Depression im Ref. - und danach ???

Antworten
ghana
Beiträge: 686
Registriert: 6. Feb 2006, 20:22

Depression im Ref. - und danach ???

Beitrag von ghana »


Vielleichts gibt's hier im Forum ja Leute, die das Gleiche erlebt haben und eventuell schon etwas weiter sind wie ich ...

Vor zwei Jahren habe ich gegen Ende meines Studiums eine erste depressive Episode durchgemacht. Ich habe für 6 Monate Praroxetin genommen, was echt geholfen hat und konnte das Studium dann auch problemlos abschließen. Eine Verhaltenstherapie habe ich auch gemacht; allerdings meinte mein Therapeut bereits nach zwölf Sitzungen, dass das jetzt genügen würde.
Ich selber fühlte mich zwar gut, hatte aber überhaupt nicht das Gefühl, dass ich mich irgendwie verändert hätte.

Vor einem Jahr habe ich mein Referendariat begonnen. Das lief dann bereits nach wenigen Monaten so:
heftige Klasse + schwierige Beziehung zu meinem Mentor + üblicher Stress im Ref. + mein Perfektionismus + zunehmende Angst vor einer weiteren depressiven Episode = weitere depressive Episode
Nachdem ich kurz vor dem Abbruch stand hab ich meine Abneigung gegenüber Psychiater und ADs zurückgestellt. Wieder mit Hilfe von Paroxetin gings bergauf und im Moment läuft auch alles recht gut.


JETZT ABER MEINE GROßE SORGE UND FRAGE

Ich hab schon von mehreren Junglehrern gehöhrt, dass die ersten Jahre im Berufsleben noch stressiger seien als das Ref. Das glaub ich auch gerne, wenn ich da an das höhere Deputat und die größere Verantwortung denke ...
Jetzt hab ich halt Angst, dass bei mir in den ersten Berufsjahren die Depression wieder an die Tür klopft.
Ich bin zwar wieder in Therapie (bei einem anderen, mit dem ich eigentlich auch super zurecht komme), aber ich hab wenig Hoffnung, dass ich mich grundlegend ändern kann.

Und dann zweifel ich auch immer, ob ich es überhaupt verantworten kann, Lehrerin zu werden. ICH soll Kinder darauf vorbereiten, ihr Leben verantwortungsvoll und zuversichtlich anzugehen - und krieg das selbst nicht auf die Reihe ?!

Würde mich auf Antworten (auch von nicht Refs und Junglehrern) sehr freuen.

LG
ghana
"Am dunkelsten ist es immer vor der Dämmerung." (Eoin Colfer)
Kroki
Beiträge: 814
Registriert: 15. Mär 2004, 17:50

.

Beitrag von Kroki »

ghana
Beiträge: 686
Registriert: 6. Feb 2006, 20:22

Re: Depression im Ref. - und danach ???

Beitrag von ghana »

Hallo Kroki,

danke für deinen Tipp . Ich habe gleich mal in den thread reingeschaut.
Allerdings finde ich mich da nicht wirklich wieder. Leistungsverweigerung ist bei mir nüscht - außer man sieht depressive Episoden als unbewusste Leistungsverweigerungen. Da muss ich mal drüber nachdenken.

Oh weh, deine Erkenntnis beunruhigt mich schon etwas. Hast du denn einen anderen (Berufs-)Weg gefunden? Ich habe mich schon auf dem Arbeitsamt beraten lassen, aber in Deutschland ist es recht schwer, mit dem Lehramtsstudium irgend etwas anderes anzufangen als Lehrer zu werden. Außer natürlich, man geht in irgendeine Firma und verklickert denen, was man doch für ein toller Kerl ist und was man alles drauf hat. Ist leider gar nicht mein Ding...

LG

Stefanie
"Am dunkelsten ist es immer vor der Dämmerung." (Eoin Colfer)
Kroki
Beiträge: 814
Registriert: 15. Mär 2004, 17:50

.

Beitrag von Kroki »

ghana
Beiträge: 686
Registriert: 6. Feb 2006, 20:22

Re: Depression im Ref. - und danach ???

Beitrag von ghana »

Liebe Kroki,

vielen Dank auch für diese Tipps.
Ups, offenbar hab ich dir zu Unrecht in Gedanken unterstellt, dass du Schweizerin bist (wegen deinem ID!).

Ich hoffe, dass es mit deiner Stelle doch noch klappt. So Finanzierungsfragen werden ja oft ganz kurzfristig entschieden. Man sitzt dann halt leider wie auf Kohlen. Ich drücke dir auf alle Fälle die Daumen!

Mein Problem mit einer Alternative zum Lehrerberuf ist auch, dass ich immer, wenn ich in der Phase bin, dass ich denke, ich pack das Lehrersein nicht gleichzeitig davon überzeugt bin, dass ich auch keinen anderen annähernd qualifizierten Job machen kann. Dann denke ich über irgendwelche Aushilfjobs nach, wo ich nicht viel falsch machen kann. Und auf der anderen Seite kann ich mir DAS dann auch wieder nicht vorstellen. Bis jetzt hatte ich eigentlich immer Traumnoten (Einbildung is auch ne Bildung! ) und das kann ich doch nicht einfach verschwenden .

Verwirrte Grüße

Stefanie
"Am dunkelsten ist es immer vor der Dämmerung." (Eoin Colfer)
Lioness
Beiträge: 1911
Registriert: 29. Mai 2005, 23:21

Re: Depression im Ref. - und danach ???

Beitrag von Lioness »

Hallo Stefanie, hallo Kroki,

habe Eure Threads gelesen und möchte Euch dazu ein wenig von mir berichten (meine Geschichte findet Ihr im Thread "Und noch ein Neuzugang - Hallo!")

Ich bin Seiteneinsteigerin in das Lehramt - d.h., ich habe ein Magisterexamen, das mir als 1. Staatsexamen anerkannt wurde, und mache das Referendariat in NRW, mit ursprünglich wesentlich mehr Stunden (21 Stunden eigenver- antwortlicher Unterricht, keine Mentoren), allerdings auch deutlich besserer Bezahlung. Vorher hatte ich - auch in NRW - bereits 2 Jahre eine EZU-Vertretung an einer Realschule mit 22 Stunden. Bereits da war bei mir eine Angsterkrankung diagnostiziert, und ich war in Therapie. Diese zwei Jahre ohne jegliche Ausbildung nebenher waren sehr anstrengend; aber schon im 2. Schuljahr hatte die Belastung deutlich nachgelassen: ich kannte Schüler und Kollegen, die Abläufe und Routinen, und konnte auch auf U-Entwürfe und Materialien aus dem ersten Jahr zurückgreifen (hatte im ersten Jahr 2 Klassen 8 und 2 Klassen 9 in Englisch, und im nächsten dann 2 Klassen 9, eine Klasse 10 und eine Klasse 5, die sogar als Klassenlehrerin). Und mir war in diesen 2 Jahren (nach mehreren Jahren Erwachsenenbildung an VHS, Sprachschule, Projektarbeit) klar geworden, dass Lehrerin zu sein mein Ding ist. Genau das ist der springende Punkt: ich für mich habe festgestellt, dass bei allen negativen Aspekten genug Idealismus in mir steckt, diesen Weg weiterzugehen. Aber das kann natürlich jede und jeder nur für sich selbst feststellen, das kann einem keiner abnehmen!

Also entschied ich mich, diesen Weg weiterzugehen (siehe mein Thread, sorry, ich weiß nicht, wie ich den Link dazu hier rein kopiere...) - und erlitt kläglich Schiffbruch, inklusive heftige schwere depressive Episode. Es dauerte Monate, bis die Versetzung klar und ich einigermaßen stabil war. Aber im Moment läuft alles ganz gut! Wichtig war vor allem eine Stundenreduzierung auf 14 Stunden eigenverantwortlichen Unterrichts.

Stefanie, ich möchte Dir so gerne etwas von der Angst der Verantwortung nehmen! Du fragst Dich, wie Du Lehrerin sein kannst, wenn Du selber mit Dir nicht klarkommst? Schau Dich mal genauer im Kollgegium um! Ich gehe jede Wette ein, dass dort auch etliche KollegInnen die eine oder andere, mehr oder weniger ausgeprägte "kleine Macke", willsagen Unsicherheit, Neurose, Spleen oder wie immer man das auch nennen will, haben! Wir alle kochen nur mit Wasser. Kein Lehrer, keine Lehrerin ist der oder die völlig selbstsichere, in sich ruhende, von keinen Zweifeln geplagte und über alle Ängsten erhabene SuperpädagogIn! UND, GANZ WICHTIG: Wer psychisch erkrankt ist, eine Therapie macht und an seinen Knackpunkten arbeitet, ist allen anderen einen großen Schritt voraus, verfügt über eine Lebenserfahrung und die Fähigkeit zur Selbstreflexion, die auch den Schülern zugute kommt.

Deine Angst vor der Rückkkehr einer depressiven Episode kenne ich sehr gut und kann sie daher absolut nachvollziehen. Mir ging es zuletzt im Dezember schlecht, jeder Tag war ein neuer Kampf gegen den Grauschleier auf meiner Seele..... Dennoch bin ich weiter zur Schule gegangen, habe auf halbe Kraft geschaltet.

Ich möchte Dir einfach Mut machen, diesen Weg weiterzugehen. Versuche Deine Zukunftsängste für den Moment abzugeben (leicht gesagt, ich weiß) und nimm jede Woche einzeln für sich als Herausforderung. Es gibt so viele von uns, die depressiv sind! Konträr zu dem, was Du gehört hast, empfinden alle, die ich spreche, in Nachhinein das Referendariat als anstrengendste, ätzendste Zeit im Leben. Ich kann das auf Grund meiner Erfahrungen (s.o.) nur bestätigen. Du musst ja nicht nach dem 2. Examen sofort ein volles Stundendeputat angehen (das kann ich mir im Moment auch überhaupt nicht vorstellen, auch mittelfristig nicht). Wichtig ist, Dir Entlastung, Entspannung zu holen, wo immer es geht.

Kroki, ich finde Deinen Weg sehr konsequent und habe Hochachtung vor Dir! Es gehört viel Kraft und Mut dazu, sich aus der "sicheren" Verbeamtung und Anstellung wieder auf den "freien" (haha!) Arbeitsmarkt zu wagen. Du hast offensichtlich gelernt, auf Dich achtzugeben - und vor Allem nicht zu resignieren und aufzugeben. Ich Wünsche Dir alles, alles Gute und hoffe sehr, dass sich für Dich eine Tür öffnen wird, wie man so schön sagt. Das miese Gefühl nach "verpassten" Gelegenheiten kenne ich übrigens auch...... aber Du hast doch schon sehr viel für Deine Zukunft getan, und das mit der Krankheit am Bein, Respekt!

Liebe Grüße

Lioness
Lioness



Wir brauchen den Blick nach hinten, um unser Leben zu verstehen. Wir brauchen den Blick nach vorne, um unser Leben zu LEBEN!
ghana
Beiträge: 686
Registriert: 6. Feb 2006, 20:22

Re: Depression im Ref. - und danach ???

Beitrag von ghana »

Liebe Lioness,

mit deinem Beitrag hast du mir tatsächlich Mut gemacht und mich bestärkt. Vielen Dank!

Wie ich schon im anderen thread geschrieben habe, kenn ich mittlerweile einige Referendare, die sich auch mit irgendwelchen psychischen Problemen plagen. Bezeichnenderweise zweifeln die aber alle auch daran, den Beruf zu machen.
Klar hast du recht, perfekt ist niemand. Aber der große Unterschied ist, glaube ich, dass es "normalen" Menschen nichts ausmacht, nicht perfekt zu sein. Ich aber habe Angst davor. Blödsinnigerweise gibt es in meinem Kopf oft nur zwei Stufen: perfekt sein oder Versager. Musst mir nicht sagen, dass das echt Schwachsinn ist, weiß ich selber, nur bei den Gefühlen kommt dieses Wissen nicht an ...

In der Schule läuft es gerade echt gut, auch wenn ich mich im Moment mit viel Neuem zurechtfinden muss (ich habe vor einer Woche mit der 2. Fachrichtung begonnen) und nächste Woche auch wieder zwei Prüfungen habe *nerv*.
Im Moment bin ich mir sicher, dass ich weiter machen will und mich im Lehrerberuf zumindest mal genauer umsehen werde.

Wegen des Doktorvaters meines Freundes steht im Sommer für mich ein Umzug nach Niedersachsen auf dem Plan, was mich nicht gerade begeistert (sorry, du bist ja so ein "Nordlicht"). Und weil das den Anfang nicht vereinfacht, hab ich mir auch schon gedacht, mit einem halben, maximal 3/4 Deputat einzusteigen. Hoffentlich klappt das!

Liebe Grüße

Stefanie
"Am dunkelsten ist es immer vor der Dämmerung." (Eoin Colfer)
Lioness
Beiträge: 1911
Registriert: 29. Mai 2005, 23:21

Re: Depression im Ref. - und danach ???

Beitrag von Lioness »

Hallo Stefanie,

ist ganz schön ulkig, mich als "Nordlicht" bezeichnet zu finden - Grins!

Habe nächste Woche auch einen U-Besuch (Englisch, am Freitag,) und direkt danach ein PEG anstehen. Bitte Daumen drücken, ich tu's auch umgekehrt gerne für Dich!

LG

Lioness
Lioness



Wir brauchen den Blick nach hinten, um unser Leben zu verstehen. Wir brauchen den Blick nach vorne, um unser Leben zu LEBEN!
ghana
Beiträge: 686
Registriert: 6. Feb 2006, 20:22

Re: Depression im Ref. - und danach ???

Beitrag von ghana »

Hallo Lioness,

ja, wie sont als "Nordlicht" sollte ich denn jemand nennen, der ca. 6 Stunden Autofahrt nördlich von mir lebt?!

Die Daumen kann ich dir gern drücken, ich denke sicher dran, denn auch meine Prüfung ist am Freitag. Was um alles in der Welt ist ein PEG?

Liebe Grüße

Stefanie

P.S.ass du die Schule schon gewechselt hast (anderer thread) hab ich ich nicht kapiert - aber gut so!
"Am dunkelsten ist es immer vor der Dämmerung." (Eoin Colfer)
Stollentroll
Beiträge: 243
Registriert: 16. Jul 2003, 14:50

Re: Depression im Ref. - und danach ???

Beitrag von Stollentroll »

Hallo Stefanie,

meine Schwester hat in späten Jahren auch auf Lehramt studiert (Sonderpädagogik, da sind die Klassen echt der Hammer). Das Referendariat war die Hölle, auch sie hatte Probleme mit ihrem Mentor (wenn es gar nicht geht, kann man auch wechseln). Aber ich kann Dir auf jeden Fall sagen, dass die Zeit danach für meine Schwester deutlich besser wurde. Der ganze Druck ist von ihr abgefallen und die Arbeit, so anstrengend sie auch manchmal ist, bringt ihr tierisch viel Spaß und von allen Lehrern die ich kenne, haben mir alle bestätigt, dass das Referendariat mit Abstand das Schlimmste war. Es lohnt sich also all den Streß auf sich zu nehmen, freue dich auf die Zeit nach dem Referendariat.

Aufmunternde Grüße vom
Stollentroll
Lioness
Beiträge: 1911
Registriert: 29. Mai 2005, 23:21

Re: Depression im Ref. - und danach ???

Beitrag von Lioness »

Hi Stefanie,

ich gebe zu, Dein Argument hat durchaus was für sich - für mich sind ja auch z.B. schon die Pfälzer "Südländer"...... aus meiner Perspektive leben die Nordlichter allerdings quasi schon kurz vor'm Wattenmeer! Alles ist relativ!

PEG = Planungs- und Entwicklungsgespräch, hat hier in NRW das Zwischengutachten abgelöst. Man plaudert mit Fachleitung und Schulleitung über die bisherige Entwicklung und zukünftige Perspektiven. Bin froh, wenn Freitag Mittag sein wird......

LG aus dem Norden (immer noch grins!)

Lioness
Lioness



Wir brauchen den Blick nach hinten, um unser Leben zu verstehen. Wir brauchen den Blick nach vorne, um unser Leben zu LEBEN!
ghana
Beiträge: 686
Registriert: 6. Feb 2006, 20:22

Re: Depression im Ref. - und danach ???

Beitrag von ghana »

Liebe(-r,-s ???) Stollentroll,

danke für die Aufmunterung!

Ja, dass die Klassen in Sopäd nicht einfach sind, hab ich auch gemerkt - ich habe als erste Fachrichtung Sprachbehindertenpädagogik und als zweite Geistigbehindertenpädagogik. Und heute haben mich meine neun sprachbehinderten Jungs mit ihren "Verhaltensoriginalitäten" wieder mal kräftig gefordert ! Aber ich hab mir den Beruf ja selbst ausgesucht und finde ihn eigentlich auch sehr spannend und sinnvoll...

Nun, die Ex-Referendare, mit denen ich gesprochen habe, fanden auch den Druck von außen im Ref wesentlich stärker, aber die Arbeitsbelastung an sich eben später durch das höhere Deputat größer.
Und für mich ist halt der Druck, den ich mir selber mache, auch wenn ich nicht bewertet werde, so schlimm. Deshalb meine Besorgnis.

Liebe Grüße

Stefanie
"Am dunkelsten ist es immer vor der Dämmerung." (Eoin Colfer)
gundi2
Beiträge: 48
Registriert: 1. Feb 2006, 18:00

Re: Depression im Ref. - und danach ???

Beitrag von gundi2 »

Hallo Stefanie,

ich bin mittlerweile 54 und beziehe Rente wegen Erwerbsunfähigkeit. Früher war ich Lehrerin...

Doch der Reihe nach:
- Ich habe 1971 bis 74 für das Lehramt an Realschulen studiert. Während des Referendariats hatte ich massive Schwierigkeiten, das durchzuhalten. Arbeitsbelastung, deutlich sichtbare Erschöpfung, die zu Stress mit den Mentoren führte, dass alles führte zu einer schlechten Note im 2. Examen. Das waren massive Depressionen, aberdaran dachte damals noch keiner, weil sich das stark somatisch auswirkte; ich bin überhaupt nicht auf die Idee gekommen, zu einem Psychiater zu gehen.

- Damals bekam ich auch mit diesen Noten eine Stelle, und die erste Zeit war ich dort sogar recht glücklich. Nach gut 1 1/2 Jahren habe ich dann aber gründlich abgebaut, und weil es in meiner Familie eine ganze Reihe von Depressionen gibt, habe ich meine Hausärztin darauf angesprochen. Die schickte mich dann weiter, und ich bin mit großen Ängsten dorthin gegangen. (Damals sah Psychiatrie noch anders aus als heute). Ich war dann 6 Monate krank geschrieben und bin anschließend auf eigenen Wunsch ins Angestelltenverhältnis gewechselt, um weniger Stunden arbeiten zu müssen, zuletzt nur noch mit halbem Deputat. Aber auch das war letztendlich noch zu viel, es kamen neue Depressionen, und da habe ich mich in Familie und Kinder geflüchtet. - Ich hatte zwar von Berufsberatung und Studienberatung einige Ratschläge für Ausweichberufe bekommen, die mir aus heutiger Sicht deutlich weiter geholfen hätten, aber irgendwie habe ich mich damals von anderen Leuten beeinflussen lassen. - Mit den KIndern war das zeitweilig auch schwierig, besonders weil mein Mann das nicht sieht, wenn es mir schlechter geht, aber das Auf und Ab irgendwie ging das immer. Wenn es mir besser ging, wurde das Chaos eben wieder beseitigt... Heute würde ich das nicht mehr so angehen, sondern den Kinderwunsch zurückstellen, bis ich eine weitere Qualifikation und Berufserfahrung in diesem Zweitberuf habe habe. Manchmal denke ich, dass mein Leben dann weniger stressig und insgesamt befriedigender verlaufen wäre; aber wer weiß das schon?

- Ein 2. Berufsstart, als die Kinder größer waren, war nach 1 Jahr zu Ende. Der Schulrat wollte mich, weil ich beim Unterrichtsbesuch zur Festanstellung offensichtlich nur begrenzt handlungsfähig war, nicht übernehmne. Und ich wollte zu dem Zeitpunkt auch nicht mehr, weil ich gemerkt habe, dass ich das nicht durchhalten kann. Der Arbeitsvertrag wurde dann im gegenseitigen Einvernehmen in einen befristeten Vertrag umgewandelt. Damit hatte ich dann beim Arbeitsamt als "Arbeitssuchende" bessere Karten. Man machte mir dort wieder einige recht brauchbare Vorschläge, allerdings mit der Einschränkung, dass ich mich noch irgendwie weiter qualifizieren müsse.

- Das Arbeitsamt kloppte sich dann mit der BfA um die Zuständigkeit; letztere war dann für mich zuständig und schickte mich zur Abklärung des weiteren Vorgehens in eine psychsomatische Reha. Dort wurde ich dann "arbeitsunfähig entlassen", damit wurde aus dem Reha-Antrag ein Rentenantrag.... s. o.

Für dich kann das nicht so laufen, weil mittlerweile die Gesetze anders sind.

Mein Vorschlag: Wenn du Zweifel hast, ob du auf Dauer im Schuldienst glücklich wirst, informiere dich doch einfach mal beim Arbeitsamt, was es für dich an Alternativen gibt. Du schreibst nicht, welche Fächer du hast. Da lässt sich manches besser, manches schlechter verwerten.

Und besprich dich mit deinem Arzt! Für manche Maßnahmen, Intergation usw. benötigst du ein Gutachten von ihm. Und noch eine Überlegung, die du nicht entsetzt von dir weisen solltest: Frag den Arzt, ob er einen Klinikaufenthalt (evtl. Reha) nach deinem 2. Examen für sinnvoll hält. Die meisten Kliniken haben Fachleute, die sich mit dieser Problematik auskennen, alle Gesetze kennen, die für dich von Vorteil sind usw. Dort könntest du ggf. in Ruhe deinen weiteren Berufsweg planen.

Informiere dich über Alternativen! An der Schule meiner Kinder sehe ich entsetzlich viele Lehrer, die mit 40 am Ende sind, sich noch eine ganze Reihe von Jahren quälen und dann mit 50 frühpensioniert werden, obwohl sie ihren Beruf lieben und das die ersten Jahre auch gut lief.

Ich wünsche dir gute Entscheidungen!
gundi2
ghana
Beiträge: 686
Registriert: 6. Feb 2006, 20:22

Re: Depression im Ref. - und danach ???

Beitrag von ghana »

Liebe gundi,

danke für deinen ausführlichen Beitrag und deine Ratschläge.

Beim Arbeitsamt habe ich mich schon erkundigt. Ich habe übrigens Sonderschulpädagogik mit den Fachrichtungen Sprachbehindertenpädagogik und Geistigbehindertenpädagogik studiert. Da gibt es schon Sachen, die man machen kann. Neben "üblichen" Lehramtsalternativen v. a. auch Berufe, die normalerweise ein Sozialpädagoge macht. Aber das ist es ja - als ich im September in Bezug auf Lehrerin ewrden so schwarz gesehen habe, konnte ich mir auch keinen anderen Beruf vorstellen, indem ich irgendwie Verantwortung übernehmen sollte - schon gar nicht für andere .

Mittlerweile seh ich ja schon wieder "dunkelweiß" . Ich könnte mir Logopädin als Alternativberuf vorstellen, aber erstens hab ich auch als Logopädin kein Schutzschild vor Depressionen und außerdem - der Arbeitsmarkt ist voll von Leuten, die dafür richtig ausgebildet sind und deshalb viel besser qualifiziert als ich. Meine Noten sind zwar (bisher) gut, aber was bringts?

Dein Vorschlag mit der Klinik war sicher gut gemeint, aber das kommt für mich aus mehreren Gründen nicht in Frage - mal davon abgesehen, dass mich im Moment wahrscheinlich niemand krankschreiben, geschweige denn einweisen würde. Mir gehts momentan gut .

Mit meinem Arzt besprich ich garantiert nix mehr - beim letzten Termin sind wir übereingekommen, dass wir uns am besten so selten wie möglich sehen .

LG

Stefanie
"Am dunkelsten ist es immer vor der Dämmerung." (Eoin Colfer)
BeAk

Re: Depression im Ref. - und danach ???

Beitrag von BeAk »

Liebe Stefanie,

bin kein Lehrer, mir fiel nur so einiges ein, beim lesen Deiner Posts.
Kannst Du Deine ganzen Zweifel nicht als depressionbedingt einstufen und erst mal in eine Ecke stellen.
Versuchen mit Antidepressiva und Therapie Deinen normalen Lehreralltag zu bewältigen. Schau doch erst einmal, wie das Lehrerdasein ohne Druck von oben, durch Mentor oder wie auch immer das heißt, so ist.
Würdest Du nicht auch eine andere Klasse bekommen?
Abbrechen und in einem anderen Beruf arbeiten kannst Du immer noch.
ghana
Beiträge: 686
Registriert: 6. Feb 2006, 20:22

Re: Depression im Ref. - und danach ???

Beitrag von ghana »

Liebe Beatrix,

Ich habe ja jetzt schon vor, mich erst mal im Lehrerberuf umzuschauen, bevor ich das Handtuch schmeiße. Bald fangen die Bewerbungsfristen an, da mach ich dann Nägel mit Köpfen. Ich habe allerdings vor, nicht mit voller Stundenzahl zu beginnen. Die Junglehrer an meiner Schule, die den Einstieg gut bewältigen (und nichts von meinen Problemen wissen), haben mir auch dazu geraten, alles andere sei zu stressig.

Ich glaube, ich zweifel eigentlich auch weniger darüber, ob gerade Lehrerin für mich der richtige Beruf ist, sondern ob ich generell "lebensfähig" bin. Die Angst vor einer weiteren depressiven Episode sitzt bei mir sehr tief. Aus Angst vor weiteren Episoden überlege ich mir sogar manchmal, ob ich wirklich eigene Kinder will ...

In der Schule hat sich seit November einiges verbessert. Ich kann die täglichen Kämpfe mit meiner Klasse mittlerweile besser ertragen und kann es auch eher mal bei Seite schieben, wenn der Unterricht (wieder mal)nicht geklappt hat wie geplant. Das Verhältnis zu meinem Mentor hat sich auch gebessert. Das Problem war übrigens nie, dass er mir Druck gemacht hätte, weil ich zu wenig leiste, sondern er konnte nicht verstehen, warum ich so verzweifelt war und alles was ich gemacht habe unzureichend fand. Er sah in meinem Zweifel auch eine Kritik an seiner Arbeit und seiner Fähigkeit als Mentor.

Seit meiner Lehrprobe (Prüfung) habe ich sowieso nicht mehr so viel mit ihm zu tun, weil ich jetzt nur noch eigenverantwortl. unterrichte. Will heißen, dass weder er in meinen Stunden noch ich in seinen dabei bin. Wir sprechen im Grunde nur noch ab, welche Themen ich aus seinem Stoffverteilungsplan übernehme.

Nach der Lehrprobe in der ersten Fachrichtung fängt man im Sopäd-Referendariat mit seiner zweiten Fachrichtung, bei mir Geistigbehindertenpädagogik, an. Das bedeutet, dass ich jetzt zusätzlich noch eine andere Klasse habe und dort unter Aufsicht einer anderen Mentorin (heißt auch Beatrix ) unterrichte. Heute habe ich die erste Einheit gehalten. Es war total schön für mich zu erleben, dass ich mit einer einigermaßen normalen Klasse auch einigermaßen guten Unterricht zu Stande kriege. Macht doch Hoffnung !

Liebe Grüße

Stefanie
"Am dunkelsten ist es immer vor der Dämmerung." (Eoin Colfer)
BeAk

Re: Depression im Ref. - und danach ???

Beitrag von BeAk »

Liebe Stefanie,

Glückwunsch zum gelungen Einstand in die neue Klasse.

Weiter so.
Antworten