Depressionen + Muskelverspannungen, was hilft ?

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Chrischan
Beiträge: 22
Registriert: 20. Feb 2006, 12:07

Depressionen + Muskelverspannungen, was hilft ?

Beitrag von Chrischan »

Hallo !
Ich bin froh, auf dieses Forum gestoßen zu sein, findet man im Internet doch oft nur Seiten, die über Antidepressiva sehr unausgewogen (also i.d.R. negativ ) berichten und Horrorgeschichten über Pharmaka und die pharamzeutische Industrie verbreiten.

Ich schlage mich nun schon seit langer Zeit mit einer Depression herum, leider habe ich selber erst sehr spät erkannt, daß ich überhaupt depressiv bin ! Die Veränderungen hin zu einer Depressionen kamen schleichend, und da ich in meiner bisherigen Lebensphase vor lauter Stress und Leistungsdruck gar nicht mehr zum Nachdenken kam, habe ich erst sehr spät, nach einigen Jahren, den Gang zum Psychiater gemacht, als der Leidensdruck irgendwann zu groß wurde.

Meine Depressionen zeichnen sich weniger durch Traurigkeit aus, hauptsächlich habe ich mit einer Antreibslosigkeit und somatischen Beschwerden zu kämpfen.
Ich leide unter schlimmen Muskelverspannungen ( Waden, mimimische Muskulatur, Kaumuskulatur ), die dauerhaft sind. Ich habe dadurch Tag und Nacht schmerzen. Was sich daraus ergibt, könnt ihr Euch sicherlich vorstellen... stets schlechter Schlaf, permanente Müdigkeit, Konzentrationsschwäche usw.
Im Studium wurden meine Leistungen daher zunehmends schlechter, wodurch ich innerlich noch angespannter wurde, ein Teufelskreis eben. Das es einem schlecht geht, kann man dann auch gegenüber seiner Umwelt nicht verbergen, mit der Folge, daß sich so manche von einem abwenden und man zunehmends isoliert ist, was einen dann noch weiter herunterzieht. Naja, dies dürfte Euch ja allen bekannt sein, also will ich jetzt mal auf den Punkt kommen:

Wer hat auch mit muskulären Verspannungen zu kämpfen, und was hat Euch geholfen ?

Ich habe es bislang mit autogenem Training, progressiver Muskelentspannung versucht, aber die Wirkung dauerte war stets von sehr kurzer Dauer - eine Stunde Später war die Verspannung wieder da.

Medikamentös habe ich bislang über zwei Monate Amitryptilin genommen ( 75 mg/d). Gegen die Schmerzen hat es etwas geholfen, hat mich allerdings noch müder und antriebsloser gemacht. Da ich mit dem Psychiater überhaupt nicht zurechtkam, bin ich nun momentan wieder auf mich selbst gestellt und habe nun einen Termin bei einem anderen Psychiater.
Ich weiß zwar, daß man seinem Arzt kaum vorschreiben kann, welches AD man denn nun gerne hätte, aber mich würde trotzdem mal interessieren, was Euch geholfen hat.

Interessant hört sich das Präparat Cymbalta (Duloxetin) an, es soll vor allem gut gegen die Schmerzen helfen und somit den Erfolg der Therapie steigern. Häufig soll es nämlich so sein, daß viele depressive Patienten mit somatischen Beschwerden aus der Depression nicht herauskommen, weil die Schmerzen /Verspannungen andauern und einen dann auch stimmunsgmäßig immer wieder in den Keller ziehen. Duloxetin soll nun sowohl stimmungsaufhellend als auch analgetisch wirken, also den Schmerz bekämpfen.

Hier noch ein Link zum Ärzteblatt dazu:
http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/art ... p?id=49199

Sorry, daß mein Beitrag so lang geworden ist, aber ich habe mich gerade angemeldet und weiß gar nicht, was ich zuerst und zuletzt fragen soll

Viele Grüße,
Chrischan
zweifler
Beiträge: 629
Registriert: 14. Jun 2005, 16:07

Re: Depressionen + Muskelverspannungen, was hilft ?

Beitrag von zweifler »

hallo Christian!


Nachdem dir noch keiner geantwortet hat versuche ich das mal.
Wenn deine Muskelverspannung keine eigenständige Krankheit ist dann könnte auch die Nebenwirkung einer Medizin dahinterstecken.Über AD gibt es viel zu lesen aber aber man muß halt selektieren.Nicht alles ist war aber auch nicht alles gelogen.
Ein Antidepressiva ist nun mal kein Hustenbonbon und wenn du die Threads von Betroffenen hier im Forum mal durchackerst dann erfährst du auch warum.
Beim hochdosieren meines Sulpirid das ich über 2 Jahre genommen habe konnte ich nicht mehr stillsitzen.Ich konnte nicht mehr lesen weil ich sowas von nervös war und nur noch in meiner Wohnung umherlief wie ein Tiger in seinem Käfig.
Jetzt nachdem ich 9 Monate nichts mehr nehme habe ich immer noch unkontrollierte muskelzuckungen und ein stechen am ganzen Körper.So etwas läuft bei meinem Doc unter"Schönheitsfehler".
Manche haben aber das Glück und vertragen das ganz gut- bis auf etliche Kilo mehr auf der Waage.
Gute Besserung.

mfg herbert
Xavro
Beiträge: 807
Registriert: 12. Sep 2004, 21:22
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Re: Depressionen + Muskelverspannungen, was hilft ?

Beitrag von Xavro »

Hallo Chrischan,

Amitriptylin ist ein bewährtes Antidepressivum, das sich insbesondere auch zur Behandlung von somatischen Begleiterscheinungen von Depressionen wie z.B. Schmerzen oder Spannungszuständen bewährt hat. In diesem Sinne, bist du mit Amitriptylin schon mal nicht ganz verkehrt therapiert.

Vorausgesetzt dass deine Schmerzen und Spannungszustände tatsächlich eine Folge der Depression sind, wird letztlich jedes Antidepressivum langfristig Linderung bringen. Jedes Antidepressivum hat zwar seine eigenen Stärken und Schwächen, langfristig sollte aber bei allen das Gleiche herauskommen. Cymbalta (Wirkstoff: Duloxotin) scheint tatsächlich auch gut bei Depressionen mit Schmerzzuständen geeignet zu sein. Im Gegensatz zu Amitriptylin macht es auch im Allgemeinen nicht müde (wobei sich das bei Amitriptylin mit der Zeit geben sollte). Ob es für Dich eine geeignete Alternative ist, kann jedoch nur der behandelnde Arzt entscheiden. Es kann durchaus Absicht gewesen sein, dass dein Arzt dir ein Antidepressivum verschrieben hat, dass eher eine ermüdende, distanzierende und damit entspannende Wirkung hat. Schließlich klagst du nicht zuletzt auch über Schlafstörungen.

Sollte sich das mit der Muskelverspannung trotz der Antidepressiva langfristig nicht bessern, gibt es auch noch die Option spezielle Medikamente zur Muskelentspannung einzusetzen.

Bezüglich der Müdigkeit tagsüber kann es eventuell helfen, die Einnahme am Abend etwas früher zu legen.

Im Übrigen ist grundsätzlich empfehlenswert neben der reinen medikamentösen Behandlung der Depression noch eine Psychotherapie zu absolvieren. Erfahrungsgemäß werden mit dieser Kombination dies besten Ergebnisse erzielt.

Gruß
Xavro
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Besucht mich doch einmal:


http://www.ak-medizin.de (u.a. mit Informationen zu Antidepressiva)


http://www.ak-extra.de
Chrischan
Beiträge: 22
Registriert: 20. Feb 2006, 12:07

Re: Depressionen + Muskelverspannungen, was hilft ?

Beitrag von Chrischan »

Hallo Xavro !
Vielen Dank für die Infos. Ich werde erst einmal abwarten, was sich beim nächsten Termin ergibt. Ja, ich denke auch, daß eine rein medikamentöse Therapie nicht ausreichen wird, es haben sich sicherlich so einge "dysfunktionale" Denkmuster eingeschlichen, die einen immer wieder in die Falle laufen lassen werden, wenn man sie nicht angeht.
Viele Grüße,
Chrischan
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