Kann er wirklich nicht???

gm1076
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Kann er wirklich nicht???

Beitrag von gm1076 »

Hallo,

ich habe den Tip für diese Seite von einer Kollegin bekommen. Ich bin 29, bin selber mittelschwer depressiv, und bin mit meinem Freund zusammen, der sehr depressiv ist, aber jegliche Art der Behandlung verweigert. Ich war in Therapie, auch in einer Klinik, und es geht mir seitdem durchaus besser, was aber auch immer wieder stark schwankt.

Ich habe ein paar Fragen, und ich hoffe, hier vielleicht Antworten zu finden. Ich hoffe, ich schreibe nicht zu durcheinander, es geht mir zur Zeit leider nicht sehr gut.

Mein Freund hat zur Zeit wieder eine sehr stark depressive phase, und ich leide sehr darunter, daß er überhaupt nicht mehr in der Lage ist, mir zu zeigen, daß er mich liebt, daß ich ihm noch etwas wert bin. Er sagt, das liegt an seiner Depri, und er könnte nicht anders. Ich verstehe das nicht so ganz, denn bei mir ist das scheinbar anders. Auch wenn ich sehr depressiv bin, kann ich ihm immer zeigen, daß ich ihn liebe, bringe ihm immer wieder mal eine Kleinigkeit mit, oder mache etwas für ihn.

Bei ihm ist das ganz anders. Es hängt schon an so Kleinigkeiten, wie zum Beispiel als ich ihn vor einigen Tagen gebeten habe, mir die bestellten Tabletten aus der Apotheke zu holen. Ich muß extra mit dem Auto einen Riesenumweg machen, wenn ich nach der Arbeit zu der Apotheke möchte, er fährt Öffentlich und steigt sowieso genau da um, wo die Apotheke ist. Es wäre also eine Sache von 10 oder vielleicht 15 Minuten gewesen, aber er hat nur gesagt, ich soll das selber machen, weil er dann seinen Bus nicht mehr erwischt und dann einen Bus später fahren muß und das wäre ja mit Warten und Frieren verbunden. Das verstehe ich nicht, er muß doch auf den ersten Bus auch warten. Also denke ich, daß er einfach nur nicht will. Ich hole ihn aber jeden Sonntag an der S-Bahn ab, gehe extra wegen ihm am Sonntag aus dem Haus, fahre zur S-Bahn Station, und warte dort auf ihn (letztes Mal sogar mehr als eine Halbe Stunde, das war auch nicht gerade warm). Und ich fahre ihn jeden Morgen zur U-Bahn, damit er nicht mit dem Bus fahren muß.

Gestern war ja Valentinstag, ich habe ihm eine Kleinigkeit geschenkt (wir haben beide nicht viel Geld, aber er hat ungefähr doppelt so viel Geld für sich zur Verfügung wie ich), und von ihm kam nichts. Er hat nur wieder gesagt, daß er kein Geld hätte. Es täte ihm ja leid daß er nichts für mich hat, aber hätte nicht mehr viel Geld für den Rest des Monats. Aber nicht einmal ein kleiner Zettel wo etwas Liebes drauf steht, oder eine einzige Rose oder irgend Etwas Nettes kam von ihm. Wir haben uns auch keinen schönen Abend gemacht, er ist kurz nachdem ich nach Hause kam ins Schlafzimmer gegangen zum Musik machen und Fernsehen, und kam erst sehr spät wieder ins Wohnzimmer.

Das tut mir so weh, ich mache so viel für ihn, auch wenn es mir schlecht geht, weil das für mich selbstverständlich ist wenn man Jemand liebt, und von ihm kommt gar Nichts. Ich habe dann immer das Gefühl, daß ich ihm nichts Wert bin, nichts bedeute, daß ich nicht wichtig für ihn bin.

Ist es wirklich so, daß er durch die Depression zwar die anderen Dinge schafft wie sein Studium, und daß das Weggehen am Wochenende ( was das Wichtigste für ihn ist seiner Aussage nach), und er das auch scheinbar ohne Probleme schafft, aber jede Kleinigkeit für mich zuviel ist?

Beim Weggehen gehe ich aber nicht mehr mit, da er in letzter Zeit nur noch Weggeht, um sich total zu betrinken, und zwar Freitag und Samstag. Und darauf habe ich überhaupt keine Lust (ich trinke nicht). Und diese Tage schläft er dann auch in seinem alten Zimmer bei seinen Eltern, weil ich gesagt habe, in diesem Zustand will ich ihn gar nicht sehen. Wir sehen uns dann also Donnerstag Abend noch, und dann erst wieder am Sonntag, so gegen Spätnachmittag. Und da ist mit ihm auch nichts anzufangen, da er von den Tagen vorher noch total fertig ist. Wir haben also seit letztes Jahr quasi eine Montag bis Donnerstag Beziehung, und auch dadurch habe ich das Gefühl, daß ich nicht mehr wichtig für ihn bin. Sonst würde er doch Wert darauf legen auch am Wochenende mit mir zusammen zu sein.

Er sagt, er braucht das Weggehen und sich Betrinken momentan einfach, weil es ihm so schlecht geht, und er das sonst alles nicht aushält. Und ich soll nicht rum meckern, weil er ja sowieso schon während der Woche nichts mehr trinkt.

Aber was ist mit mir? Ist es wirklich so, daß er durch die Depression nicht in der Lage ist, auf mich ein wenig mehr einzugehen? Daß er sagt, er weiß zwar was ich brauche und möchte, aber er kann das einfach nicht, weil es ihm so schlecht geht? Aber alles Andere geht ja auch. Warum nur das nicht, was mit mir zu tun hat? Ich lasse ihm jeden nur erdenklichen Freiraum, enge ihn nicht ein, lasse ihn Weg gehen wie er will, akzeptiere daß ich jedes Wochenende zur Zeit allein bin, verlange wirklich so gut wie Nichts von ihm. Ist das Bißchen, was ich mir wünsche, denn wirklich zuviel? Liegt das wirklich an seinen Depressionen, oder ist er einfach zu faul, zu bequem, zu geizig oder so???

Ich möchte ihm nicht Unrecht tun, aber es ist für mich so schwer zu verstehen. Selbst wenn es mir wirklich extrem schlecht geht (so wie im Moment), denke ich an ihn, und kümmere mich um ihn, und kucke was er will und braucht und was ich für ihn tun kann. Wieso schafft er alles Mögliche Andere, nur nichts was mit mir zu tun hat? Liegt das wirklich an seiner Depression? Wie soll ich mich verhalten? Soll ich mich noch mehr zurück nehmen? Ich stelle doch sowieso schon keine Ansprüche mehr. Aber ich bin doch auch ein Mensch, und ich möchte doch nur das Gefühl haben, daß er mich liebt und daß ich ihm noch etwas Wert bin, daß ich ihm noch wichtig bin. Ich brauche doch auch ein bißchen Aufmerksamkeit von ihm.

Wenn ich dann mal weine, ist er erst lieb, nimmt mich in die Arme und fragt was los ist. Wenn ich dann sage, ich möchte nicht drüber reden (weil ich genau weiß daß es dann sowieso nur Ärger gibt) ist er total sauer, und wenn ich dann sage, was mir weh tut, ist er auch total sauer. Ich versuche ja sowieso schon, nur noch zu Weinen wenn ich alleine bin, aber das schaffe ich halt nicht immer. So wie gestern Abend zum Beispiel. Da habe ich halt im Bett dann geweint, und er hat es gemerkt. Das Ergebnis war eben, daß er erst sauer war, weil ich nichts sagen wollte, und dann sauer war, wegen dem was ich gesagt habe. Dann faucht er mich an, und hackt auf mir herum, und macht es nur noch schlimmer.

Oh je, ist das jetzt viel geworden. Ich hoffe das ist noch ok?

Tut mir leid, ich denke das ist jetzt alles ziemlich durcheinander, aber so sieht es in mir leider auch aus. Ich weiß nur nicht mehr was ich denken soll und wie ich mich verhalten soll. Es geht mir auch nicht besonders gut im Moment.

Viele Grüße
Gina
Emily
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Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Kann er wirklich nicht???

Beitrag von Emily »

Hallo Gina,

willkommen hier im Forum.
Wenn du zu dem Unterforum "Angehörige" klickst, wirst du als Einstiegsinformation etliche Threads zur gleichen Thematik finden, z.B. diesen hier:

http://www.kompetenznetz-depression.de/ ... 1110283977

Da steht schon einiges drin, das für dich interessant sein könnte.

Gruß,
Emily
gm1076
Beiträge: 142
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Re: Kann er wirklich nicht???

Beitrag von gm1076 »

Hallo Emily,

danke für den Link. Ich habe ein wenig rein gelesen, aber scheinbar bin ich nicht sehr aufnahmefähig im Moment. Sicher ist Einiges sehr interessant darin, leider ist das Einzige was ich jetzt auf die Schnelle heraus gelesen habe, daß es nicht zu unterscheiden ist, ob das ein Nicht Können oder Nicht Wollen ist. Ob es ein Krankheitsproblem oder ein Beziehungsproblem ist. Ich hoffe daß ich da jetzt nichts falsch interpretiere. Ist das wirklich so? Wenn ja, was soll ich tun?

Habe ich im falschen Forum geschrieben? Es geht ja auch um mich, weil ich ebenfalls depressiv bin. Dadurch ist für mich der Umgang mit dem oft lieblosen Verhalten meines Freundes vielleicht noch schwieriger. Ich komme gerade zur Zeit fast überhaupt nicht damit klar. Wenn es mir selber sehr schlecht geht, brauche ich Zuwendung und Bestätigung noch viel mehr als sonst, und gerade das ist im Moment nicht möglich.

Und irgendwie verzweifle ich gerade an der Art meines Freundes, und stürze immer weiter in die Depression. Diese ablehnende, lieblose Art tut mir so weh, und es sieht nicht so aus, als würde sich das bald wieder ändern. Ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll, was ich tun kann, um selber nicht immer weiter in die Depression zu rutschen. Ich bin so ratlos. Wie soll ich mich verhalten wenn ich heute Abend nach Hause komme? Was kann ich tun, damit das nicht so sehr weh tut, wenn er mich wieder fast ignoriert, nichts liebes von ihm kommt? Ich habe das Gefühl, daß alles was mache, bei ihm schon aus Prinzip falsch ist. Ich verstehe ja, daß es ihm schlecht geht, ich möchte für ihn da sein, und ich bin es auch. Wenn er reden möchte, höre ich zu. Wenn er nur meine Hand zum Festhalten braucht, bekommt er sie. Wenn er in die Arme genommen werden möchte, mache ich das. Wenn er in Ruhe gelassen werden will, lasse ich ihn in Ruhe. Auch wenn es mir schlecht geht. Aber was ist mit mir? Ich habe doch auch Bedürfnisse und bräuchte ihn und seine Zuwendung.

Viele Grüße
Gina
BeAk

Re: Kann er wirklich nicht???

Beitrag von BeAk »

Liebe Gina,

ich denke Emily meint den Therad "Suche Austausch mit anderen Angehörigen".

Das Du nicht mit der Depressiven Erkrankung Deines Freundes umgehen kannst, nicht seine Grenzen akzeptieren kannst, liegt tatsächlich an Deiner Depression und nicht an der Erkrankung Deines Freundes.
Allerdings, damit sich was an seinem Depressiven Zustand ändert, müßte er sich in Therapie begeben.
gm1076
Beiträge: 142
Registriert: 15. Feb 2006, 14:15

Re: Kann er wirklich nicht???

Beitrag von gm1076 »

Hallo Bea,

ich denke, er kann mit meiner Depression noch viel weniger umgehen als ich mit seiner. Ich akzeptiere seine Grenzen doch. Es geht ja nur darum, daß ich auch Bedürfnisse habe, und daß mir seine Art zur Zeit einfach nur sehr weh tut.

Ich werde morgen den Thread, den Du angesprochen hast, mal suchen und lesen.

Viele Grüße
Gina
tommi
Beiträge: 1008
Registriert: 22. Sep 2004, 17:38

Re: Kann er wirklich nicht???

Beitrag von tommi »

Liebe Gina,

Wie verhält er sich denn in guten Phasen?

Ich denke, dass eure Beziehung stark unter einem Kommunikationsproblem leidet. Ich kann dich verstehen, wenn du nicht willst, dass du jedes Wochenende alleine bist. Wie kann man hier also eine Lösung finden? Ich finde es bedenklich, wenn er jedes WE sich betrinkt. Das kann zur Abhängikeit führen, auch wenn er in der Woche nichts trinkt. Ich glaube auch, dass es für ihn nicht gut ist, sich in den Alkohol zu flüchten, die Probleme werden dadurch nicht gelöst, sondern eher noch verstärkt.

Ist er in Behandlung? Wenn nein, solltest du ihm das vorschlagen, weil er wohl alleine nicht da heraus kommt.

Ich denke, du solltest mit ihm reden, auch wenn er sauer darauf reagiert. Ich habe nicht das Gefühl, dass du ihm seine Freiräume nicht zugestehst, sondern er die Grenzen der Partnerschaft überschreitet. Wenn es im Moment nicht möglich ist, mit ihm ein vernünftiges Gespräch zu führen, solltest du es außerhalb der Phase machen.

Ich finde schon, dass der Thread, den Emily dir hier hineingesetzt hat passt. Es hat sich ein ungesundes Abhängigkeitsverhältnis entwickelt, indem Tine alles für ihren Partner bis zur Selbstaufgabe getan hat und der Partner nicht an der Beziehung mitgearbeitet hat. Keine Einsicht, etwas selbst zu tun, keine Therapie, sein Ding durchgezogen, ohne Rücksicht auf den Partner.

Natürlich muss man auch sehen, dass dein Partner im Moment nicht anders kann, er eben nicht fühlen kann und somit auch deine Liebe nicht erwidern kann.

Aber deine zurückgestckten Bedürfnisse sind sehr wichtig. Versuche mit ihm zu darüber zu reden und lass dich nicht davon abschrecken, dass er sauer reagiert. Vermeide ihm Vorwürfe zu machen und rede in der ICH-Botschaft.

Ich wünsche dir viel Kraft und Geduld, denn es ändert sich nicht von Heute auf Morgen etwas.

Gruß
Tom

Schweigen ist Gold, reden ist Platin
gm1076
Beiträge: 142
Registriert: 15. Feb 2006, 14:15

Re: Kann er wirklich nicht???

Beitrag von gm1076 »

Hallo Tom,

nein er ist nicht in Behandlung, er lehnt auch Alles in dieser Richtung konsequent ab. Er war als Kind mal in Behandlung, das schien aber nicht sehr langfristig gewesen zu sein und scheint auch nicht viel gebracht zu haben. Er spricht da nicht darüber. Tom, wenn ich für jede Minute die ich versucht habe, mit ihm zu reden, einen Euro bekommen würde, wäre ich inzwischen wohl Millionär. Ich habe alles versucht, sowohl in der Richtung Therapie für ihn, habe mit Engelszungen mit ihm geredet, erklärt, alles. Ich habe ihm auch angeboten, wir machen gemeinsam eine Thera, ich komme mit. Und auch was meine Bedürfnisse angeht. Ohne Vorwürfe, ganz ruhig, sachlich, in der von Dir geschriebenen "Ich-Form", habe versucht zu erklären, zu beschreiben. Ich habe in Guten und in Schlechten Zeiten mit ihm geredet. Und so wie es aussieht ohne jeglichen Erfolg.

Ein einziges Mal hat er wegen seinen Depressionen einen Termin bei einem Therapeuten gehabt, der aber leider total in die Hosen ging. Er hat nie verleugnet, Alkoholiker zu sein, hat das auch dem Therapeuten gesagt, und der hat ihn RAUSGESCHMISSEN. Ab diesem Moment war der Ofen natürlich endgültig aus bei meinem Freund.

Ich weiß daß es nichts bringt in den Alkohol zu flüchten, aber er ist nun mal leider auch Alkoholiker. Er sagt es selbst, hat aber auch hier keine Ambitionen, etwas daran zu ändern. Auch hier habe ich mir schon den Mund fransig geredet. Letztendlich habe ich dann soweit die Konsequenzen gezogen, daß ich gesagt habe, daß ich ihn betrunken nicht mehr in meiner Nähe haben will, habe ihm verboten, Nachts betrunken zu mir nach Hause zu kommen und habe auch gesagt, daß in meine Wohnung kein Tropfen Alkohol mehr kommt. Daran hat er sich auch gehalten. Leider ist aber an ein Aufhören (noch?) absolut nicht zu denken.

Daß sich nicht von Heute auf Morgen etwas ändert, ist mir auch klar. Aber ich kämpfe ja schon seit mehr als zwei Jahren um jede kleine Verbesserung.

Du schreibst "Ich habe nicht das Gefühl, dass du ihm seine Freiräume nicht zugestehst, sondern er die Grenzen der Partnerschaft überschreitet."
Das ist auch das Gefühl das ich habe. Ich glaube, ich habe mich gestern vielleicht doch zu verworren ausgedrückt. Hier nochmal in Kurzform, warum ich zweifle, ob es wirklich die Krankheit alleine ist:
- Er kann täglich in die Uni zum studieren fahren
- Er kann in die Stadt fahren
- Er kann zu seinen Eltern fahren und ihnen bei Allem Möglichen helfen
- Er kann fast jeden Tag Musik machen
- Er kann jedes Wochenende zwei Tage lang bis morgens um 4 oder 5 Uhr weggehen
- Er kann einer Studienkollegin und ihrem Freund helfen eine Schrankwand aufzubauen
- Er kann ausgiebig, freundlich und gut gelaunt mit einem Kumpel am Telefon ratschen und sogar alles mögliche mit ihm planen

Nur wenn ICH etwas möchte, heißt es auf einmal "Ich kann nicht". Zu mir ist er dann total unfreundlich, faucht mich an, hat kein gutes Wort für mich. Und DAS kapiere ich nicht. Wenn es mir so schlecht geht, dann habe ich auch überhaupt keine Kraft zum Weggehen, dann ich auch keinen Stadtbummel machen. Und wenn es mir so schlecht geht, daß ich zu meinem Partner schon nicht mehr freundlich sein kann, dann habe ich erst recht keine Nerven, noch ewig lang mit einer Freundin über Belanglosigkeiten zu quatschen und Blödsinn zu machen.

Vielleicht ist es so etwas besser zu verstehen was ich meine.

Ich weiß, daß ich auf mich achten muß, daß meine Bedürfnisse wichtig sind. Aber das ist sehr schwer. Haben denn nicht die meisten Depressiven Probleme, auf ihre Bedürfnisse zu achten? Umzusetzen was ihnen gut täte? Bei mir kommt leider noch das Helfersyndrom dazu, gegen das ich schon seit Jahren arbeite. Scheinbar mit sehr wenig Erfolg, wie ich jetzt im Moment wieder glaube. Aber wenigstens habe ich mich in Bezug auf den Alkohol durchgesetzt. Was auch nicht einfach war. Ich hatte es schon lange satt, daß er sich jeden Abend zuhause mehr oder weniger besäuft. Aber da hatten wir dann wenigstens noch das Wochenende. Da hat er sich dann am Wochenende zusammen gerissen wenn wir zusammen weg waren, und da sind wir dann auch zusammen nach Hause gefahren. Das gibt es eben nicht mehr, seit ich mich hier durchgesetzt habe. Jetzt konzentriert sich seine Trinkerei eben auf das Wochenende. Und dafür dann umso extremer. Jetzt habe ich zwar von Montag bis Donnerstag einen nüchternen Mann zuhause, dafür gibt es in unserem Leben kein Wochenende mehr. Das kann es doch auch nicht sein. Und die Tage unter der Woche ist er dann oft eben so unmöglich zu mir.

Und langsam zweifle ich eben, ob diese Beziehung überhaupt noch einen Sinn hat. Irgendwo denke ich mir, ich wäre ohne ihn wohl besser dran. Aber ich habe die Kraft nicht, mit ihm Schluß zu machen. Ich liebe ihn, nach wie vor. Trotz allem was passiert ist. Ich glaube, wenn ich mit ihm Schluß machen würde, und ihn rauswerfen würde - ich würde selber noch viel viel weiter abstürzen. Im Moment geht es mir sowieso ziemlich schlecht, ich bin froh, daß ich es noch auf die Reihe bekomme, arbeiten zu gehen. Aber ich überlege schon die ganze Woche, ob ich nicht eine Woche Urlaub einreichen soll. Einerseits bin im Moment total am Ende, auch körperlich, habe ein extremes Erholungs- und Ruhe- und Verkriechen- Bedürfnis. Auf der anderen Seite bin ich mir nicht sicher, ob es mir besser gehen würde, wenn ich den ganzen Tag zuhause wäre. Ob ich dann nicht noch mehr in die Depression stürzen würde. Oder ob es nicht besser ist, wenn ich raus MUSS, und in die Arbeit fahren muß.

Ach irgendwie weiß ich im Moment scheinbar gar nichts mehr. Bin eben völlig neben der Spur. Auch das Schreiben hier ist so anstrengend, und ich musste mich unheimlich konzentrieren. Und jetzt merke ich daß ich mich schon gar nicht mehr konzentrieren kann. Tut mir leid!

Ich werde jetzt erst mal eine rauchen gehen. Ich hoffe daß ich dann wieder halbwegs in der Lage bin meinen Job weiter zu machen.

Viele Grüße
und Sorry wenn es sich chaotisch liest
Gina
gm1076
Beiträge: 142
Registriert: 15. Feb 2006, 14:15

Re: Kann er wirklich nicht???

Beitrag von gm1076 »

Ach so,
an Tom nochmal

Du hast gefragt, wie er sich in guten Phasen verhält.

Gute Phasen sind selten, und da verhält er sich auch unterschiedlich. Wenn er ein paar richtig gute Tage hat, dann ist er schon sehr lieb zu mir, sagt mir wie sehr er mich liebt, und wir können auch miteinander lachen und so. Geizig ist er leider auch an guten Tagen. Und auch an guten Tagen schlägt seine Stimmung immer wieder schlagartig in besch... um, und er hackt auf mir herum. Oder ist von einer Minute auf die Andere so gut wie nicht mehr ansprechbar und faucht mich an daß ich ihn doch gefälligst in Ruhe lassen soll.

Viele Grüße
Gina
Kudelka
Beiträge: 139
Registriert: 24. Jan 2006, 12:15

Re: Kann er wirklich nicht???

Beitrag von Kudelka »

als leidgeprüfter Sohn eines alkoholkranken Vaters, sieht mir das sehr schwer danach aus, als das er dich in einem abhängigen CO-Alkoholismusverhältnis hält, in dem du ausgenutzt wirst und was deine eigenen Depr bestimmt icht bessert. Mal direkt gefragt...was ist es wirklich was dich bei ihm hält ? denn positives finde ich nicht viel über ihn in deinen Beiträgen ....es ist ja eher ein seelisches Grausamkeitsszenario was du beschreibst
adelgunde
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Registriert: 10. Jan 2006, 11:48

Re: Kann er wirklich nicht???

Beitrag von adelgunde »

Liebe Gina,

ich kann Sonnenzimmer eigentlich nur beipflichten. Was hält Dich bei ihm? Bei mir waren es wohl ähnliche Situationen wie bei Dir: Ich hatte eine Mitbewohnerin, die zu Hause immer nur muffelig war. Wenn aber jemand von ihren Freunden anrief, dann war sie das Strahlen in Person. Ich kam mir extrem verarscht vor, weil sie auch noch behauptete, daß ich eine ihrer besten Freundinnen sei. Und dann nicht mal ein freundliches Gesicht auch für mich? Nee, mit mir nicht! Ich bin dann (erst nach 8 Jahren!!!) ausgezogen. So lange habe ich das mitgemacht. Und es ging ihr auch immer sooo schlecht. Keine Arbeit, kein Freund. Ja, anfangs hab ich sie bedauert, auch mit ihr geredet, sie aufgebaut. Jetzt schimpfe ich mich "blöde Kuh" dafür. Ich habe nämlich nichts davon zurückbekommen. Mit meinem Freund ging es mir ähnlich. Ich denke, daß er auch Alkoholiker ist. So genau konnte ich das nicht herausbekommen, weil er nicht regelmäßig trinkt. Er konnte auch mal sechs Wochen ohne auskommen. Deshalb war ich nie sicher. Ich habe auch immer - bei beiden - versucht, herauszubekommen, warum ICH nichts bekomme. Das ist, glaube ich, sinnlos. Ich bekomme nichts. Das ist der Knackpunkt. Ich bin ausgezogen und habe meinen Freund verlassen. Beides ist mir extrem schwer gefallen. Aber, holla, es geht mir besser. Und: mein Exfreund hätte mich jetzt gerne zurück. Endlich habe ich mal was von ihm bekommen. Aber ich glaube nicht, daß ich IHN zurückhaben will.

Meinst Du nicht auch, daß Du es verdient hast, etwas zurückzubekommen? Willst Du nicht lieber einen Mann haben, der Dir was gibt? Deiner tuts offensichtlich nicht. Hast Du schonmal versucht, ihn links liegen zu lassen? Soll er doch zusehen, wie er zur U-Bahn kommt, das ist schließlich SEIN Problem und Du bist doch nicht seine Mutter. Er muß sich ja überhaupt nicht darum kümmern, daß Du ihm mal was Gutes tust, kommt ja von alleine. Vielleicht wird das anders, wenn Du aufhörst, ihm Honig um den Bart zu schmieren?

LG
Inga
tommi
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Registriert: 22. Sep 2004, 17:38

Re: Kann er wirklich nicht???

Beitrag von tommi »

Liebe Gina,

mmh, ist es Liebe oder Abhängigkeit? Ich lese das vor allem aus diesem Absatz heraus:
>>>Und langsam zweifle ich eben, ob diese Beziehung überhaupt noch einen Sinn hat. Irgendwo denke ich mir, ich wäre ohne ihn wohl besser dran. Aber ich habe die Kraft nicht, mit ihm Schluß zu machen. Ich liebe ihn, nach wie vor. Trotz allem was passiert ist. Ich glaube, wenn ich mit ihm Schluß machen würde, und ihn rauswerfen würde - ich würde selber noch viel viel weiter abstürzen.
Was gibt dir die Sicherheit, dass du weiter abstürzen würdest?
Mir ist klar, dass du in deinem momentanen Zustand keine Entscheidung treffen solltest und kannst. Aber ich würde nach der Phase doch mal genauer hinschauen.

Ob depressiv oder nicht, eine Beziehung ist ein Geben und ein Nehmen (ich weiß nicht, wie oft ich das schon geschrieben habe ). Ich habe das Gefühl, dass du über einen langen Zeitraum mehr gibst, als du bekommst. Das ist nicht gut. Es müssen beide an der Beziehung arbeiten, damit sie gelebt werden kann.

Ich sehe zwei Probleme, die es auch in Zukunft schwer machen, dass sich bei euch etwas ändert. Seinen Alkoholismus und die Nichtbehandlung seiner Depressionen. Welches das eine oder andere ausgelöst hat, sei dahingestellt.

Es geht dir in der Beziehung nicht gut, was in meinen Augen auch verständlich ist. Also muss sich grundlegend etwas ändern.

Du schreibst, dass du in Therapie warst, warum machst du nicht weiter. Ich glaube, dass du jede professionelle Hilfe gebrauchen kannst, dann alleine findest du schlecht heraus.

Die wichtigste Person in deinem Leben bist du und du bist es Wert, dass es dir besser geht.

Liebe Grüße
Tom
Ingo
Beiträge: 35
Registriert: 23. Nov 2005, 13:08

Re: Kann er wirklich nicht???

Beitrag von Ingo »

Liebe Gina, ich glaube, Sonnenzimmer hat mit "Co-Abhängigkeit" ein wichtiges Stichwort gegeben. Guck mal bei Google.
Auch ohne Alkoholismus war ich lange in einer Beziehung, in der ich mich mehr um die Probleme meiner Ex kümmerte als um meine eigenen. Lange Zeit hatte ich einen Horror vor dem Ende Bez. musste dann aber feststellen, dass das Ende vor allem eine Befreiung von einer ständigen Überforderung war. Als dann Schluss war (sie hat sich getrennt) habe ich mich nicht nur wie eine "blöde Kuh" oder "Ochse" gefühlt, sondern deutlich schlimmer. Verstehe mich nicht falsch, ich sage nicht, Du sollst Dich von Deinem Freund trennen, dass kann ich nicht beurteilen. Ich denke nur, dass die Angst vor einer Trennung evtl. weniger begründet ist, als Du denkst. Wir Depris neigen dazu, an Dingen festzuhalten, auch wenn sie uns nicht gut tun, da wir Stabilität brauchen und suchen. Aber nicht alles was nach Stabilität aussieht, bietet diese. Ich denke wie Tom, Du bist die wichtigste Person in Deinem Leben. Liebe Grüße, Ingo
Data

Re: Kann er wirklich nicht???

Beitrag von Data »

Hallo Gina,

eigentlich wollte ich mich hier raushalten. Schon bei deinem ersten Posting habe ich bei mir gedacht, was für ein Schwachsinn, wozu existiert diese völlig destruktive Beziehung, die fast nichts positives mehr bietet. Und wieder diese selbstbetrügerische Suche nach Gründen in der (angeblichen) Depression des Partners...

Mittlerweile ist mir klar: Du selbst brauchst Hilfe. Du bist es, die sich nicht lösen kann, aus welchen Gründen auch immer (Helfersyndrom, Angst vorm Alleinsein), obwohl du eigentlich klar erkannt hast, dass du die Leidtragende bist und sich nichts zum Guten ändert. Das ist (auch) krank!

Dein Freund gehört vor die Tür gesetzt, ohne Wenn und Aber – einfach raus und Schluss. Nicht nur, dass man einem Alki kaum anders helfen kann, als ihn fallen zu lassen, nein, er liebt dich auch nicht, sondern benutzt dich nur. Und dass alles an seiner angeblichen Depression liegen möge, ist ein naiver Wunschtraum von dir. Und selbst wenn er depressiv sein sollte, so liegt es in seiner Verantwortung, sich um sich zu kümmern, sich helfen zu lassen. Vielleicht packst du es ja bald, das Notwendige zu tun, denn du verschwendest gerade kostbare Lebenszeit.

Keine Ahnung, mach irgendwas, geh zum Thera oder suche dir einen neuen Freund, rede vor allem mit anderen darüber. Hole dir Hilfe von außen, bevor du kaputt gehst in eurer kaputten Beziehung, wenn du es denn tatsächlich nicht allein fertig bringst, deinen Alki daran zu hindern, dir Leid zuzufügen und dir dein Leben zu zerstören.

Viele Grüße,
Data
gm1076
Beiträge: 142
Registriert: 15. Feb 2006, 14:15

Re: Kann er wirklich nicht???

Beitrag von gm1076 »

Hallo Ihr,

ja, ich weiß was Co-Abhängigkeit ist. In Bezug auf den Alkoholismus arbeite ich auch viel daran, möglichst nicht Co-Abh. zu sein. Ich habe von Anfang an viele Dinge nicht getan, die man als Co üblicherweise macht. Das wären z.B. ihm Alkohol mitbringen wenn ich einkaufen gegangen bin, für ihn lügen oder irgendetwas gerade biegen, oder ihm Verantwortung abnehmen und so weiter. Sicher bin ich in gewisser Weise Co-Abhängig. Ich versuche es so gut ich kann nicht zu sein.

Hier war jetzt zwei Mal die Frage, was mich denn bei ihm hält. Als erstes natürlich daß ich ihn liebe. Dann - wir haben auch sehr sehr schöne Zeiten zusammen, in denen wir uns supergut verstehen, sehr viel Spaß zusammen haben, und die Liebe gegenseitig wirklich groß und spürbar ist. Dann ist es auch so, daß er mich bei größeren Problemen noch NIE im Stich gelassen hat, egal wie schlecht es ihm in diesen Momenten ging. Wenn wirklich Not "an der Frau" war, egal in welcher Hinsicht, konnte ich immer auf ihn zählen, und ich weiß daß das auch jetzt nicht anders wäre. Wir wissen beide, daß wir uns wenn es wirklich "brennt", unbedingt aufeinander verlassen können, ohne wenn und aber.

Hallo Inga,

Dein Freund ist, soweit ich das aus Deinem Beitrag einschätzen kann, das was man "Quartalstrinker" nennt. Auch das ist eine Form des Alkoholismus, in der der Betreffende auch über lange Zeiträume hinweg ohne Alkohol auskommt.

Ja, du hast Recht, ich versuche auch nach wie vor herauszubekommen, WARUM so wenig zurück kommt. Wahrscheinlich hast Du auch Recht, wenn Du schreibst daß das sinnlos ist. Fakt ist, es kommt kaum etwas zurück. Und ja, vielleicht würde es mir nach einer Weile besser gehen, wenn ich von ihm weg gehe. Aber das ist nicht so einfach.

"Meinst Du nicht auch, daß Du es verdient hast, etwas zurückzubekommen? Willst Du nicht lieber einen Mann haben, der Dir was gibt?"
Doch, natürlich. Aber ich kriege diese blöde Hoffnung nicht tot, daß es vielleicht doch noch so wird. Er hat ja durchaus auch seine guten Seiten und auch gute Zeiten, in denen es dann wirklich sehr schön ist mit ihm.

Zum Thema links liegen lassen: Ich hatte schon oft die Schnauze voll und habe mir eben solche Dinge gedacht wie "Ist mir doch egal wie Du nach Deinen Sauftouren am Sonntag nach Hause kommst. Wenn Du zwei Tage saufen kannst, kannst Du auch mit dem Bus fahren..." und so weiter. Aber leider schaffe ich die Umsetzung nicht - frag mich nicht warum. Diese Frage hätte ich auch zu gern beantwortet. Vielleicht weil ich zu gutmütig bin?

"Er muß sich ja überhaupt nicht darum kümmern, daß Du ihm mal was Gutes tust, kommt ja von alleine."
Uff, ja, so gesehen hast du völlig Recht. Klar, ich mache ihm ja auch seine Brotzeit und fahre ihn zur U-Bahn wenn er mich am Abend vorher wie Sch... behandelt hat. Ich weiß daß ich ganz schön blöd bin. Irgendwie möchte ich ihm glaube ich beweisen, daß er auf mich zählen kann oder so. Und wahrscheinlich mache ich es auch, weil ich dann immer hoffe, daß doch mal Irgendetwas zurück kommen müsste. Vielleicht würde es wirklich anders werden, wenn ich damit mal aufhören würde. Oder besser gesagt KÖNNTE.

Hallo Tom,

ich glaube, es ist gerade bei der Kombination Depression/Alkohol eine Gratwanderung zwischen Liebe und Abhängigkeit. Gestern Abend hat es mal wieder gekracht, und er hat mir mitgeteilt, daß er bereits ab Heute bis Sonntag bei sich Zuhause schläft. Er möchte ein paar Tage seine Ruhe haben. Und er ist am überlegen, ob er nicht auszieht, ob er vielleicht doch Schluß macht. Erst einmal habe ich geschluckt, und irgendwo habe ich wirklich Angst, daß es jetzt vorbei ist, daß er Schluß macht und auszieht. Und das wäre für mich wirklich sehr schlimm. Aber trotzdem versuche ich jetzt, mir zu sagen daß mir die Tage bis Sonntag ohne Stress, Streit, schlechte Laune, Gemecker und Gemotze sicher auch gut tun werden. Und ich werde versuchen, es mir gut gehen zu lassen bis Sonntag. Sicher habe ich Angst vor seiner Entscheidung, aber vielleicht wäre es wirklich besser, wenn Schluß wäre. Ich weiß diesmal nicht, was er tun wird. Diesmal kann ich es überhaupt nicht einschätzen.

Du hast gefragt was mir die Sicherheit gibt, daß ich weiter abstürze, wenn Schluß ist - weil wir schon zwei mal so weit waren, daß es so gut wie vorbei war, und ich dann ganz ernsthaft Gedanken hatte, die ich hier wohl nicht schreiben kann.

Bei ihm waren als erstes die Depressionen da, er war ja auch mal bei einem Kinderpsychologen - habe ich glaube ich in meinem ersten Beitrag geschrieben. Der Alkohol kam erst später dazu, weil er es nicht mehr ausgehalten hat und das sich-betrinken für ihn die Einzige Möglichkeit war, sich aus dem ganzen Sch... mal auszuklinken. Seine Kindheit und Jugend war gelinde gesagt die Hölle.

Ja, im Moment denke ich schon daran, wieder in Therapie zu gehen. Es ist nur immer so schwer, einen passenden Therapeuten zu finden, der dann auch noch Abends nach 18:30 Termine macht und auch frei hat. Die Therapeutensuche ist für mich wie ein Spießrutenlauf. Und ich habe gerade Momentan das Gefühl, daß ich die Power, die Kraft dazu gar nicht habe. Ich bin Abends nach der Arbeit so fertig, daß ich es gerade noch schaffe, mir Etwas zu Essen in die Mikrowelle zu schieben oder Nudeln zu kochen oder so, und dann falle ich auf das Sofa und von dort aus ins Bett. Ich müsste so viel erledigen und bekomme es nicht auf die Reihe.

Naja, jetzt habe ich als Wichtigstes erst einmal vor, es mir bis Sonntag gut gehen zu lassen, so weit wie es halt möglich ist. Ich werde auch versuchen, so wenig wie möglich darüber nachzugrübeln, ob er denn nun Schluß macht oder nicht, das werde ich dann schon erfahren. Außerdem versuche ich mir einzureden, daß es wohl wahrscheinlich sowieso besser wäre. Denn ich habe glaube ich die Kraft dazu nicht. Ich will es ja eigentlich auch gar nicht. Nur wird es sich auf Dauer wohl nicht vermeiden lassen, wenn ich von meinem Leben auch noch etwas mehr haben möchte als ab und zu ein paar gute Tage und sonst nur schlechte Laune, Gemecker, einsame Wochenenden und meistens das Gefühl dem Menschen den ich liebe Nichts Wert zu sein. Außer es geschieht noch ein Wunder, aber daran glaube ich leider nicht mehr.

Vielen Dank Euch, es fällt mir zwar schwer, hier zu Lesen, und vor Allem das Alles zu schreiben, aber trotzdem tut es irgendwie gut. Und es tut gut, daß es Menschen gibt, die meine Gefühle verstehen. Bei meinem Freund habe ich das Gefühl daß er das nicht tut oder auch nicht kann.

Liebe Grüße
Gina
gm1076
Beiträge: 142
Registriert: 15. Feb 2006, 14:15

Re: Kann er wirklich nicht???

Beitrag von gm1076 »

Hallo Ingo,

ich hab meinen Beitrag schon abgeschickt, als ich Deinen gelesen habe. Das Thema Co-Abhängigkeit ist mir durchaus bewußt und ich sage auch nicht, daß ich es nicht bin. Es ist mir nur bewußt und arbeite dagegen an. Nur scheinbar mit ziemlich wenig Erfolg.

Was mich jetzt sehr zum Nachdenken bringt, ist Dein Satz "Wir Depris neigen dazu, an Dingen festzuhalten, auch wenn sie uns nicht gut tun, da wir Stabilität brauchen und suchen." Da werde ich wohl die nächste Zeit darüber nachdenken. Angst vor Alleine sein habe ich seltsamerweise überhaupt nicht. Ich habe auch schon alleine gelebt und das war überhaupt kein Problem. Ich kann auch gut alleine sein. Ist es vielleicht die Angst vor der neuen Situation? Was mir auffält, was mir durch den Kopf geht ist, daß ich denke "wieder so gekämpft, wieder verloren. Wieder neu anfangen müssen, wieder irgendwann etwas Neues anfangen, aufbauen, und dann? Wieder verlieren?" Ich glaube, ich habe einfach nicht mehr die Kraft wieder und wieder neu anzufangen, und die Angst daß es wieder daneben geht wird immer größer.

Ja, Du hast Recht - ich suche Stabilität. Stimmt. Vielen Dank, Du hast mir damit auf alle Fälle ein wenig weiter geholfen. Vermutlich hast Du auch damit Recht, daß ich irgendwann dann das Ende dieser Beziehung als Befreiung sehen könnte. Aber bis dahin müsste ich erst einmal kommen.


Hallo Data,

Dein Beitrag ist etwas heftig. Ich versuche so gut ich kann Dir zu antworten. Er ist depressiv (vom Arzt bestätigt). Ja, ich kann nicht loslassen, das Warum versuche ich gerade herauszufinden. Daß ich mir das Alles bieten lasse, und nichts dagegen unternehme, ist auch krank, da hast Du schon Recht. Ich denke daß es eine Mischung aus meiner Depression, Co-Abhängigkeit und Helfersyndrom ist.

Ja, sicher liegt es in seiner Verantwortung, sich um sich selbst zu kümmern. Leider ist er der Meinung, daß ihm Niemand helfen kann. An dieser Einstellung kann auch Keiner etwas ändern außer er Selbst. Und der Weg bis zu dieser Erkenntnis ist wohl noch sehr lang.

"... oder suche dir einen neuen Freund" - Wenn das so einfach wäre. Ich bin doch keine Maschine, die man einfach da absteckt und an einen anderen Anschluß wieder ansteckt. Darüber Reden - mache ich ja gerade hier. Hilfe von Aussen holen - siehe voriger Beitrag.

Meine Güte, bin ich froh, daß gerade jetzt so wenig los ist hier in der Arbeit. Dadurch kann ich wenigstens schreiben. Aber am Liebsten würde ich jetzt nach Hause fahren und mich in mein Bett verkriechen. Nach dem Streit gesten habe ich natürlich auch dementsprechend bescheiden und wenig geschlafen.

Viele Grüße
Gina
Data

Re: Kann er wirklich nicht???

Beitrag von Data »

Hallo Gina,

ja, was ich geschrieben habe, klingt sehr hart, aber ich sehe es tatsächlich so, dass es eine Veränderung zum Positiven nur dann geben wird, wenn du deinen Mann loslässt (und dir deiner eigenen Störungen bewusst wirst). Aber vielleicht irre ich mich ja auch. Denn plötzlich schreibst du, dass ja doch alles gar nicht so schlimm ist, es auch Zeiten gibt, wo "die Liebe gegenseitig wirklich groß und spürbar ist" und er dich "bei größeren Problemen" noch nie im Stich gelassen hat. Na, das hört sich doch gut an. Welche größeren Probleme gab's denn bei euch in letzter Zeit?

Ich glaube, du musst einfach noch bisschen weiterleiden, bevor du aufhörst, dir was vorzumachen. (Frauen können das wirklich gut! Ich frage mich nur zunehmend, warum. Liegt es tatsächlich daran, dass sie weniger egoistisch und leidensfähiger sind? Oder sind sie einfach nur zu feige, genau hinzuschauen, haben sie vielleicht gar noch mehr Angst vor dem Alleinsein [welche du ja aber gar nicht hast, siehe oben ] als wir Männer?) Ist halt meine Meinung, du musst sie nicht teilen.

Gruß, Data
Data

Re: Kann er wirklich nicht???

Beitrag von Data »

Noch mal hallo Gina,

bevor ich mich hier wieder ausklinke, möchte ich abschließend sagen, dass es im Prinzip doch unverantwortlich ist, anderen zur Trennung oder Fortsetzung ihrer Beziehung zu raten. Jeder muss selbst zu einer Erkenntnis kommen und darf seine Entscheidungen nicht (nur) aufgrund von Ratschlägen, Meinungen und Empfehlungen anderer treffen.

Andreas schrieb kürzlich in "Tinas Männerwelt 5": "Ein Therapeut kann Dir allenfalls helfen, dass Du selbst in die Lage kommst, die Dinge zu erkennen und dann ggfs. zu handeln; aber er hat nicht Deine Entscheidungen zu treffen!" Nun bin ich zwar kein Therapeut, aber im Prinzip gilt das wohl auch für alle anderen "Umstehenden", wenn jemand über seine Beziehungsprobleme redet.

Deshalb möchte ich noch mal ausdrücklich sagen, dass meine obigen Beiträge nur meine eigene, ganz persönliche Meinung widerspiegeln und dich nun keinesfalls verleiten sollen, deine Beziehung zu beenden. Und es war auch das letzte Mal, dass ich mich diesbezüglich so anmaßend geäußert habe.

Ciao, Data
gm1076
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Re: Kann er wirklich nicht???

Beitrag von gm1076 »

Hallo Data,

ich habe nicht geschrieben daß alles gar nicht so schlimm ist. Ich habe nur auf die Frage versucht zu antworten, warum ich ihn liebe. Natürlich gibt es auch gute, schöne Zeiten. Du fragst, welche Probleme es gab, wo er mich nicht im Stich gelassen hat - da kann ich Dir gerne ein paar Beispiele nennen.

Z.B.
als ich operiert worden bin (ambulant) hat er mich gefahren, hat den ganzen Tag im Krankenhaus an meinem Bett gewartet, bis ich nach Hause durfte. Er hat sich dann auch weiterhin um mich gekümmert, alles gemacht so lange bis ich wieder so weit war, selber Etwas machen zu können.

Als ich letztes Jahr sehr krank war, hat er mich nicht einmal alleine zum Arzt gehen lassen, ist jedesmal mitgekommen. Er hat auch in dieser Zeit alles Mögliche gemacht, hat mich versorgt, gekocht, Medikamente geholt, sich um die Wohnung gekümmert.

Als mein Vater schwer krank wurde, war er für mich und für ihn da, hat mich zu ihm ins Krankenhaus gefahren, ist mit mir bis zu seiner Reha gefahren, ist auch sonst immer da, wenn mein Vater Hilfe braucht.

Wenn mein Auto kaputt ist, fährt er mich, besorgt Ersatzteile, repariert, soweit er es halt kann.

Und so weiter.

Ich glaube ich komme gerade langsam aus dem Stadium heraus, in dem ich mir etwas vormache bzw. gemacht habe. Sonst würde ich doch nicht darüber nachdenken, ob es mir ohne ihn nicht vielleicht besser gehen würde. Und Angst vor dem Allein sein habe ich wirklich nicht.

Natürlich kann mir niemand die Entscheidung abnehmen. Entscheidungen treffen muß man immer selbst. Außer man wird vor vollendete Tatsachen gestellt - z.B. wenn der Partner Schluß macht. Eine Beziehung beende ich sicher nicht, nur weil Jemand sagt ich solle das sofort tun. Ich höre mir an - bzw. lese - was die Menschen mir zu sagen haben, denke darüber nach, und treffe dann meine eigenen Entscheidungen.

Ich habe gemerkt, daß mir das Schreiben hier schon hilft, Manches klarer zu sehen, und auch die Beiträge der Leute hier sind interessant und helfen mir, anzufangen manche Dinge aus einer anderen Sicht zu sehen. Oder es zumindest zu versuchen.

Viele Grüße
Gina
gm1076
Beiträge: 142
Registriert: 15. Feb 2006, 14:15

Re: Kann er wirklich nicht???

Beitrag von gm1076 »

Hallo Ihr,

im Moment fahre ich gefühlsmäßig Achterbahn. Ich habe ja geschrieben daß es am Mittwoch mal wieder gekracht hat, und daß er seine Ruhe haben will und bis Sonntag bei sich zuause schläft. Naja, ich habe bis jetzt nichts mehr von ihm gehört, und mir geht es nicht gerade gut dabei.

Ich fühl mich so zerrissen, mein Kopf meint etwas ganz anderes als meine Gefühle wollen. Das ist ein fürchterlicher Zustand. Auf der einen Seite versuche ich, mir das einzureden, was mein Verstand sagt - nämlich daß es für mich wohl besser wäre, wenn es vorbei wäre. Auf der anderen Seite sind meine Gefühle, und die sprechen eine ganz andere Sprache. Ich bin wahnsinnig traurig, ich vermisse ihn so, ich wünsche mir daß er da wäre, ich würde so gern heute abend nach hause fahren und wissen daß er da ist und daß alles ok ist und wir uns zusammenkuscheln und miteinander einschlafen können. Ich wünsche mir daß er sich bald beruhigt und wieder kommt und denke gleichzeitig, daß das falsch ist. Mann ist das ein bescheuerter Zustand. Ich sitze hier in der Arbeit und vorhin bei dem Lied "If Tomorrow Never Come" bin ich raus weil ich angefangen habe zu Heulen.

Irgendwie denke ich, ich bin doch total bescheuert. Aber ich komme gegen diese Gefühle einfach nicht an. Was mein Kopf sagt ist gut und schön - aber was soll ich denn nur gegen diese Gefühle machen???

Mittags habe ich ihm eine SMS geschrieben, ganz belanglos gefragt wie es ihm geht und so, und jetzt sitze ich wie auf Kohlen und warte auf eine Antwort. Die vermutlich nicht kommen wird. Und das alleine macht mich schon fertig. Ich bin doch bescheuert.

Bitte Hilfe! Wie komme ich gegen diese Gefühle an??? Was kann/soll ich denn nur machen? Am liebsten würde ich mich jetzt zuhause verkriechen und nur noch Heulen. Oder zwei, drei Schlaftabletten nehmen und am Liebsten tagelang durchschlafen. So lange bis "es" vorbei ist.

Ach Sch... jetzt kommt auch noch "Streets Of Philadelphia" im Radio. Ich werde das Teil jetzt ausmachen, die Tränen kullern nämlich schon wieder.


Liebe Grüße
Gina
Ingo
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Re: Kann er wirklich nicht???

Beitrag von Ingo »

Liebe Gina, tut mir leid, dass es Dir gerade so schlecht geht.
Es ist etwas unglücklich, dass wir im Forum über Deinen Freund eigentlich gar nichts sagen können, da wir ihn nur aus Deinen Erzählungen kennen...
So können wir gar nicht beurteilen, ob er Dich absichtlich so zappeln lässt; es vielleicht gar nicht bemerkt, wie es Dir geht, da zu sehr mit sich selbst beschäftigt ist; oder ob es ihm egal, was er bei Dir auslöst. Auffällig ist die scheinbar sehr schiefe Verteilung von Macht, die ihr über den jeweils anderen habt: Du kannst nur warten. (Ich weiß nicht, in wie weit auch das mit der Co-Abhängigkeit begründet werden kann, da Du evtl. zuviel Rücksicht auf seine Bedürfnisse nimmst und hoffst, er wird Deine schon sehen und berücksichtigen. Dieses Hoffen in einer Beziehung kenne ich auch ohne Co-Abhängigkeit und habe damit eine Riesenenttäuschung erlebt.)

Da Du offensichtlich vom Verstand her eine Trennung richtig findest, frage ich mich, warum die Gefühle so anders reagieren?
So merkwürdig es klingt, wenn man Menschen fragt, warum sie mit ihrem Partner zusammensein wollen, kommen nicht selten Antworten, die mit der betreffenden Person überhaupt nichts zu tun haben. Ein Beispiels wäre, Deine geäußerte Frusttration, wieder von vorne anfangen zu müssen, nach dem Du soviel in diese Beziehung gesteckt hast. Verstehe mich nicht falsch, ich will Dich nicht von einer Trennung überzeugen, doch ist mir aufgefallen, dass das was Du als positiv beschrieben hast, auch von sehr vielen anderen gemacht werden kann. Mehr als einen Führerschein solltest Du von Deinem Liebsten erwarten . Bspw. mag ich an meiner Freundin, dass sie manchmal so unglaublich albern ist, dass ich Tage später noch darüber lachen kann. Das schafft sonst keine! Ein paar von Dingen, die für Dich einmalig und bedeutsam sind, sollte auch Dein Freund aufweisen, sonst hat er möglicherweise eine Bedeutung für Dich, die auch X andere haben könnten. Womit wir wieder beim Stichwort "Stabilität" wären.
Liebe Grüße, Ingo
gm1076
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Re: Kann er wirklich nicht???

Beitrag von gm1076 »

Hallo Ingo,

es kann gut sein, daß er mich nicht absichtlich zappeln lässt, wie Du es beschreibst. Ich kenne das schon von ihm, daß er manchmal wirklich vor lauter Depression nicht mehr viel um sich herum wahr nimmt oder wahr nehmen kann. In solchen Phasen muß ich oft viele Dinge zwei oder drei mal sagen, weil er dann dasitzt, mich wie ein Auto anschaut, und irgendwie scheinbar nur mitbekommen hat daß ich mit ihm rede, aber erst beim zweiten Mal in der Lage ist, das was ich sage, auch aufzunehmen. Vielleicht ist es diesmal aber auch etwas von Beidem, da wir uns ja gestritten hatten.

Du hast wahrscheinlich schon Recht, wenn Du schreibst daß ich zuviel Rücksicht auf ihn nehme, und selber nur warte und hoffe daß er auf meine Bedürfnisse eingeht. Ich weiß schon, daß ich Einiges ändern sollte. Aber die Umsetzung fällt mir irgendwie so schwer. Ich kenne es von Zuhause nicht anders, als daß die Frau (also meine Mama) immer nur zurück gesteckt hat, und immer nur geschaut hat daß es uns gut ging, und nie was für sich getan hat. Soweit habe ich es in der Therapie schon heraus gefunden, daß ich unbewußt das nachlebe, was mir so viele Jahre Zuhause vorgelebt wurde. Nur zwischen erkennen und ändern können liegen Welten. Gerade wenn man depressiv ist, fallen einem solche Veränderungen sehr schwer finde ich.

Ja, ich frage mich auch, warum meine Gefühle und mein Kopf so gegeneinander arbeiten. Ich weiß es nicht.

Natürlich mag ich an ihm auch noch viele andere Dinge. Ich habe in dem Beitrag den Du vermutlich meinst, ja nur Data geschrieben, in welchen Situationen er für mich da war. Ich mag z.B. daß wir oft den gleichen schrägen Humor haben, ich mag seine ruhige Art, ich fühle mich beschützt, wenn ich mit ihm unterwegs bin, ich fühle mich unheimlich geborgen wenn ich in seinen Armen liege, ich mag seine fürsorgliche Art wenn ich krank bin, ich mag sein Lächeln, seine Zärtlichekit, daß wir die gleiche Musik mögen, daß wir bei so vielen Dingen die gleichen Ab- bzw. Zuneigungen haben, seine Hilfbereitschaft, daß wir oft zugleich das Selbe denken und so weiter.

Das sind doch die Dinge, die Du gemeint hast? Er war immer etwas Besonderes für mich. Das wird er auch sein, wenn Schluß sein sollte denke ich.

Mit dem Wunsch nach Stabilität hast du ganz sicher Recht, natürlich habe ich diesen Wunsch auch. Habe ich Dir glaube ich schon geschrieben. Ich danke Dir nochmal für diesen Denkanstoß! Ja, ich möchte, daß endlich einmal etwas "bleibt".

Naja, ich werde versuchen, mich nach der Arbeit aufzuraffen und in mein Stamm-Pub zu fahren. Dort treffe ich viele nette Leute und bin abgelenkt und kann mich nett unterhalten. Ich weiß ja, wenn ich es schaffe mich aufzuraffen, und hinfahre, tut es mir gut. Aber gerade wenn ich so durch den Wind bin und mir auch irgenwo so nach verkriechen ist, fällt das sehr schwer. Aber ich werde es versuchen.

Danke Dir daß Du mir geschrieben hast. Leider habe ich so niemand mit dem ich so offen darüber reden kann. Und schreiben fällt mir auch wesentlich leichter als reden.

Liebe Grüße
Gina
Ingo
Beiträge: 35
Registriert: 23. Nov 2005, 13:08

Re: Kann er wirklich nicht???

Beitrag von Ingo »

Ja, sowas, wie den gleichen schrägen Humor, meinte ich.

Eines ist mir jetzt aber doch noch aufgefallen: Du schreibst, Du magst "seine fürsorgl. Art, *wenn* Du krank bist." Du bist doch aktuell krank, schon vergessen?

Heute nach der Arbeit in den Pub, hört sich super an! Mach' es! Wird hier im Forum abgefragt, ob Du Dir einen schönen Abend gemacht mit Freunden gemacht hast!
Liebe Grüße, Ingo
tommi
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Registriert: 22. Sep 2004, 17:38

Re: Kann er wirklich nicht???

Beitrag von tommi »

Liebe Gina,

Gefühle kann man nicht einfach abstellen und ich verstehe deine Zerissenheit. Die Frage ist, ob dich deine Gefühle nicht eher täuschen?

Bei dir ist ein Wunschdenken zu erkennen. Du sehnst dich nach ihm, willst seine Nähe spüren, wilst seine Liebe fühlen. Frage dich mal, was wäre, wenn er zu Hause ist, wenn du von der Arbeit kommst. Bekommst du dann alles, was du dir wünschst? Oder sieht es nicht eher aus, dass er dich dann anmotzt, dich runter macht... ?

Du schreibst auch, dass er dich extra zappeln lässt. Er nimmt also in Kauf, dass es dir schlecht geht, nur damit er seine Macht ausspielen kann, er dich so gefühgig macht? Das soll dann Liebe sein?

Du sagst, du hast erkannt, dass deine Verhaltensweise dir von deiner Mutter vorgelebt wurde. Das ist richtig, jeder ist von seinen Eltern geprägt worden. Du willst daran was ändern, kannst es aber nicht umsetzten. Ich glaube dass es schwierig ist, in deiner jetzigen Beziehung dich zu ändern, weil die Machtverteilung, die Ingo angesprochen hat nicht im Gleichgewicht ist. Wenn du dich änderst, heißt dass, dass auch er sich ändern müsste, wenn die Beziehung weiter laufen soll. Aber ihm geht es doch gut in eurer Beziehung, er kann machen was er will und darauf vertrauen, dass du alles mitmachst. Also wirst du von ihm nicht die nötige Unterstützung für die Veränderung bekommen.
Das sind so meine Gedanken dazu.

Ich hoffe, du hast mit deinen Freunden einen schönen Abend, den du auch wirklich nötig hast.

Gruß
Tom
gm1076
Beiträge: 142
Registriert: 15. Feb 2006, 14:15

Re: Kann er wirklich nicht???

Beitrag von gm1076 »

Hallo Ingo,

jetzt wollte ich Dir meinen "Wochenend-Bericht" hier einstellen, habe einfach drauf los geschrieben, und dann festgestellt daß er viel zu lang geworden ist. Also habe ich alles noch einmal gelöscht und versuche es jetzt etwas kürzer zu schreiben. Ich hoffe es ist trotzdem verständlich...

Also am Freitag habe ich mich aufgerafft und bin ins Pub gefahren. Kurz nachdem ich da war kam auch mein Freund. Er hatte zwar Sehnsucht nach mir, war aber auch noch sauer wegen dem Streit. Leider hatte er schon etliche Bier intus. Dementsprechend hat er auch wieder Streit gesucht, aber ich habe versucht, möglichst nicht darauf einzugehen. Allerdings hat er noch soweit klar denken können, daß zwischendrin dann der Satz kam "Ich hätte nicht herkommen sollen, das war ein Fehler. Das bringt nichts, ich bin einfach noch zu angepisst." Wie wahr... Er meinte auch noch, daß ich morgen (also am Samstag) alleine auf das Konzert gehen soll, er hätte keinen Bock mit mir dort hin zu gehen. (Wir haben die Karten schon seit etlichen Wochen).

Als er mir dann mit noch einem Bier mehr ein paar Bosheiten an den Kopf geworfen hat, habe ich nur zu ihm gesagt "Wenn das so ist, dann sollten wir es wohl besser einfach ganz bleiben lassen.", und er meinte dann "Wird wohl besser sein". Ich habe das ganze Gerede aber nicht sonderlich ernst genommen, da ich das schon kenne daß er ab einem gewissen Pegel nur noch Mist redet. Er ist dann kurz darauf gegangen, und ich habe mich zusammen gerissen und versucht, mir noch einen schönen Abend zu machen, aber so richtig war das natürlich nicht mehr möglich. Ich bin trotzdem bis zum Schluß geblieben, und habe mich auch noch nett unterhalten - auch wenn es mir ein wenig schwer gefallen ist. Trotzdem tut der Kontakt mit den Leuten dort gut.

Der Samstag war dann interessant.
Am Samstag ging es mir erst einmal körperlich total schlecht, mein Kreislauf war völlig im Eimer, und ich war trotz genügend Schlaf hundemüde, hatte Kopfschmerzen und auch so hat mir ziemlich Alles weh getan. Mittag haben wir dann telefoniert, und er hat gesagt, daß wir uns um 18 Uhr an der U-Bahn treffen sollen, und dann gemeinsam auf das Konzert gehen. Ich habe ihm dann gesagt, daß es mir nicht gut geht, und daß ich noch gar nicht weiß, ob ich das überhaupt schaffe, und ob ich da überhaupt hingehe. Er hat dann gemeint, ich sollte auf alle Fälle zur U-Bahn kommen, falls ich es wirklich nicht packen sollte, würde er versuchen, meine Karte noch für mich zu verkaufen, aber ich solle es doch versuchen, er wäre ja da und er würde auch gut auf mich aufpassen und mich keine Minute aus den Augen lassen. Er hat auch gemeint, ich solle mich doch nochmal ein wenig hinlegen und ausruhen und vielleicht ein wenig schlafen, und das habe ich dann auch gemacht.

Um 16:40 hat er dann sogar nochmal angerufen, damit ich (falls ich eingeschlafen sein sollte) auch nicht verschlafe - was beinahe passiert wäre. Erst konnte ich lange nicht einschlafen, und dann bin ich total fest eingeschlafen, und ca. 5 Minuten bevor er angerufen hat, erst wieder aufgewacht. Danach ging es mir besser, ich habe dann noch etwas für meinen Kreislauf eingenommen, und bin losgefahren. Wir haben uns getroffen, und sind zusammen auf das Konzert. Er war wieder ganz "normal", war auch nüchtern. Er hat auch nur zwei Bier getrunken, und das über einen Zeitraum von fast 6 Stunden. Das Konzert war toll, auch wenn es für mich super anstrengend war. Aber es hat sich gelohnt! Es war klasse!

Nach dem Konzert dachte ich, daß er dann noch weiter weg geht, aber er wollte gar nicht, er wollte mit nach Hause. Hat mich zwar gewundert, aber ok, von mir aus, so lange er so gut wie nüchtern ist. Gestern war dann ein ganz normaler, ruhiger Tag, ohne Gestreite, ohne Stress. Wir hatten zwar noch keinen großen körperlichen Kontkakt, aber es war von der Stimmung her alles ok.

Liebe Grüße
Gina
gm1076
Beiträge: 142
Registriert: 15. Feb 2006, 14:15

Re: Kann er wirklich nicht???

Beitrag von gm1076 »

Hallo Tom,

Du schreibst "Frage dich mal, was wäre, wenn er zu Hause ist, wenn du von der Arbeit kommst. Bekommst du dann alles, was du dir wünschst? Oder sieht es nicht eher aus, dass er dich dann anmotzt, dich runter macht...?"

Was passiert wenn ich von der Arbeit komme, hängt davon ab, wie es ihm geht und auch wie es mir geht. Wenn er sehr depressiv ist, kann er natürlich nicht so auf mich zugehen, wie ich mir das wünsche. Angemotzt und runter gemacht werde ich hauptsächlich nur, wenn er zuviel getrunken hat, und in diesem Zustand gehen wir uns wohlweislich aus dem Weg. Natürlich streiten wir auch mal, wenn er nichts getrunken hat, aber das tun "Normale" Paare auch.

Wenn es ihm einigermaßen gut geht, bekomme ich schon weitgehend das was ich mir wünsche. Ich darf hier nicht nur mit meinen Maßstäben messen und nur sehen, was ICH brauche und möchte. Ich denke, daß meine Ansprüche in Bezug auf Kuscheln, in den Arm genommen werden, Festgehalten werden etc. gerade wenn es mir nicht so gut geht, doch sehr sehr hoch sind, und das nicht dem "Normal" entspricht. Außerdem muß ich auch berücksichtigen, was er durch seine Depression gerade in der Lage ist, zu geben. Und ich muß auch sehen, daß sich die Depression bei uns zum Teil sehr unterschiedlich äußert: Ich bin dann extrem anlehnungsbedürftig, und brauche Halt und Geborgenheit und will in die Arme genommen werden, brauche Ansprache. Und bei ihm ist es genau Anders herum. Er kann dann keinerlei körperlichen Kontakt ertragen, möchte nur in Ruhe gelassen werden, nicht angefasst werden, sich nicht unterhalten, am liebsten nur in den Fernseher starren oder so. Ich denke, daß viele unserer Probleme auch daher kommen könnten, ich stelle dann wohl zu hohe Ansprüche, erwarte zuviel, und er ist dann noch frustrierter, weil er es mir nicht geben kann, und ich bin frustriert weil ich es nicht bekomme.

Er fühlt sich dann bedrängt, reagiert mit Abwehr und noch mehr Rückzug, und ich fühle mich noch mehr zurück gewiesen und abgelehnt. Das kann ich aber dann in diesen Momenten nicht vom Verstand her verarbeiten, sondern fühle nur noch, und das steigert meine "Weltuntergangsstimmung" noch mehr. Wenn es mir etwas besser geht, und mein Verstand wieder mit arbeitet, so wie jetzt, kann ich die Dinge auch anders sehen. Ich weiß, daß sich dieser Beitrag sicher ganz anders liest, als die Beiträge von letzter Woche - das liegt glaube ich daran, daß es mir Heute von der Depression her besser geht, und ich wieder den Verstand mit einbeziehen kann.

Heute ist zum Glück für mich ein Tag, an dem es mir "relativ gut" geht. Ich kann nicht sagen, warum oder so, ich habe im Laufe der Jahre nur gemerkt, daß meine Depression in so einer Art "Wellen" verläuft. Mal geht es mir besser, mal schlechter, mal sehr gut, mal unbeschreiblich schlecht. Das hat keinen bestimmten Rhytmus, die Intervalle sind total unterschiedlich. Manchmal schwankt es von Tag zu Tag, manchmal bin ich über Wochen stabil oder über Wochen ganz weit unten. Ich habe keine Ahnung ob das "normal" oder besser gesagt bei einer Depression der "übliche" Verlauf ist.

Ich möchte nichts "schönreden" oder so, ich weiß daß es durch seinen Alkoholismus und seine Trinkerei wohl auf Dauer nicht gut gehen kann, wenn er nichts dagegen unternimmt. Depressionen allein sind schlimm genug, und Alkoholismus alleine auch, und durch Beides gehen viele Beziehungen kaputt. Und Beides zusammen ist wohl die Garantie dafür daß die Beziehung zum Scheitern verurteilt ist. Vor allem, wenn ein Partner weder gegen die Depressionen noch gegen den Alkohol etwas unternimmt. "Nur" am Wochenende zu trinken, und sich dann aus dem Weg zu gehen, nur damit es "nicht kracht" ist auch keine Lösung, das ist mir durchaus klar.

Aber ich liebe ihn noch, und eine Beziehung zu beenden, wenn man den Partner wirklich noch liebt, ist wahnsinnig schwer. Und ich sage ganz ehrlich, daß ich nicht die Kraft dazu habe.

Ach ja, ich habe am Samstag eine ganz liebe Bekannte getroffen, die Psychologin ist, allerdings nicht mehr direkt in diesem Bereich arbeitet. Sie weiß soweit Bescheid, daß ich depressiv bin, bereits in einer Klinik war und eine Therapie gemacht habe. Ich habe dann meinen ganzen Mut zusammen genommen, und sie gefragt, ob sie vielleicht einen Therapeuten (tiefenpsychologisch) für mich wüsste, da ich wieder in Therapie gehen möchte weil noch so viel da ist zum aufarbeiten. Sie hat gemeint, ihr Onkel wäre praktizierender Psychologe und Therapeut und sie würde ihn ansprechen - entweder hätte er evtl. selbst Termine frei, oder er kann mir ein paar gute Therapeuten nennen, ich müsste halt ein wenig Geduld haben. Aber die braucht man bei der Therapeutensuche sowieso.

Viele liebe Grüße
Gina
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