wieder eine Menge Beispiele, die ich aber hier nicht erläutern kann. Das ist eine Frage der wirtschaftlichen Interessen der Firmen, so negativ sich das für den Einzelfall dann auch herausstellt.

Herzliche Grüße

Caroline

Und wo geht denn aus deiner Liste hervor, dass es auch Packungsgrößen à 100 Tabletten gibt? Winnie sprach ja nicht nur von 100mg, sondern auch von 100 Tabletten
nina*tina

xxx

Beitrag von nina*tina »

winnie
Beiträge: 1683
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Mein Arzt ist für Citalopram statt Escitalopram- warum?

Beitrag von winnie »

Hallo Oliver,

alles schön und recht, aber wie Caroline sagt: ich sprach von Packungen mit 100 STÜCK. Und das Zoloft von emra-med, das ich dann ersatzweise bekommen sollte, gibt es im deutschen Apotheken-Großhandel maximal als 50-STÜCK-Packungen.

Gruß,
Winnie
Antworten